I Love You: Adultery & Dragons

I Love You

Wenn Menschen fremdgehen, gibt es dafür nicht immer gute Gründe. Häufig würde der untreue Teil einer Liebesbeziehung sogar behaupten, dass er den betrogenen Partner nach wie vor liebt. In I Love You schlüpft der Spieler in die Rolle eines Mannes, dessen Frau ein Verhältnis mit einem anderen hat. Er ahnt davon nichts und geht in aller Ruhe seinem täglichen Job nach, der darin besteht, einen riesigen Drachen zu erschlagen und ihm sein Geld wegzunehmen. Nach dem Aufstehen und nach Feierabend hört er stets: I Love You.

Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob der namenlose Protagonist wirklich geliebt wird. Nach dem dritten Durchspielen des stets gleichen Tages, dem dritten erschlagenen Drachen und dem dritten eingesammelten Geldsäckchen stelle ich mir stattdessen die Frage, was mir Entwickler Da Neel mit seinem kleinen Spiel sagen möchte. Es ist zweifellos tragisch, wenn jemand fremdgeht – warum in I Love You aber ausgerechnet eine Hausfrau ihren hart arbeitenden Ehemann hintergehen muss, der tagtäglich Drachen erschlägt, bleibt mir schleierhaft. Die dargestellte Situation ist nicht einmal ein besonders herausragendes Paradebeispiel. Erhebungen zu Seitensprüngen mögen aufgrund des Themas nur bedingt aussagekräftig sein, aber in vielen Ländern der Welt sind es mitnichten hauptsächlich die Frauen, die sich Liebschaften suchen. Gleichzeitig fürchten sich heutzutage Otto-Normal-Drachen gleichermaßen vor beiderlei Geschlecht.

Leider verbietet mir I Love You zudem alles, was dazu beitragen würde, den täglichen Trott des Betrogenwerdens zu durchbrechen. Es ist mir etwa nicht möglich, nackt das Haus zu verlassen, denn meine virtuelle Ehefrau besteht darauf, dass ich mich anziehe. Ich kann meine Figur auch nicht in irgendeinen Abgrund stürzen, denn sie erscheint direkt wieder am oberen Bildschirmrand. Der Protagonist ist unbesiegbar und er kann nur tun, was er tun muss: Drachen töten, Geld holen, heimkehren. Am liebsten hätte ich mich übrigens auf ein Gspusi mit dem Drachen eingelassen. Geht aber leider auch nicht. Verschenktes Potenzial.