GBJam 3: Out of Sight, Out of Mind

Out of Sight, Out of Mind

Computerspiele werden der Realität optisch immer ähnlicher. Bei Rennspielen sehen die glatt polierten Oberflächen der Sportwagen inzwischen nahezu fotorealistisch aus, bei Golfspielen wirkt es fast, als würde jeder einzelne Grashalm auf dem Fairway realistisch berechnet. Beeindruckend zeigt sich dieser Fortschritt auch bei Kriegsspielen: Aus Sicht einer taktischen Kamera sieht das Bombardement irgendwelcher Terroristen schon fast aus wie die Bilder aus der Tagesschau. Das mag ethisch fragwürdig sein, aber so ist nun mal technischer Fortschritt. Außerdem funktioniert dieses Prinzip ja auch andersherum: Moderne Kriegsführung ist heute fast wie ein Computerspiel, spätestens seit der Erfindung bewaffneter Drohnen.

Wie viel Spaß so ein gepfefferter Drohnenkrieg machen kann, wenn ich für die aktive Teilnahme am Geschehen lediglich am heimischen Schreibtisch sitzen muss, hat mir Superlevel-Autor Jeremy Lonien jetzt gezeigt. Gemeinsam mit dem Illustrator und Entwickler Shortee schuf er für den GBJam Out of Sight, Out of Mind – ein Spiel, bei dem ich in vierfarbiger Game-Boy-Grafik die pixelige Landschaft eines generischen arabischen Landes in Stücke Bomben kann. Zur Verfügung stehen mir dabei ein Schnellfeuergewehr und Bomben. Letztere sind zwar nicht unbedingt nötig, erzeugen aber ein satt klingendes Explosionsgeräusch und sind daher für den Spielspaß im Krisengebiet nur förderlich.

Ein wenig ausgefeilter könnte die Gamification der asymmetrischen Kriegsführung dann aber doch sein. Die vollkommen identisch aussehenden Leute in ihren Lehmhütten wehren sich überhaupt nicht. Dumme Terroristen! Nicht, dass sie mir etwas antun könnten, aber wo bleibt da die Herausforderung? Schnell ertappe ich mich dabei, wie ich gelangweilt auf Bäume und den Dreck auf den Feldern schieße, Bomben gibts schließlich genug. Damit mir nicht komplett langweilig wird, kann ich außerdem nebenbei noch im IRC-Channel mitlesen. Dort geben meine Kameraden immer mal wieder rassistische Beleidigungen von sich, garniert mit Tippfehlern. Was für ein Spaß!