Mit Vollkasko in den Winkel.
So, jetzt mal alle im Saal die Ohren gespitzt, denn ich habe etwas Wichtiges mitzuteilen, das jeden Einzelnen hier betrifft. EY! Ich mein’s ernst, also Ruhe jetzt! Und zwar gibt es ein Spiel, das heißt Rocket League, ist aber gar nicht die geilste Quake-3-Mod der Welt, sondern Autoball ohne Eko Fresh und Joey Kelly. Es ist der Nachfolger zu Supersonic Acrobatic Rocket-Powered Battle-Cars und steht diesem in nichts nach, außer augenscheinlich in Sachen phänomenaler Namensgebung. Ich habe den Vorgänger nie gespielt, aber Rocket League ist in allen Belangen deutlich besser und schon jetzt ein absoluter Megahit, sodass ich etwas late to the party nun etwas darüber erzählen möchte. Aber ich halte das ja allgemein ganz wie Ke$ha: The party don’t start ’til I walk in!
Falls jemand zunächst noch rätselt, was überhaupt mit Autoball gemeint sein könnte, für den möchte ich an dieser Stelle zunächst die Rahmenbedingungen klären: In einer komplett umzäunten Arena stehen sich zwei Teams, bestehend aus 1-4 Personen, in einem Fußballmatch gegenüber, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass man nicht mit den Füßen spielt, sondern mit Autos. Der Ball ist entsprechend riesig, damit man ihn nicht direkt platt fährt und Ryu mit Ken auch nicht ständig gemeinsam versuchen muss, den Ball unter den Karossen wieder hervorzufischen. Eine Partie dauert lediglich fünf Minuten plus Sudden Death, sollte es nach regulärer Spielzeit einen Gleichstand geben. Das geht also bisweilen schneller als das Ausrollen des „SCHEISSMILLIONÄRE“-Transparents in einem echten Stadion.
Den biederen Zahlen gegenüber steht nun aber ein sagenhaft euphorisierendes Spielerlebnis, das zu Beginn vor allem durch blankes Chaos geprägt ist, bis man eventuell in Sphären aufsteigt, in denen man dieses zumindest teilweise beherrscht. Rocket League pfeift dabei auf eine realistische Ballphysik, lässt einen mit den Rennschlitten an Wänden und Decke entlangfahren und, mit ein wenig Turbo im Tank, sogar kurzzeitig fliegen. Antreten kann man gegen Bots, was zum Üben ganz okay ist, aber erst gegen menschliche Mitspieler oder sehr talentierte Schimpansen, denen man zu Forschungszwecken einen Controller in die Hand gedrückt hat, entwickelt sich ein nicht enden wollender Quell der Freude und Schadenfreude.
Rocket League schlägt vom Konzept her in eine ähnliche Kerbe wie Splatoon, dessen Abwechslung und Langzeitmotivation nicht von Umfang und Featurelisten bestimmt werden, sondern von einer perfekt austarierten Spielbalance, die aus jedem neuen Aufeinandertreffen eine pure Spielspaß-Piñata zaubert. Dennoch gibt es auch hier klassische Mo(tiva)toren, die einen am Ball bleiben lassen, wie das Sammeln von neuen Automodellen und Personalisierungsoptionen, sowie das Aufsteigen im Rang. Und es gibt Hüte. Für die Autos. Doch, wirklich! Ein rosa Kleintransporter mit Totenschädellackierung, Schwedenfähnchen an der Antenne und Zylinder auf dem Dach gehört da fast noch zur Standardausstattung, die man im Spiel antreffen kann. Das alles macht spielerisch jedoch keinen Unterschied und auch die Arenen heben sich lediglich optisch voneinander ab, sodass an der empfindlichen Balance nicht gerüttelt wird.
Und jetzt kommt’s: Wer Playstation-Plus-Mitglied ist, kann diesen megaguten Übertitel derzeit noch ohne Zusatzkosten erwerben. Einfach so. Als ob man im Supermarkt mit einem prallgefüllten Einkaufswagen frech an der Kasse vorbeimarschiert. Aber das geht nicht mehr lang. Das hat mir eine sehr zuverlässige Quelle bestätigt. Und darum geht das hier auch alle etwas an! Zumindest alle, die ein wenig Freude in ihr Leben bringen möchten. Wer noch mehr Freude in das Leben der Entwickler bringen will, kann sich Rocket League natürlich auch richtig kaufen und trotzdem nichts bereuen. Nicht umsonst ist es schließlich einer der meistgestreamten Titel und zu Stoßzeiten sind derzeit knapp 180.000 Spieler online. Das ist das Fünfundvierzigfache der Käuferschaft von Sunset im ersten Monat, um das mal in ein völlig unnötiges Verhältnis zu setzen. Und ja, es gab durch den Ansturm zwar Serverprobleme, aber die letzten Tage lief alles wieder butterweich. Ehrlich wahr.
Rocket League ist ein riesengroßer Spaß. Mehr wollte ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht sagen.