Schizoid: Initiation
Bei Schizoid handelt es sich laut eigener Definition um eine Band. Ihr Metier ist allerdings nicht die Musik, sondern das Spiel. Alle zwei Jahre will die Gruppe von Entwicklern ein Album veröffentlichen, eine Sammlung verschiedener Minispiele. Ihr Erstlingswerk trägt den Namen Initiation – es enthält zehn Stücke.
Track 1: Killer
Zu angenehm leichter Chiptunes-Musik bewege ich in Killer ein Quadrat, das sich tunlichst innerhalb anderer Quadrate aufhalten sollte, die über den Bildschirm flimmern. Schaffe ich das zehn Sekunden lang, kommt das nächste flimmernde Quadrat, das dann ein wenig schneller und hektischer flimmert. Ein minimalistisches Präludium.
Track 2: Gargantua
Bedeutend dramatischere Töne schlägt das zweite Stück an. Als einsamer Ritter kämpfe ich mich bei Gargantua durch eine 2D-Landschaft, um mit Schwert und Schild vier steinerne Giganten zu besiegen. Selbige spucken nach Herzenslust magische, todbringende Kugeln auf mich. Richtiges Blocken ist unverzichtbar.
Track 3: The Way of Yiji
Definitiv eine Single-Auskopplung wert wäre The Way of Yiji. Zu einer Geräuschkulisse, die klingt wie aus einer japanischen Tee-Zeremonie, bewege ich einen sterbenden Vater durch eine surreale Kulisse aus Formen, Farben und Schalterrätseln. Das ultimative Ziel ist die Rettung des Protagonisten-Sohnes, der ihm praktischerweise auf dem Rücken hängt – ein Spiel wie eine ausgedehnte Übungseinheit in Zen-Meditation.
Track 4: Headblaster
„Ich bin doch nur ein kleiner Junge, der Drogen nehmen will“, möchte ich bei Headblaster laut schreien. Auf der Suche nach bunten Pillen renne ich darin durch eine Stadt in Neonfarben. Alle anderen Menschen vor Ort sind offenbar gesetzestreue Bürger, die mich auf den Weg der Tugend zurückbringen und mich vom weiteren Tablettenkonsum abhalten wollen. Das steigert mein Stresslevel. Schließlich explodiert mein Kopf und reißt dabei die komplette Stadt mit in den Abgrund. Eine LSD-Hommage irgendwo zwischen Dubstep und Grunge.
Track 5: Tiny Ninja Dragon
In Tiny Ninja Dragon läuft ein kleiner Ninja in Endless-Runner-Manier unaufhaltsam von links nach rechts. Mit Doppelsprung, Kletterkünsten und jeder Menge Wurfsternen muss ich ihm dabei helfen, am Ende jedes Levels eine Spritze mit Gegengift zu finden – wogegen auch immer. Das beruhigend-sanfte Spielgefühl beim Klettern und Laufen wird gezielt gebrochen mit harter Shuriken-Brutalität. Kein Easy Listening.
Track 6: Flick Go Go Away
Mit seinem Ufo stürzt ein Alien auf einem entlegenen Planeten ab. In einer schwebenden Fluchtkapsel obliegt es nun mir, ihn von einem Checkpoint zum nächsten zu bugsieren. Dabei muss ich darauf achten, dass ich nicht den Bildschirmrand berühre und dass mir nicht der Treibstoff ausgeht. Wer hätte ahnen können, dass fortschrittliche Raumfahrttechnik so schwer zu steuern ist? Flick Go Go Away ist in dieser Sammlung das Äquivalent eines billigen iPhone-Spiels. Kein künstlerischer Tiefgang.
Track 7: Android Sketches
Es wird avantgardistisch. In Android Sketches bewege ich einen leuchtenden Punkt zu einem anderen leuchtenden Punkt und weiche dabei weiteren leuchtenden Punkten aus. Währenddessen macht mein Rechner sphärische Geräusche. Am Ende habe ich eine Fieberkurve gezeichnet. Wie Zwölftonmusik.
Track 8: City of Death
Wenn ich in City of Death sterbe, steht groß DIE auf meinem Bildschirm – als hätte ich das nicht gerade getan. Das Spiel in ausnehmend schlechtem Englisch dreht sich um die Aktivierung von mehreren Bomben in einer zombieverseuchten Großstadt. Optisch erinnert es ein wenig an die ersten Teile von GTA, spielerisch war ähnliches auf chinesischen Game-Boy-Spielesammlungen der frühen 90er Jahre zu finden. Trash Metal.
Track 9: Mother
Dieses Spiel hat nichts mit dem japanischen Rollenspielklassiker zu tun, es trägt aber trotzdem seinen Namen. In Mother bewege ich einen Astronauten durch eine flackernde Kunstausstellung von Erstsemester-Studenten. Dabei folge ich ganz genau den Anweisungen, die mir zu Beginn gegeben wurden, ansonsten endet meine Mission mit dem Tod. Ein bisschen pathetisch und überdramatisiert. Manowar lässt grüßen.
Track 10: Suckexplodemutate
Dieses Album klingt alles andere als leise aus. Suckexplodemutate ist ein pixeliger Weltraumballerkracher, der zwar arcadig ist, mir aber trotzdem bei den ersten paar Anläufen nicht klar macht, was eigentlich meine Aufgabe ist. Empfehlenswert vor allem für alle, die es lieben, auf Tasten zu hämmern. Reduzierte Klänge, die Lust auf mehr machen.