Poöf vs The Cursed Kitty

Poöf vs The Cursed Kitty

Gestatten: Poöf. Genau, Poöf, mit röck döts. Fragen Sie nicht mich, fragen Sie meine Eltern. Hier stehe ich, an meiner Wirkungsstätte: einer trostlosen Welt voller Mauervorsprünge, Wände und Türen. Mein Beruf: Hund. Meine Jobbeschreibung: Ein Kätzchen beschützen, das mir irgendwer angedreht hat. Immerhin nicht irgendein Kätzchen, sondern eines, das goldene Eier legt. Ab und zu. Viel zu selten für meinen Geschmack, aber dazu komme ich noch. Warum ich das Kätzchen beschützen muss? Unklar. Warum es gefesselt über einem Brunnen hängt? Geht Sie gar nichts an. Wichtig ist doch nur: Gleich geht es wieder los.

Gleich werden von allen Seiten, aus allen Türen Monster daherkommen, die dem Kätzchen ans Leder wollen. Und was für welche: Grüne Blobs, schlurfende Fellbälle, Blechdosenritter, die mit Feueräxten um sich werfen, blaue Mücken im Formationsflug. Ein Aufmarsch wie aus der Comiczeichnerhölle. Eigentlich ist der Job Routine: Gezielte Sprünge auf den Kopf, Problem gelöst. Die einfachste Methode, sich die Typen vom Hals zu halten. Und von Kätzchens Hals. Aber auch der beste Hund kann nicht auf 50 Köpfe gleichzeitig springen. Deshalb gibt es einen Vorrat an Items, mit denen ich mir den Arbeitsalltag etwas erleichtern kann. Zum Beispiel Eiswürfel, mit denen ich die ganze Bagage für ein paar Sekunden einfrieren kann. Herzen wiederum sorgen dafür, dass mir die Energie bis zum Feierabend nicht ausgeht. Weil ich nicht überall gleichzeitig sein kann, steht mir Baumaterial für Türme zur Verfügung, die Pfeile verschießen und Stromschläge austeilen, außerdem praktische kleiner Helfer wie Bomben und Kreissägen. Ich will gar nicht klagen, die Ausstattung ist gut. Aber versuchen Sie mal, nicht selbst in die Flugbahn der Pfeile oder in den Explosionsradius einer Bombe zu geraten, wenn es gerade wieder einmal an allen Ecken brennt.

Poöf vs The Cursed Kitty

Die Items gab es übrigens nicht umsonst: Sie sind Prämien, die ich mir durch durch das Erfüllen von Zielvorgaben verdient habe. Jeden Tag denken sie sich neue Ziele für mich aus: Mache 20.000 Punkte, töte zwölf Gegner mit Feuerschwertern, hüpfe 15 Sekunden lange Kombos … Was für ein Irrsinn: Die Prämien machen mir das Leben leichter – und um sie zu bekommen, mache ich mir das Leben schwerer. Immerhin unterstützt mich zumindest Kätzchen ab und an. Mit goldenen Eiern, wie gesagt. Fragen Sie mich nicht, wie das bei einem Säugetier funktioniert – ich habe schon lange aufgehört, mich zu wundern. Jedenfalls lässt so ein Ei alle Widerlinge im Raum auf einmal verschwinden und ich kann mal für ein paar Sekunden durchschnaufen. Ich wünschte nur, die Katze wäre etwas produktiver. Oder reproduktiver. Leider reicht es im Moment nur für ein Ei alle Nase lang.

Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Manchmal wird mir hier wirklich alles zu viel und zu schnell. Dann weiß ich mir nicht mehr anders zu helfen als den ein oder anderen Haufen auf den Weg zu setzen. Ich weiß, nicht die feine englische Art. Aber es hält das Viehzeug ein bisschen auf – durch Hundescheiße läuft es sich eben nicht so flott. Wenn meine Chefs davon Wind kriegen, gibt es vermutlich Ärger. Aber das nehme ich in Kauf, wenn ich dafür nicht ständig so hetzen muss. Entschleunigung soll ja so wichtig sein. Sagen komischerweise die gleichen Leute, die den Kapitalismus für eine großartige Erfindung halten. Die sollten einfach mal für einen Tag meinen Job machen. Ich bin mir sicher, sie würden auch auf die Straße kacken.


Poöf ist eine Kombination aus Jump’n’Run und Tower Defense und höllisch anstrengend. Dass mir das Spiel trotz seines frustrierend hohen Schwierigkeitsgrads und einer manchmal etwas ungenauen Sprungmechanik Spaß macht, wundert mich selbst. Poöf ist eines der Spiele, bei denen das fesselnde Moment nicht in Handlung, Spielidee oder Atmosphäre liegt, sondern ganz einfach im unbändigen Wunsch, voranzukommen: Die nächste Mission zu bewältigen, um neue Items freizuspielen. Sich selbst zu beweisen, dass einen auch dutzende Spieltode nicht aus der Fassung bringen. Das ist natürlich nur portionsweise zu ertragen, irgendwann gewinnt die Frustration die Oberhand. Trotzdem mag ich Poöf, empfehle es aber nur denen, die für die Sicherheit ihres Gamepads auch dann noch garantieren können, wenn sie zum 20. Mal versehentlich in eine Hühnerbombe gelaufen sind.