Game Music Bundle 6
Ein guter Film funktioniert auch mal ohne Musik. Doch wenn das Schicksal einen exzellenten Regisseur mit großartigen Musikern zusammenführt, wird daraus gelegentlich ein ganz besonderes Meisterwerk, das mehr als nur den Verstand und die Augen anspricht. Ähnlich verhält es sich wohl mit Computerspielen. Eine wunderbare Gelegenheit, diese These zu überprüfen, bietet noch bis zum 12. Dezember das Game Music Bundle 6 aus Anlass des Game Music Festivals. Ab einem Einstiegspreis von einem Dollar gibt es fünf Alben im Paket, darunter der epische Soundtrack zu Dust – An Elysian Tale oder Teil 1 des Adrenalintechno-Monstersoundtracks aus Electronic Super Joy.
Es wäre allerdings geradezu bescheuert, weniger als zehn Dollar zu investieren, denn ab diesem Betrag besteht das Game Music Bundle 6 aus unglaublichen 24 Indiegame-Alben – und ist damit das größte in der Geschichte der Game Music Bundles. Die schiere Menge an Musik wäre bereits ein hinreichender Kaufgrund für alle, die auch nur mäßiges Interesse an Computerspielmusik haben. Selbst in der 320-kBps-MP3-Variante belegt das Bundle mehr als zwei Gigabyte auf der Platte, die Gesamtspielzeit beläuft sich auf über 15 Stunden. Alle Tracks sind auch als FLAC oder Apple Lossless erhältlich.
Das beste Kaufargument ist aber die extreme musikalische Bandbreite der enthaltenen Alben. Sie gewähren einen phänomenalen Überblick über die Vielfalt der musikalischen Seite der Games. Abseits aller Klischees beschränkt sich die Kreativität der Gameskomponisten nicht auf angestaubte Chiptune-Zitate, sondern gibt so gut wie alles her, was musikalisch machbar ist: Bei Shimshan swingt es elegant, der Guacamelee-Soundtrack erzeugt stimmungsvolles mexikanisches Flair. Die Musik aus Super Ubie Land ist eine Art getunter Super Mario mit erweitertem Instrumentarium und der nur drei Titel umfassende Soundtrack zu Tale of Tales’ Bientôt l’été macht dem Kunstspiel mit seinem edlem Soundscapedesign alle Ehre.
Besonders angetan haben es mir die sparsam orchestrierten Stücke aus den zwei bislang veröffentlichten Kentucky Route Zero-Episoden, die mich streckenweise an den Twin-Peaks-Komponisten Angelo Badalamenti erinnern und den speziellen Charakter des Spiels akustisch reproduzieren. Außerdem mit dabei: Die Indielieblinge The Stanley Parable (“Following Stanley” sollte eigentlich jeder noch im Ohr haben) und Rogue Legacy sowie viele andere kleine und große musikalische Überraschungen.
Das Bundle 6 ist so großzügig und stilsicher geschnürt, dass sich die Kaufempfehlung fast von selbst versteht. Wer beim Spielen nicht generell den Ton herunterdreht, kann hier eigentlich nichts falsch machen. Und wie alle Bundles lässt es sich auch wieder als Geschenk kaufen. Übrigens: Wen die Hintergründe oder die Entstehungsgeschichte des ein oder anderen Soundtracks interessieren, der kann sich auf der Seite des Game Music Festival aufschlussreiche Kommentare der Komponisten anhören.