Ludum Dare 31: Birdsong

Birdsong

Fischaugenobjektive bilden die Krümmung einer Kugel auf der Bildebene ab. Alle Linien, die durch diese imaginäre Kugel laufen, werden gekrümmt dargestellt, weshalb es immer so aussieht, als würde der Betrachter über einen Teil des Bildes eine dicke Lupe halten. Es ist ein großes Glück für Daniel Linssen, dass dieses Prinzip existiert – ansonsten hätte er sein Spiel Birdsong wohl niemals bei Ludum Dare 31 unterbringen können. Denn obwohl es diesmal zur Aufgabe gehörte, ein Spiel zu basteln, das auf einen Bildschirm passt, entwickelte er eine Spielwelt, die deutlich mehr Platz benötigt. Macht aber nichts. Linssen stellt die 2D-Umgebung einfach extrem klein dar und vergrößert jeweils den Bereich, in dem sich gerade die Spielfigur befindet.

Die Spielfigur ist in diesem Fall ein kleiner, flugunfähiger Vogel. Ohne rechtes Ziel läuft er durch die Welt und sammelt Zweige auf, die er an anderer Stelle nutzen kann, um Nester zu bauen. Das wäre deprimierend, hätten die Nester in Birdsong den Zweck, den sie auch in der freien Natur haben. Hier werden darin jedoch keine Eier ausgebrütet, sie dienen schlicht als Checkpoints. Wann immer der Vogel ins Gras beißt, taucht er am nächsten Nest wieder auf. Und weil Birdsong ein recht herausfordernder Plattformer ist, dient der Nestbau hier nicht der Vermehrung, sondern der Linderung der Spielerfrustration.

Darüber hinaus ist Birdsong ein waschechtes, kleines Metroidvania. Wer an einer Stelle nicht weiter kommt, findet an einer anderen die nötige Fähigkeit dafür – fabelhaft ironisch von Linssen, ein Genre, das für seine großen Spielwelten bekannt ist, in einen Game Jam zu pressen, bei dem sich alles auf nur einem Bildschirm abspielen soll. Am Ende hat mich das Spiel übrigens ein wenig an meinen ersten Game Boy erinnert. Nicht nur wegen der reduzierten Farbpalette, denn zu den damals erhältlichen Zubehör-Artikel gehörte auch der unsägliche Light Max: eine klobige Lupe mit Beleuchtung …