Kickstarter Fundgrube: Satellite Reign, Dungeonmans, Race to Mars, Lacuna Passage

Dieses Mal habe ich wieder eine Sammlung kleinerer Projekte der niederen bis mittleren Preisklasse. Kleinere Budgets bringen oft technische Einschränkungen mit sich, was aber keineswegs ein Nachteil sein muss. Auch mit weniger Ressourcen lassen sich tolle Sachen anstellen, wenn eben das Spieldesign selbst über die Technologie prioritisiert wird. Außerdem bieten neue Entwicklungen eine Vielfalt an Möglichkeiten, selbst für kleinste Entwickler. Vorreiter auf diesem Feld ist die überaus beliebte Unity-Engine, die leicht zugänglich und kostengünstig ist. Nicht umsonst bildet sie den Kern der überwältigenden Mehrheit unabhängig entwickelter Spiele und hat ihren eigenen Teil zu dem großen Erfolg der modernen Indieszene beigetragen.

Satellite Reign

Satellite Reign wird ein klassenbasiertes Echtzeitstrategiespiel in einer offenen Stadt, die alle Cyberpunktraditionen verarbeitet, die man sich wünschen kann.

Als vier Agenten mit verschiedenen Fähigkeiten in Kampf und Technologie kämpfen wir hier um die Vorherrschaft über eine hochmoderne und korrupte Stadt. Dabei soll die Auswahl an Spielweisen sehr vielseitig sein, zwischen roher Gewalt, Infiltration, Propaganda oder kreativen Mischungen davon. Die Stadt lebt, wie im Genre üblich, unter der Herrschaft ruchloser Megaunternehmen, die alles besitzen und kontrollieren. Unser Team repräsentiert eine neue Bewegung, die sich hochkämpft, um entweder die Menschen zu befreien oder sich selbst an die Spitze zu stellen. Das Besondere daran ist, dass die Stadt lebendig simuliert wird, mit Bevölkerung, Verkehr, Geld sowie dem Strom- und Informationsnetzwerk — und alles soll manipulierbar sein. Missionsziele können selbst gewählt werden, ob wir uns nun ins Nachrichtennetz hacken und Propaganda verbreiten oder die Stadtwerke zerlegen und das resultierende Chaos nutzen. Natürlich werden auch die taktischen Straßenschlachten nicht fehlen, die auch taktische Vielfallt in der Verwendung von Fähigkeiten und Ausrüstung bieten soll.

Dungeonmans

Dungeonmans wird ein Rogue-like das, wie der Titel schon sagt, Helden in Dungeons beinhaltet, die da nach den üblichen Monstern und ihrer Beute suchen.

Hier sollen alle beliebten Traditionen der Rogue-likes fortgeführt werden, mit dem Schwerpunkt auf der Erkunden der 2D-Welt über und unter der Erde, durch Wälder, Wüsten, Dörfer und natürlich jeder Menge Kerker und Höhlen. Die Dungeons werden dabei zufällig generiert und das Kampfsystem ist rundenbasiert und soll viele taktische Optionen bieten. Es wird die üblichen vorgefertigten Charakterklassen geben, aber auch neue Kombinationen der entsprechenden Fähigkeiten. Unsere Figur ist dabei Mitglied einer Heldenschule, die mit dem Erfolg ihrer Schüler wächst, und das Sammeln von Erfahrung und Fähigkeiten bringt die Akademie selbst vorran, sodass nach dem wie üblich permanenten Heldentod dessen Fortschritt zu Teilen an den Nachfolger weitergegeben werden kann. Das Ganze ist hübsch, bunt und macht guten Designnutzen aus der spritebasierten 2D-Grafik, ist jedoch mit 35.000 Dollar ein relativ kostspieliges Projekt, verglichen mit ähnlichen Spielen. Trotzdem ist die Unterstützung ziemlich gut, wenn auch noch ein ganzes Stück vom Ziel entfernt. Wer mag, kann einen Blick auf die Demo werfen.

Race to Mars

Mit Race to Mars kann jeder zum Mars fliegen, und wenn wir es richtig machen, sogar als erstes und mit Profit.

