Ludum Dare 27: Robby
“You die dead.”
Spätestens mit Candy Box hat Ascii-Grafik mein Herz zurückerobert. Es ist schon erstaunlich, was eine Anordnung von Buchstaben, Strichen, Satz- und anderen Zeichen alles darstellen kann. Von dieser Faszination profitiert auch der Ludum Dare-Beitrag Robby, ein wunderbar heimeliges Point’n’Click-Adventure aus allen Glyphen, die ein modernes Rechensystem zu bieten hat. Und erstaunlicherweise mit mehreren möglichen Enden.
Als Bankräuber Robby habe ich die Aufgabe, eine Bank zu überfallen und lebend aus ihr zu entkommen. Natürlich dauert es nicht lange und ein wohlbeleibter Polizist betritt die Ascii-Bühne. Pädagoge, der er ist, gibt er dem arglosen Robby genau zehn Sekunden, sich zu ergeben. Jede Aktion, die ich durchführe, verbraucht daraufhin eine Sekunde – zehn Klicks bleiben also, um das Spiel zu lösen. Wie jedoch jeder weiß, der schon einmal darauf gewartet hat, dass eine Wurzelbehandlung endlich vorbeigehen möge, können zehn Sekunden eine irrsinnig lange Zeit sein. Zeit genug, die Bank zu verlassen und herauszufinden, was sich außerhalb befindet, beispielsweise. Zeit genug aber auch, um auf den Gesetzeshüter zu schießen. Oder Zeit genug, um ein Massaker in der Bank anzurichten.
Wer fair spielt, wird Robby nicht beim ersten Mal bezwingen. Tatsächlich hat Entwickler Morusque das Spiel so gestaltet, dass Informationen aus vorherigen Durchgängen beim nächsten Versuch gewinnbringend eingesetzt werden können. Versuch, Irrtum, Lerneffekt, neuer Versuch. Eine solche Abfolge wäre normalerweise frustrierend, aber Robby hat für beinahe jede denkbare Aktion irgendeine Reaktion parat. In manchen Momenten fühlt sich das Spiel an wie ein altes Text-Adventure, das plötzlich gelernt hat, Befehle zu verstehen, die es eigentlich gar nicht kennen dürfte. Dabei repliziert der Entwickler gezielt und mit einem angenehmen Maß an Selbstreflexion die Fehler erfolgreicher Point’n’Click-Spiele: Ist eine Aktion zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorgesehen, kann der Spieler sie auch nicht durchführen. Manchmal sind bestimmte Gegenstände klickbar, manchmal eben nicht.
Was mir an Robby aber eigentlich am meisten Spaß macht, ist das schiere Aus- und Herumprobieren mit den vielen kleinen Ascii-Objekten. Und die Freude darüber, dass meine Vorstellungskraft immer noch ausreicht, aus einem “r” eine Pistole zu machen. Und die Erkenntnis, dass Adventure-Mechaniken selbst in einer derart reduzierten Form funktionieren. Und das erhabene Gefühl, als ich es zum ersten Mal schaffte, die Bank ohne den Polizisten lebendig zu verlassen. Das geht nämlich wirklich.