Kickstarter Fundgrube: Dreamfall, Asylum, Race the Sun, Death Inc.

Kickstarter ist die bekannteste und erfolgreichste Internetplattform für Projektfinanzierung über Crowdfunding (Schwarmfinanzierung). Besonders für die Indieszene ist das Portal interessant, weil es unabhängigen Entwicklern die Möglichkeit gibt, herauszufinden, ob ihr Projekt überhaupt Anklang findet und gleichzeitig die notwendigen Mittel für die Finanzierung einzustreichen. Für uns sind Kickstarter & Co von Interesse, weil sie uns die Möglichkeit geben, spannende Projekte zu verfolgen und zu unterstützen, die im normalen Betrieb der Industrie niemals das Tageslicht gesehen hätten. Diese neue Superlevel-Serie wird von nun an im zweiwöchigen Rhythmus die interessantesten und kuriosesten Crowdfundingprojekte zusammentragen und vorstellen.

Dreamfall Chapters: The Longest Journey

Dreamfall Chapters: The Longest Journey verspricht uns die Fortsetzung der The Longest Journey-Saga, auf die viele von uns nun schon seit geraumer Zeit warten.

Entwickelt werden soll das Spiel vom Kernteam von Red Thread Games, die auch für die Vorgänger verantwortlich waren. Die ersten beiden Spiele der Saga wurden von Funcom herausgegeben, aber nun hat Red Thread Games die Rechte erworben und plant, den Titel unabhängig von Publishern und allein durch Selbst- und Kickstarterfinanzierung fertig zu stellen. Red Thread Games verspricht die Fortsetzung und den Abschluss der Geschichte sowie die Rückkehr zu bekannten Schauplätzen und Charakteren, aber auch neue Spielmechaniken und Herausforderungen.

Die Belohnungen für Unterstützer sind im Bereich des Üblichen: Ausgaben sowohl in digitaler als auch in physischer Form, die neben dem Spiel Soundtracks, Blicke hinter die Kulissen der Entwicklung, Konzeptzeichnungen, eine Kurzgeschichtensammlung und dergleichen beinhalten.

Die große Fangemeinde und der hohe Bekanntheitsgrad der Vorgänger haben ihren Teil beigetragen — das Projekt hat das Finanzierungsziel bereits erreicht, und das mit noch 19 Tagen in Reserve. Die Stretchgoals lassen allerdings noch viel Raum und Anreize für neue Unterstützer.

Race the Sun – An infinite Speed Experience

Race the Sun möchte ein actionreiches Rennspiel mit starkem Fokus auf spielergenerierte Inhalte und einer interessanten Multiplayeridee sein.

Die Grundidee ist ein solarbetriebenes Schiff, das solange fahren kann, wie die Sonne am Himmel steht. Daher rast man dem Sonnenuntergang entgegen, um im Tageslicht zu bleiben (Superlevel berichtete). Die befahrbare Welt soll komplett prozedural generiert werden, mit Hindernissen und aufsammelbaren Extras sowie der Möglichkeit, das Schiff mit neuen Fähigkeiten zu versehen. Das Spiel kommt auch mit einem Werkzeugkasten zum Weltenbauen und –teilen, in dem Aussehen, Hindernismuster und sogar die Physik der Welt verändert werden können. Das Besondere am Multiplayer ist die Verbindung von Asynchronität und Teamspiel. Nach dem Spieltod kann man seinen Spielstand an einen Mitspieler weitergeben, der dann das Rennen fortsetzt, um den Punktestand des Teams zu verbessern.

Neben den üblichen digitalen Kopien, Soundtracks und Wallpapern gibt es auf den höheren Stufen das Design eines eigenen Schiffs. Die Unterstützung des Projektes sieht leider noch nicht gut aus. Hier ist auf jeden Fall noch ein starker Anstieg notwendig, wenn Race the Sun in geplanter Form erscheinen soll.

Asylum

Asylum wird ein Point’n’Click-Adventure im Genre des psychologischen Horrors und scheint dabei kein traditionelles Element (oder Klischee) auslassen zu wollen. Innovation? Naja. Grusel? Wahrscheinlich trotzdem.

Ein Horrorspiel über die Erkundung einer verfallenen Anstalt? Ob man nun das Gähnen oder das Gruseln anfängt ist wohl Geschmackssache. Nach dem Trailer bin ich mir schon ziemlich sicher, den Plot von A bis Z voraussagen zu können. Trotzdem verspricht der Entwickler einige Überraschungen und das Ganze scheint zumindest ansprechend atmosphärisch zu sein.

Die niedrigen und mittleren Belohnungsstufen für Unterstützer sind recht traditionell, aber in den höheren bekommt man die Möglichkeit, sich selbst im Spiel als Insasse des Hauses verewigen zu lassen, mit eigener Zelle oder sogar mit einem persönlichen Charaktermodell.

Die bisherige Unterstützung des Projektes läuft sehr gut und Stretchgoals sollen angekündigt werden, sobald das ursprüngliche Ziel fast erreicht ist. Asylum befindet sich bereits in fortgeschrittenen Stadien der Entwicklung und die Kickstarter-Mittel dienen lediglich der Beschleunigung.

Death Inc.