In dieser rundenbasieren Unternehmenssimulation geht es um diverse Außenposten im Weltall, unter anderem die erste bemannte Marskolonie. Als neues Unternehmen in der Raumfahrtsbranche fangen wir klein an, erforschen neue Technologien für ein neues Heim auf anderen Planeten und versuchen, einen ökonomisch realistischen Raumhafen zu bauen. In unserem Hauptquartier bauen wir zuerst die Gebäude auf unserem Gelände und schalten damit neue Forschungen, Behausungen und natürlich Raumschiffe frei, dann setzen wir uns mit den zuständigen Regierungsbehörden und dem Militär auseinander und nutzen unsere Medienpräsenz für finanzielle Unterstützung, um dann schließlich ins All zu fliegen und unsere Kolonien zu gründen. Damit können wir dann wieder Geld durch Aufträge verdienen und so stetig wachsen, und am besten alles vor der Konkurrenz.

Die Entwickler geben selber zu, dass 30.000 Dollar relativ viel Geld sind für ein Projekt mit zwar komplexer Prämisse aber doch recht einfacher technischer Umsetzung. Sie wollen damit das Spiel aber über den Standard heben und sowohl taktisch als auch grafisch noch verbessern und ausbauen. Leider ist die Unterstützung noch ziemlich zurückhaltend. Ökonomiesims haben natürlich ihre etablierte Nische, die dieses Projekt aber vielleicht überschätzt hat.

Lacuna Passage

In Lacuna Passage können wir dann auch tatsächlich auf der Marsoberfläche herumlaufen, so wir denn die Witterungsverhältnisse überleben.

Als einzige Überlebende eines Absturzes sollen wir herausfinden, was aus der letzten bemannten Marsmission geworden ist, die bis auf zurückgelassene Ausrüstung spurlos verschwunden ist. Oder eben nicht spurlos, da wir bei unserer Erkundung über diverse Missionslogs und Hinweise stolpern, die uns über den Planeten und zu Antworten und der Geschichte führen sollen. Das erkundbare Gebiet umfasst dabei die 25 Quadratkilometer um unsere Absturzstelle und wir müssen beständig auf überlebenswichtige Ressourcen wie Luft und Wasser achten. Der Anzug misst unsere schwindenden Lebensfunktionen in hohem Detailgrad; Zeit und die Umwelt sind hier der Feind. Die größte Besonderheit des Projekts liegt aber in dem Detailgrad und dem Realismus der Simulation der Marsoberfläche. Das Terrain wird nach den tatsächlichen Messungen von HiRISE modeliert und bietet damit eine Version der tatsächlichen Geographie des Holden Kraters. Auch die Ausrüstung und Technologie im Spiel soll so nah wie möglich an den tatsächlichen Ideen für echte Marsmissionen sein. Neben der Landschaft erkunden wir auch Wohnmodule, Labore und andere Stationen, die so eine Kolonie tatsächlich brauchen würde.

Der Mars ist im kulturellen Bewusstsein inzwischen so etwas wie der neue Mond. Die Unterstützung des Projekts geht gut voran, auch wenn noch 10.000 Dollar fehlen.

Liege

Liege bringt uns dann wieder zurück in die Retroecke, wenn auch diesmal mit interessanterer Optik als gewohnt.

Im Kern hält sich Liege an die Traditionen des Genres. Hier ziehen wir mit einer Gruppe in ein taktisches Rollenspiel, das an die Japanischen Rollenspielklassiker errinnern will. Dabei dürfen natürlich die Rundenkämpfe nicht fehlen und besonders die Bewegung und geschickte Positionierung der Figuren soll wichtig sein, genauso wie die Kombination der verschiedenen charakterspezifischen Fähigkeiten. Die Geschichte handelt von einer Gruppe ganz normaler Leute, die in außergewöhnliche Umstände geraten, wenn ein mysteriöser Königsmord und die resultierenden politischen Konflikte drohen, das Land in Chaos zu stürzen. Wir spielen Charaktere, die von unterschiedlichen Hintergründen und Fraktionen aus in den Konflikt gezogen werden und deren Wege natürlich mehr oder weniger rätselhaft mit einander verwoben sind. Visuell interessant wird das Spiel durch die handgezeichneten Landschaften, Karten und Sprites, die aufgrund des Stils einen hohen Wiedererkennungswert haben, der in den Ursprüngen des Genres oft schwer zu finden war. Die Grafik wird immer noch isometrisch und sprite-basiert sein, aber ansonsten recht modern mit hochauflösenden, detaillierten Landschaften, komplexer Beleuchtung, Partikeleffekten und aufwendigen Animationen.

