Ludum Dare 29: Surf Camp – The Legend of the Surf Ace

Surf Camp - The Legend of the Surf Ace

Surfer sind ein besonderer Menschenschlag. Einerseits sind sie das Ebenbild des amerikanischen College-Sportlers. Körperliche Ertüchtigung, Meeresluft und eine fischreiche Ernährung sorgen für gestählte Körper, die Surfer beliebt bei Menschen auf Partnersuche machen. Gleichzeitig sind Surfer aber auch Modemenschen. Sie achten auf ihren Stil, ihr Verhalten wirkt geschliffen, ihre Brillen haben dicke Ränder. Neben dem Wellenreiten gehen sie Hobbies nach, die vielleicht erst in ein paar Jahren cool werden. Ob es Entwickler Gert Johnny gelingt, diese subkulturelle Zerrissenheit in seinem Ludum Dare-Beitrag Surf Camp angemessen darzustellen? Ich meine: Surf Camp ist nicht nur ein Geschicklichkeitsspiel mit Suchtfaktor, es ist eine Charakterstudie des Archetypus Surfer.

Der Spieler verkörpert in Surf Camp einen Sportler, der der beste seiner Zunft werden will. Dazu muss er nur auf einer riesigen Welle reiten, von ihr abspringen und jede Menge Tricks zeigen, um so seinen Punktemultiplikator zu erhöhen. Die Landung sollte danach möglichst sauber ausfallen, denn sie bestimmt über den eigentlichen Punktwert. Ein zu schroffes Aufkommen auf dem Wasser lässt den Surfer gar von seinem Brett fallen und der Wettbewerb ist zu Ende. Gleichzeitig sollte der Surfer aber auch deshalb so häufig wie möglich abspringen, weil das seine Geschwindigkeit erhöht und so verhindert, dass er zu früh von der brechenden Monsterwelle erfasst wird – auch dann fällt er vom Brett.

Zwischen der Surferei zeigt Surf Camp aber auch das Leben an Land. In ihrer Baracke spielen die hippen Sportler jeden Abend „Schere, Stein, Papier“. Wer gewinnt, erhält nützliche Upgrades: ein schnelleres Brett etwa, einen neuen Trick oder einen besseren Punktemultiplikator. Der Spieler wird so auf zwei Ebenen ein besserer Surfer. Erstens geht die intuitive Steuerung mittels Cursortasten immer mehr in Fleisch und Blut über, zweitens gewinnt aber auch die Spielfigur neue Fähigkeiten hinzu. An dieser Stelle schließt sich der Kreis: Die Symbiose aus Sportler und Hipster spiegelt sich bei Surf Camp wieder in der Melange aus virtuellem Surfer und Tastatursurfer vor dem Bildschirm. Gleichzeitig konterkariert das Schere-Schein-Papier-Glücksspiel in den Baracken die harte Realität auf den Brettern. Q.E.D.