Shovel Knight: Nicht ohne meine Schaufel
Die Kulturgeschichte der Schaufel beginnt bereits in der Jungsteinzeit mit den sogenannten Grabstücken. Die Menschen dieser Zeit benutzten sie, um Wurzeln und Knollen aus dem Erdreich zu graben. Die Schaufel ist damit deutlich älter als das Schwert, das sich erst in der Bronzezeit nach und nach durchsetzen konnte. In der Welt von Shovel Knight ist die Schaufel gewissermaßen das, was das Laserschwert in Star Wars ist: eine elegante Waffe aus zivilisierteren Tagen. Protagonist des Plattformers ist der namensgebende Shovel Knight – und ohne seine Schaufel verlässt er nicht das Haus. Schon gar nicht, wenn es um die Rettung des geliebten Shield Knight vor einer fiesen Zauberin und acht ebenso fiesen anderen Rittern geht.
Die Entwickler von Yacht Club Games finanzierten Shovel Knight mit Hilfe einer Kickstarter-Kampagne. Ursprünglich geplant war, mindestens 75.000 Dollar einzunehmen – am Ende waren es mehr als 310.000 Dollar. Fasziniert waren die Unterstützer wohl vor allem vom Vorhaben der Entwickler, ein Spiel in Retro-Optik zu schaffen, das nicht versucht, einen einzigen Klassiker nachzuahmen, sondern dass sich zahlreicher Elemente aus vielen verschiedenen Spielen des NES- und SNES-Zeitalters bedient. Und tatsächlich: Shovel Knight spielt sich wie eine Mischung aus Castlevania, DuckTales, Zelda II und Mega Man.
Im Kern ist Shovel Knight ein gewöhnlicher Plattformer: Der Spieler bewegt den Schaufelritter hüpfend und springend durch eine seitwärts scrollende 2D-Umgebung. Mit der Schaufel können Gegner direkt attackiert werden, sie dient aber auch dazu, in der Luft zu einer Art Pogostab umfunktioniert zu werden. Landet der Ritter dann auf einem Gegner, fügt er ihm nicht nur Schaden zu, er wird gleichzeitig wieder nach oben geschleudert. Praktisch, denn so kommt der Spieler an sonst unerreichbare Stellen, an denen sich nicht selten Schätze finden lassen.
Schätze hat der Shovel Knight auch bitter nötig, denn die Level werden mit fortschreitender Spieldauer recht anspruchsvoll. Im Rahmen einer Oberwelt kann der Spieler daher auch eine Stadt besuchen und dort nützliche Upgrades kaufen: Mehr magische Energie oder Lebenskraft beispielsweise, praktische magische Waffen, Behälter für Heiltränke oder eine Angel, die es ihm erlaubt, aus jedem beliebigen Abgrund im Spiel weitere Schätze zu Tage zu fördern. Stirbt der Ritter, verliert er übrigens auch einen Teil seiner Schätze – diese kann er, Dark Souls lässt grüßen, im nächsten Durchgang wieder aufsammeln. Der einfache Ritter mit Schaufel verwandelt sich so nach und nach in eine Kampfmaschine mit vielfältigen Fähigkeiten – letztere erweisen sich vor allem im Kampf gegen die teilweise recht widerstandsfähigen Bossgegner als praktisch.
Eine Beschreibung der Spielmechaniken von Shovel Knight klingt furchtbar gewöhnlich. Nicht ohne Grund, denn das Spiel begeistert nicht unbedingt mit vielerlei neuen Features, sondern mit der exzellenten Umsetzung gewohnter Elemente. Das Level-Design wirkt durchdacht wie in Castlevania und Mega Man, jedes Item bringt spürbare Vorteile wie in Zelda und das Herumspringen mit dem Pogostab macht fast so viel Spaß wie in DuckTales. Es sind nicht die Innovationen, die bei Shovel Knight begeistern, es ist die Geschliffenheit des Bewährten. Shovel Knight ist weniger eine Hommage an die Spiele der 8- und 16-bit-Ära selbst. Es ist eine Verneigung vor ihrem durchdachten Spieldesign.