Death Inc. ermöglicht, was viele schon mal wollten: im 17. Jahrhundert mit der Schwarzen Pest Tod und Verderben sähen. Angeblich.

Ambient Studios aus Großbritannien verspricht uns eine Mischung aus Echtzeitstrategie, Gottspiel und Wirtschaftssimulation. Der Spieler beginnt seine Karriere als freiberuflicher Tod und steuert infizierte Horden und andere Sympathieträger durch Städte, um zunehmend wehrhafte Einwohner ihrem Ende zuzuführen, ihre Seelen einzustreichen um damit sein Gewerbe wachsen und gedeihen zu lassen. Spielmechanisch interessant ist hier die Idee der Steuerung der Horden, wo mit der Maus in die Welt Pfade gezeichnet werden, oder geometrische Formen, die bestimmte Manöver auslösen sollen. Dies erlaubt in der Theorie eine bessere und intuitive Kontrolle, so es denn wie geplant funktioniert. Im Simulationsteil sollen sich dann die Truppen aufrüsten lassen, neue Manöver lernen und das eigene jenseitige Büro möchte auch aufgehübscht werden.

World of Wander

World of Wander wird ein Spielebaukasten (mit Spiel), der verspricht, aus uns allen Spieleentwickler zu machen — Spieleentwickler von bunten Plattformern.

Der Editor soll zwei Modi haben: Für Einsteiger, die ohne Vorkenntnisse einfach Level zusammenklicken wollen, und für Fortgeschrittene, die sich in das angepasste Lua-Script einarbeiten, um damit mehr Möglichkeiten und Optionen zu haben. Beide Modi sollen jedoch in ein paar Minuten spielbare Level hervorbringen können. Mit diesem Baukasten gibt es auch ein fertiges Spiel, zu Spaß- und Demonstrationszwecken. In “Secret Spaceship Club” soll man in einem wahnwitzigen SciFi-Szenario die Welt retten, aber auch die Spielmechaniken lernen, die man im Editor braucht.

Für Unterstützer gibt es das Spiel, den Baukasten und übliche Extras. Auf den mittleren Rängen warten die physische Edition und auf den höheren Stufen kann man sich dann als NPC, Feind oder sogar Boss im Spiel verewigen lassen.

Das Ziel des Projektes liegt bei 400.000 Dollar, was sehr viel erscheint, und die derzeitige Unterstützerfrequenz wird nicht ausreichen, wenn es nicht vor Ende zu einem erheblichen Schub kommt.

Continue Magazine

Continue Magazine ist eine digitale Zeitschrift rund um die Spielekultur in all ihren Erscheinungsformen werden und möchte nun Kickstarter für den Fortbestand und die Weiterentwicklung nutzen.

Zu oft dreht sich laut diesem Projekt der Spielejournalismus um bloße Produktbeschreibungen und Kaufempfehlungen. Continue dagegen interessiert sich für die gesamte kulturelle Landschaft und das Kulturphänomen. Die Zeitschrift soll Darstellungen und Diskussionen der verschiedenen Aspekte der Spieleszene beinhalten und dabei neben Computerspielen auch Brett-, Karten und Rollenspiele besprechen. In jeder Ausgabe wird es unter anderem Rückblicke auf relevante Ereignisse und Entwicklungen in den letzten drei Monaten geben sowie Kolumnen von erfahrenen Spielejournalisten, Artikel über technische und technologische Aspekte des Hobbies und vertiefte Feature-Artikel über bestimmte Spiele oder Genres, deren Besonderheiten und Berühungspunkte mit der übrigen Welt.

Das Ziel des Projektes ist es mit den Kickstartermitteln die Zeitschrift für ein Jahr mit vier Ausgaben zu produzieren und später selbsttragend werden zu lassen. Es gibt bereits drei Probeausgaben für Neugierige.

Gewinner, Verlierer, lobende Erwähnungen

Einer der Gewinner dieser Runde ist wohl Homesick — ein Projekt, das 8.000 Dollar als Ziel hatte und mehr als 20.000 bekam, um ein Puzzle-Adventure mit prägnantem Designstil fertig zu stellen, das für Fans der alten Myst-Spiele recht vielversprechend aussieht.

Ein weiterer Siegespokal geht an The 90’s Arcade Racer, ein von den alten Spielearkaden inspiriertes Rennspiel, das nun in moderner Grafik und für alle relevanten Plattformen erscheinen wird. Das Projekt schoss über die Ziellinie hinaus und ermöglichte ein Produkt, auf das sich Rennspielfreunde und Nostalgiker freuen können.

Dahingegen wurde Wildman von Gas Powered Games eingestellt. Das Projekt erreichte eine halbe Million Dollar, bevor Wargaming (die Macher von World of Tanks) das ganze Studio kurzerhand aufkauften. Dies sichert den Fortbestand von Gas Powered Games und erweitert das Portfolio des Wargaming-Unternehmens in den Bereichen der Online-Multiplayer-Titel sowie der Multiplattformentwicklung.


Unsere Augen können natürlich nicht überall sein. Solltet ihr also bei Kickstarter oder anderen Crowdfunding-Plattformen auf spannende, gaming-relevante Projekte stoßen, schickt uns doch bitte eine oder informiert uns via Twitter.