Paws: Kleinvieh macht auch Mist

Paws

Bereits zweimal brachen die schwedischen Entwickler von Might and Delight mein Herz. Nur wenige Spiele haben bei mir so ein hilfloses Gefühl hinterlassen, wie Shelter und seine Fortsetzung. Paws, neuester Teil der Reihe, kehrt deren Perspektive um. Statt einer Tiermutter übernehme ich nun selbst die Rolle eines der Jungen, die es bisher zu beschützen galt. Durch ein plötzlich aufziehendes Unwetter werde ich von der meiner Familie getrennt und finde mich allein am anderen Ende des Waldes wieder – mit dem Ziel, den Weg zurück zu finden.

Paws trägt zwar den Untertitel “A Shelter 2 Game”, die Struktur des Abenteuers orientiert sich aber mehr an der Linearität des ersten Teils, als an der offenen Welt der Fortsetzung. Dennoch ist Paws oft desorientierend. Zum Teil ist das seiner neuen Perspektive geschuldet: Das Junge ist eben kleiner als ein ausgewachsener Luchs und bewegt sich dementsprechend dichter über der Erde, zwischen hohen Gräsern und noch höheren Bäumen hindurch. Obwohl es bereits der dritte Besuch in der nach wie vor faszinierenden Papierschnitt-Wildnis ist, wirkt Paws unpoliert. Schleichpassagen gestalten sich aufgrund des unübersichtlichen Gestrüpps mühselig, während die gelegentlichen Jump’n’Run-Abschnitte übermäßig simpel gestaltet sind. Dazu wecken Animationsfehler den Eindruck, dass Paws nicht mit der gleichen Sorgfalt entstanden ist, wie seine beiden Elternteile.

Vielleicht sind diese technischen Stolpersteine Schuld daran, dass mich Paws nicht so berühren konnte, wie ich es von einem “Shelter 2 Game” erwartet hätte. Die Geschichte einer ungleichen Freundeschaft wirkt gekünstelter als der harsche und oft brutale Realismus, mit der die Serie ihre Geschichten bisher so eindrucksvoll vermittelte. So bietet Paws zwar Gelegenheit, erneut in die einzigartige, irgendwo zwischen Wirklichkeit und Traum angesiedelte Welt von Shelter einzutauchen… an die stille Magie der ersten beiden Spiele reicht es aber leider nicht heran.