Rick and Morty's Rushed Licensed Adventure: Ein Adventure wie ein Adventure
“Ich werd’ zu alt für diesen Scheiß.” war mein erster Gedanke während des kurzen Introvideos von Rick and Morty’s Rushed Licensed Adventure und nachdem ich den ersten Rülpswitz überstanden geglaubt hatte. Aber das konnte, nein, das durfte einfach nicht sein! Vor meinem inneren Auge manifestierten sich die Buchstaben der höheren Autorität, die mir dieses Spiel mit den Worten “Ich lachte” so subtil und heimelig empfahl. Warum lachte ich nur nicht? Was stimmt denn nicht mit mir? Hatte ich nicht als kleines Mädchen meine steile Comicserien-Karriere mit den Simpsons begonnen, wechselte über zu Futurama und endete schließlich bei South Park? Dass South Park meiner Leidenschaft für Comicserien letztendlich ein Ende bereitete, wollte mir in diesem Moment aber nicht klar werden. Ich grämte mich ob meines verloren gegangenen Humors.
Dabei ist doch der Humor einer der Hauptgründe, ein klassisches Point’n’Click-Adventure überhaupt unter die klickbegeisterten Hände zu nehmen. Das war die entscheidende Motivation, sich als Jugendliche stundenlangen Beleidigungskämpfen ohne Komplettlösung hinzugeben, irgendwelche Dinge mit Gummihühnern zu verbinden oder als Erwachsene Zombies bei der Erstellung von Werbeplakaten weiterzuhelfen. Kurzum: Neben dem Erleben einer interaktiven Theateraufführung macht Humor für mich die Essenz des Adventures aus. Natürlich ist die Humorkomponente auch austauschbar durch ähnlich starke Gefühlsregungen wie Angst oder Verzweiflung, aber der verrückte Wissenschaftler Rick mit dem irren Zurück-Aus-der-Zukunft-Blick sollte ganz offensichtlich mein Zwerchfell und nicht meine Tränendrüse in Stimmung bringen.
“Morty, Morty, da ist ein Portal in unserem Haus, Morty, hörst du, Morty?” sagt Rick im Intro zum 1. Teil und lockt mit diesen Worten – völlig frei aus dem Englischen übersetzt – Morty in sein Labor alias die Garage. In der Garage schlüpfe ich dann in die Rolle des Jungen Morty und sehe eine enorme Vielzahl von Dingen auf dem Boden und in Schränken herumliegen, die nur danach lechzen, betrachtet, besprochen, aufgehoben und in mein Inventar verschoben zu werden. Nachdem ich bereits nach dem ersten Klick ein humoriges Achievement bekomme, fühle ich mich etwas besänftigt. Das etwas nervige “Morty, Morty, Morty!“-Gerede von Rick und der grüne Besucher auf der Wohnzimmercouch hingegen lassen meinen Zeiger auf der Infantilitäts-Skala wieder in einen unguten, genervten Bereich ausschlagen.
So wühle ich mich also durch die erste Episode. Ständig hin- und her gerissen zwischen pubertärem Humor, annehmbaren Popkulturreferenzen und gut lösbaren, tatsächlich lustigen Rätseln. Auch wenn bemüht oft versucht wird, die vierte Wand zu durchbrechen und ich schon leichte Augenrollgeräusche von mir gebe, versöhnt mich am Ende der ersten Episode tatsächlich ein einfaches “All we get is a bunch of credits!” mit dem Spiel. Ja! Wie oft bitte bekommt man nach stundenlanger Klickarbeit einfach nur einen Haufen Credits vor die Nase gesetzt? Zu oft. Das Eis ist schlagartig gebrochen.
Als ich in der zweiten Episode als Mini-Morty mit der Zunge an einer Eistruhe lecken darf und natürlich daran kleben bleibe, heftete sich gleichsam ein kleines Stückchen des albernen, selbstreferenziellen Humors in mein Inneres. Ein paar Running Gags und YouTube-Videos der seit 2013 auf Adult Swim ausgestrahlten Serie später, ist es also geschehen: Rick & Morty versüßen mir auf abstruse Art und Weise das Suchen nach bestimmten Gegenständen und das Kombinieren eben jener. Ich werde mit dem Spiel warm und fühle mich in den Humor ein. Letztendlich wurde es großartig und albern. Großartig albern. Irgendwo zwischen South Park und Family Guy, nur ohne Hass auf die Gesellschaft, dafür mit noch mehr Anspielungen.
Das Highlight bietet dann die vierte Episode, die auf die Handlungen aus den vorhergegangen Teilen aufbaut und dem Ganzen noch einen baumwollenen Anstrich verpasst. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass ich noch nicht alt, verknöchert und humorlos auf dem Weg in ein knallgelbes Cabrio zur Ich-Findung bin, dass auch Flashgames annehmbar vertont sein können und das Wissen um eine mir bisher unbekannte Serie voller schrillem Nonsens. Aber hey: “In Videogame-World it makes complete sense.” So true Rick, so true.