Limbs Repair Station: Kybernetisches Handlesen

Limbs Repair Station

Ich habe großes Glück, denn meine Extremitäten funktionieren zum aktuellen Zeitpunkt noch einwandfrei. Allerdings habe ich die Angewohnheit, hin und wieder mit den Fingern zu knacken und meine Mutter verriet mir schon im Kindesalter, dass das irgendwann Gicht verursachen könnte. Vielleicht ist das ein Ammenmärchen, wie das mit der Onanie und der Blindheit oder das mit den Muskeln und dem Spinat. Falls es aber doch stimmt, hoffe ich inständig, dass die Gicht noch ein paar Jahre auf sich warten lässt. Vielleicht habe ich dann nämlich die Möglichkeit, mir einfach eine kybernetische Hand an den Arm schrauben zu lassen. In Limbs Repair Station kann ich heute schon in die Rolle meines künftigen Prothesen-Dienstleisters schlüpfen – als Angestellter beim Kundenservice.

Przemysław „Rezoner“ Sikorski schuf das Spiel im Rahmen des Cyberpunk Jam und er weiß: Je komplexer eine Prothese wird, desto fehleranfälliger wird sie auch. Völlig überfordert von all den Funktionen kybernetischer Hände sitze ich in Limbs Repair Station daher an meinem Arbeitsplatz und versuche herauszufinden, was der Kunde überhaupt will. Manchmal ist einfach nur ein Transistor kaputt, oder dem Produkt meines Arbeitgebers wurde ab Werk versehentlich die falsche Kunsthautfarbe übergestreift. Bei anderen Kunden muss ich aber auch kleine Upgrades installieren – beispielsweise einen Zeigefinger in eine Pistole verwandeln oder in eine Lötlampe. Natürlich gibt es unter den Prothesenträgern aber auch schwarze Schafe, die auf ihre Hand gar keine Garantie mehr haben oder die von mir wollen, dass ich ihnen ein minderwertiges Produktplagiat repariere. Dann muss ich die Arbeit verweigern, um für meinen Chef keine unnötigen Kosten zu verursachen.

Limbs Repair Station ist unübersehbar inspiriert von Papers, Please. In meinem Arbeitsbereich muss ich die Bauteile der kybernetischen Hände umherschieben, hin und wieder im Handbuch nachsehen, was in welcher Situation zu tun ist, darf nicht vergessen, alle Widerstände und Transistoren festzulöten und sollte zu allem Überfluss auch noch darauf achten, den Kunden so schnell wie möglich zufriedenzustellen. Der Druck ist kaum auszuhalten, nur das Radio lenkt mich ein wenig ab. Die kybernetischen Hände der Zukunft zu reparieren ist ein Knochenjob. Zurück in der gegenwärtigen Realität betrachte ich meine biologischen Hände und denke darüber nach, das Fingerknacken künftig vielleicht doch lieber ein wenig zu reduzieren.