POP: Methodology Experiment One

“Ist das ein Spiel? Oder vielleicht ein Film? Ein Musikvideo? Was ist in der letzten Viertelstunde passiert? Warum blinkt alles? Wer zur Hölle denkt sich so etwas aus?” – Ich habe POP: Methodology Experiment One gespielt und einige offene Fragen.


(Link zum Video)

Sieht man sich diesen Trailer zum jüngst erschienenen Werk von Indie-Entwickler Rob Lach an, hat dieses die Anmutung einer ganzen Reihe zusammengeworfener Spiele, die bis auf ihre Pixel-Ästhetik nicht verschiedener sein könnten. Tatsächlich ist diese bunte Mischung das Ergebnis eines experimentellen Ansatzes in der Entwicklung, dem das Spiel seinen Namen zu verdanken hat.

Genau wie in seinem perfekt auf den Ton abgestimmten Trailer ist POP nämlich das Resultat eines Prozesses, dem die Musik zugrunde liegt. Nachdem Lach diese fertig geschrieben hatte, setzte er die jeweils ersten Ideen, die ihm zu verschiedenen Abschnitten in den Sinn kamen, zu Grafik und Gameplay um – selbst wenn er sie im Nachhinein bereute oder sie zu unintuitiven Fehlern wurden.

So entstanden aus dem akustischen Nährboden sieben Vignetten, Spiel-“Episoden” mit verschiedenen Disziplinien, zwischen die immer wieder alte Fernsehaufnahmen gestreut werden, die zwar keine nachvollziehbare Story, dafür aber jede Menge Gedankenfetzen vermitteln, die ich noch immer zusammenzusetzen versuche. Passend zu den einzelnen Parts, so zum Beispiel einem Raketenstart, einem verwirrenden Puzzle, einem Luftangriff und einem Rennspiel, wechselt die Eingabemethode: Manche werden mit der Tastatur, andere lediglich mit der Maus gespielt.

POPstronaut

Im Nachhinein fühlte sich POP für mich weniger als Spiel denn als Musikvideo an, auf das ich hier und da Einfluss nehme – obwohl sämtliche Bedingungen, die ich einer Sache der Kategorie “Spiel” auferlege, erfüllt sind. Sind es die schlagartig wechselnden Eindrücke, die Videosequenzen oder der unveränderbare Ablauf, die es für den Spieler so befremdlich machen?

Doch ganz egal, welches Etikett man dem Kunstwerk aufklebt: Es ist gut. POP ist, bedingt durch seinen außergewöhnlichen Entwicklungsprozess, nicht immer ganz abgerundet, stellenweise sogar frustrierend. Auf der am Ende des Spiels eingeblendete Liste mit Punktzahlen für alle Vignetten landete ich teilweise im Minusbereich, habe Disziplinen also offensichtlich nicht so ausgeführt, wie es von mir erwartet wurde. Und doch war ich überrascht, wie sehr die grellen Pixel und die interessante Ästhetik in all ihrer Artsy-fartsyness auf mich wirkten, selbst wenn sie nicht ganz so aufpoliert sind wie ein Sword & Sworcery.

Und so frage ich mich, ob man POP überhaupt mit anderen Spielen vergleichen kann. Ist es eines? Ist es mehr als das – oder weniger als das? Es hat künstlerischen Wert, nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen methodologischen Ansatz. Es ist nicht nur in der Theorie höchst interessant, das spielbare Ergebnis des Prozesses bereitet auch genug Spaß, um es ein zweites Mal durchlaufen zu wollen.

Was ich letzten Endes aus meinem bunt blinkenden Erlebnis mitnehmen konnte, kann ich noch nicht genau sagen. Höchstens das: Wäre ich Epileptiker, wüsste ich es jetzt.

POP ist für PC und Mac per Pay-what-you-want inklusive Soundtrack erhältlich. Gegen Aufpreis gibt es Sticker, Shirts, ein Lifetime-Abo für alle Spiele des Entwicklers oder die Umsetzung der eigenen Spielidee nach einer Tasse Tee.