Am Anfang ist da kurz ein Zauber.
Dann bleibt das Warten auf etwas, das nicht kommt.
Ich googelte mehrfach, ob es da nicht doch eine VR-Version von Small Radios Big Televisions gibt. Dann hätte das alles nämlich mehr Sinn ergeben.
Nach einem ansprechenden Menü und ein paar guten Sounds habe ich ganz zu Beginn ein Gebäude betreten, das ein bisschen an eine Bohrinsel erinnert. Und dann sitze ich da auf meinem Sofa, also real, und betrachte einen virtuellen Raum von der Seite, als würde ich in ein Puppenhaus starren. Durch eine Tür bin ich gekommen, durch eine andere geht es weiter. Mehr ist da erstmal nicht.
Mit dem Analog-Stick des Controllers sehe ich mich unbeholfen um und kippe dabei das gesamte Bild. Da wäre doch jemand gerne ein VR-Spiel geworden. Und dann entdecke ich eine Kassette, spiele sie ab und finde mich plötzlich in einem Wald wieder. Links glitzert etwas, das wie ein Edelstein aussieht. Ich klicke es an und bin zurück beim Puppenhaus. Der Edelstein ist ein Schlüssel, finde ich heraus. Und die Welten in den Kassetten können durch Magneten verändert werden. Das ist doch eine schöne Idee.
Small Radios Big Televisions fühlt sich wie das Ergebnis eines produktiven Game Jams an. Da müsste ein begeisterter Entwickler mitgeliefert werden, der jetzt neben meinem Sofa steht und das Spielerlebnis mit aufgeregtem Gerede untermalt. Über noch nicht umgesetzte Spielelemente, einzigartige Ideen und Träume von Steam und dem Playstation Store. Aber es ist ruhig im Zimmer. Bis auf die stückweise faszinierende, oft aber anstrengende Soundkulisse. Und das Spiel gibt es schon auf Steam und im Playstation Store.
Erzählt wird Dystopisches. Die Wirtschaft hat den Planeten allem Anschein nach zerstört. Und die Kassetten waren eine Erinnerungshilfe an schöne Dinge; damals, als es noch Menschen gab, die sich erinnern wollten. Ironischerweise wurden die Kassetten offenbar mit Hilfe von VR-Brillen konsumiert. Gerettet haben sie die Menschen aber doch nicht.
Recht lange hält sich das Gefühl, dass da wohl noch mehr kommen muss, dass das die langsame Einführung in ein Spielsystem ist, das sich noch entfalten wird. Und tatsächlich werden zum Schluss hin die kleinen Rätsel komplexer – und das Spiel erreicht seinen Tiefpunkt: Einige Rätsel wirken nicht einmal logisch, wenn die Antwort schon gefunden ist. Am Ende der Vernunft bleibt nur noch der Zufall. Und der kann frustrieren.
Der italienische Komponist Gioachino Rossini soll einmal über Richard Wagner gesagt haben, dieser habe einige gute Momente, aber auch einige fürchterliche Viertelstunden. Auf Small Radios Big Televisions trifft das zu. Da sind schon einige gute Ideen und auch innovative Ansätze in der Darstellung. Aber Spaß macht das Spiel nie wirklich und was bleibt ist ein Eindruck von Unvollständigkeit.