“tl;dr: War epic for grown folk. Think more GoT, less FFXIII– in RPG form!”

Die Beliebtheit des Genres nimmt bekanntlich nicht ab und das bescheidene Ziel ist inwischen übertroffen worden. Erreichte Stretchgoals beinhalten das Reisen zu Pferd und zu Wasser sowie größere Schlachten mit ganzen Armeen.

Gods Will Be Watching

Gods Will Be Watching handelt von den schwierigen moralischen Entscheidungen und der justierbaren Ethik, die Überlebenssituationen mit sich bringen.

Der Prototyp des Spiels gewann den zweiten Platz auf dem Ludum Dare 26, wo es unter dem Thema ‚Minimalismus’ eingereicht wurde. Das Point’n’Click-Spiel um das Überleben mit einer Gruppe auf einem fremden Planeten wurde die Vorlage für dieses Projekt, das die Prämisse ausbauen und erweitern will. Hier haben die Rätsel alle auch eine ethische Komponente. Dabei gibt es kein binäres Moralsystem — der Spieler entscheidet, nach welchen Kriterien er handelt und welches Verhalten akzeptabel ist. Die Erweiterung des Vorgängers soll dabei nicht nur länger werden, sondern auch tiefer. Sowohl die Geschichte als auch die Welt werden ausgebaut und die KI wird verbessert, indem die Mitglieder der Gruppe auf unsere Entscheidungen reagieren, Freundschaften bilden und Empathie für einander haben. Wie wir handeln, bleibt uns überlassen, aber unsere Entscheidungen haben Konsequenzen auf den Verlauf der Geschichte und die Moral unserer Mitstreiter.

Gewinner, Verlierer, lobende Erwähnungen

Einer der witzigeren Gewinner dieser Runde ist VivaJava: The Coffee Game: The Dice Game, ein Spiel um Kaffee mit Würfeln. Genauer gesagt ist es der Nachfolger der 2012 erschienenen Version ohne Würfel und hier bereisen wir wieder als Kaffeehersteller den Globus auf der Suche nach den besten Bohnen, den besten Mischungen und neuen Forschungsmöglichkeiten um der Konkurrenz immer vorraus zu sein.

Auch geschafft hat es Fallen, ein Spiel um das Erkunden von Dungeons mit Hilfe von Karten und Würfeln. Ein Spieler spielt den Helden, der sich mit verschiedenen Fähigkeiten durch den Dungeon schlägt, der seinerseits von dem anderen Spieler kontrolliert wird. Dabei gibt es für beide verschiedene Charaktere, Kräfte und Geschichten. Das Spielsystem erscheint recht komplex, aber durchaus unterhaltsam, vor allem, weil es endlich mal ein Spiel zu werden verspricht, dass für zwei Spieler und trotzdem nicht langweilig ist.

Dagegen wurde Freebooter jetzt vom Entwickler selbst eingestellt, da das Projekt keine Anstalten machte, dem Ziel näher zu kommen. Es sollte ein Piratenspiel um das Erkunden der sieben Weltmeere werden, mit verschiedenen Schiffen, Handelshäfen und natürlich den üblichen Seeschlachten. Anscheinend gibt es noch keine Pläne, das Projekt fortzuführen.

Von den Projekte, die letztes Mal noch in der Schwebe waren, haben es Frozen State, LFG: The Fork of Truth und Fire with Fire leider nicht geschafft.


Unsere Augen können natürlich nicht überall sein. Solltet ihr also bei Kickstarter oder anderen Crowdfunding-Plattformen auf spannende, gaming-relevante Projekte stoßen, schickt uns doch bitte eine oder informiert uns via Twitter.