Master Spy: Unmögliche Mission

masterspy-1

VideospielerInnen kennen mindestens vierzig Wörter für “schwer”. Es gibt Nintendo Hard, das auf den Schwierigkeitsgrad früher NES-Titel anspielt und die Platform Hell des unfairen Leveldesigns. Und erst neulich habe ich einen neuen Begriff gelernt, der schon jetzt zu meinen Favoriten gehört: Masocore — ein Kofferwort aus Masochismus und Hardcore. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, in welche der Kategorien Master Spy fällt. In eine davon aber auf jeden Fall, denn das Jump’n’Run ist in erster Linie sehr, sehr schwer. Als Meisterspion gilt es einen McGuffin wiederzubeschaffen, um den Super-Weltkrieg zu verhindern. Als wehrloser Spion ist Waffengewalt dabei selbstverständlich Tabu und so bleibt zum Schutz nur ein Tarnmantel.

Jeder Abschnitt der Levels ist eine fein säuberlich arrangierte Rube-Goldberg-Maschine aus zunehmenden Sicherheitsvorkehrungen. Alle funktionieren ein klein wenig anders: Sicherheitspersonal schaut nur geradeaus, Wachhunde sprinten zu entdeckten Feinden, wohingegen Laser töten oder nur auf Bewegung reagieren. Während sich das Arsenal des Feindes immer weiter vergrößert, bleibt das Repertoire des Master Spys immer gleich: Er kann laufen, springen und sich tarnen. Die Unsichtbarkeit, die sein Tarnmantel ermöglicht, hat allerdings einen fatalen Nachteil: Der Master Spy bewegt sich mit ihm nur noch äußerst langsam. Aus dem Abwägen aus Beweglichkeit und Verstecken erschließt sich irgendwann (und nach diversen Fehlschlägen) der eine richtige Weg, der sicher und unbemerkt durch den Level führt.

Aber stimmt das Timing nicht zu 100%, grillt die Laserbarriere den Helden und der Abschnitt beginnt von vorne. Zweite Chancen gibt es nicht, lediglich mehrere Dutzend Versuche für den fünften Abschnitt des ersten Levels der zweiten Mission. Das klingt eigentlich frustrierend, funktioniert aber erstaunlicherweise trotzdem. Vielleicht ist es dem treibenden Soundtrack von RAC, den liebevoll handgepixelten Hintergründen oder den klischeeüberladenen, an den Humor von Gunpoint erinnernden Zwischensequenzen zu verdanken – irgendetwas hat Master Spy an sich, das mich zum Weiterspielen motiviert. Der Schwierigkeitsgrad kann es aber auf gar keinen Fall sein. Ich bin ja schließlich kein Masochist.