FTL: Faster Than Light

FTL: Faster Than Light

USS Superlevel, Sternzeit 13578.7: Alle tot!

Ich bitte um Verzeihung. Das hier hätte ein Sterntagebuch werden können, das nicht nur Kapitän Fabus fulminante Brust mit Stolz hätte schwellen lassen, aber FTL ist keine Ode an Star Trek. Es ist ein Raumschiff-Roguelike — und das heißt: Jeder Sprung zwischen Sektoren, jede Reise zu einem neuen Planeten und jede Entscheidung im Umgang mit Aliens birgt den überraschenden, erbarmungslosen Tod.


Es ist etwas schwer über FTL zu sprechen, ohne den Ursprung dieses Spiels zu erwähnen. Faster Than Light ist nämlich eines der ersten fertigen Videospiele, die über die Crowdfunding-Seite Kickstarter finanziert wurden, nachdem Tim Schafers Double Fine damit einen enormen Erfolg gefeiert hat. Über 200.000 Dollar konnte das zweiköpfige Team einsammeln, um ihr Spiel fertigzustellen. Und falls FTL als Maßstab für kommende Kickstarter-Spiele gelten sollte, ist das eine sehr, sehr gute Sache, denn: Es ist ein fantastisches Spiel!

(Link zum Video)

Das zu erkennen fiel mir zunächst etwas schwer. Die Raumschiffschlachten sehen wenig spektakulär aus und das Szenario schien das ohnehin recht komplexe Roguelike-Genre noch sperriger zu machen. Wenn es schon schwer genug ist, sich mit Zwergen, Helden und Höhlenforschern auseinanderzusetzen, wie komplex muss dann nur ein Raumschiff mit Schildsystemen, Triebwerken und Schneckenaliens sein?

FTL

Das Gegenteil ist der Fall: Bei FTL handelt es sich um eines der zugänglichsten Roguelikes, die ich je gespielt habe. Das Ziel ist es, ein kleines Raumschiff mit ahnungslosen Laien auf der Flucht vor einer raubmordenden Rebellenflotte durch eine gemeingefährliche Galaxie zu navigieren. Jedes Schiff besteht dabei aus einer Reihe von Systemen, die alle eine gewisse Menge Energie vom Reaktor benötigen und sich alle auf das Schiff auswirken. Schilde wehren Laser ab, Triebwerke ermöglichen das Reisen. Je nach Situation zieht man aus einem System Energie ab und leitet es an ein anderes um.

Der Großteil des Spiels besteht daraus, seine Mannschaft in einer simplen Vogelperspektive über das eigene Raumschiff zu kommandieren, um es in Betrieb zu halten. Im Gefecht werden dann einzelne Teile gegnerischer Schiffe beschossen. Das gilt natürlich auch für die Gegner selbst und führt dank schon von Anfang an gemeinster Taktiken zu Momenten der Panik, wenn sowohl Sauerstoffversorgung als auch Schilde gleichzeitig die Arbeit einstellen. Glücklicherweise lässt sich in diesen Fällen das Spiel per Leertaste pausieren, um in aller Ruhe der Mannschaft Reparaturaufträge zu erteilen oder wichtige Systeme zu bemannen.

Faster Than Light spielt sich erstaunlich einfach und trotzdem bleibt es absolut erbarmunglos. Schon nach kurzer Zeit habe ich aufgehört, Schiff und Mannschaft liebevoll nach Freunden zu benennen. Ihre Lebenserwartung war einfach zu kurz. Selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad habe ich es bisher nicht geschafft, eine Reise bis zum Ende durchzustehen. Manchmal ist das ganz klar meine eigene Schuld. Etwa wenn ich versuche, Torpedos zu sparen, und dann chancenlos gegen einen unterschätzen Gegner verliere. Manchmal kommt das Ende für das Schiff überraschend, wenn man in einem Dialogkasten eine falsche Wahl über den Umgang mit einer Alien-Spezies trifft und die USS Superlevel von irren Mantis-Käfer-Kriegern erobert wird.

Und dann geht alles wieder von vorne los. Wo die meisten Roguelikes aber auf Vielfalt und Abwechslung durch unterschiedliche Helden setzen, bietet FTL erst einmal nur ein einziges Schiff. Neue, spannendere Raumschiffe lassen sich zwar durch das Erledigen bestimmter Aufgaben freischalten, aber das kann eine ganze Weile dauern.

Dass FTL trotzdem motiviert, liegt am großartigen Erfahrungspunktesystem. Egal ob Verbesserung der Schilde, neuer Treibstoff an einem Handelsposten oder neue Mannschaftsmitglieder: Alles kostet Schrott. Und Schrott lässt sich nun mal am besten erwirtschaften, wenn man gegnerische Schiffe zu Schrott verarbeitet. Weil aber alles mit dem wertvollen Müll bezahlt wird, herrscht eine ständige Ressourcenknappheit und Spannung.

FTL steckt voller schwieriger Entscheidungen und taktischer Überlegungen. Jedes Versagen zeigt eine neue Strategie, einen neuen Fehltritt, den man so nicht mehr begehen wird. Aus überschaubaren, schnell erlernbaren Elementen macht FTL ein großartiges Spiel. Energie!

FTL ist erhältlich für PC, Mac und Linux über Steam und GOG. Etwas preiswerter (und inklusive Steam-Key) gibt es das Spiel direkt von den Machern.

Weitere Informationen sind auf der offiziellen Webseite verfügbar.