Browsergame: Granagotchi

Granagotchi

In den 90er Jahren begeisterte ein kleines Plastik-Ei mit LCD-Bildschirm Kinder und trieb gleichzeitig Eltern und Lehrer in den Wahnsinn. Beim Tamagotchi mussten die Besitzer ein virtuelles Küken füttern, ihm Zuwendung schenken und virtuelle Fäkalien wegräumen. Während sich die meisten Kritiker hierzulande einig waren, dass es sich beim Tamagotchi um einen japanischen Zeitverschwendungsautomaten handelt, glaubten einige Wenige an den pädagogischen Wert das Spielzeugs. Schließlich könnten Kinder so lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wenn das stimmt, hat Granagotchi zweifellos die Kraft, den weltweiten Kampf gegen die Altersarmut aufzunehmen.

Großmutter hat bereits ein hartes Leben hinter sich. Trotzdem muss sie sich im Alter ihre spärliche Rente genau einteilen, wenn sie über den Winter kommen will. Als Spieler bestimme ich, wann Oma einen Tee trinkt, einen warmen Pullover anzieht, sich eine Wärmflasche in den Sessel legt oder den Heizstrahler für ein paar Minuten anschaltet. All das kostet Geld, umsonst ist nur ein Aufwärmtanz vor dem Fernseher. Darüber hinaus kann mich meine undankbare Nachkommenschaft anrufen, die allerdings ohnehin nie ans Telefon geht.

Nach ein paar Spieltagen, in denen ich mich so aufmerksam wie möglich der Verwaltung von Omas schmalem Budget widme, geschieht das Unausweichliche und sie bricht vor ihrem Fernseher zusammen. Bleibt mir nur, den Krankenwagen zu rufen und einen Tweet mit meinem Highscore abzuschicken. Mehr Verantwortung habe ich ja glücklicherweise nicht.