Test: The Stanley Parable (PC)
Als kleine Modifikation ganz groß rauskommen? Was Counter-Strike vorgemacht hat, will das junge Entwicklerstudio Glactic Cafe mit The Stanley Parable wiederholen. Das ehemalige Hobbyprojekt genießt in der Indie-Szene Kultstatus und wurde seit 2011 zu einem vollwertigen Spiel umgestaltet, das nicht nur für Freunde von Minecraft & Co. ansprechen soll. The Stanley Parable verspricht Story-Innovationen für Shooter-Fans, die es leid sind, gegen gesichtslose Schurken anzutreten.
The Stanley Parable: Do you speak Bildsprache?
Von Innovationen ist anfangs allerdings wenig zu spüren. Das Spiel bietet bewährte Kost, was zwar den Einstieg erleichtert, aber auch etwas altbacken wirkt. Gewohnt sicher bewegen wir uns mit Maus und Tastatur durch die Level. Doch was hier im Gewand eines First Person Shooters daher kommt, täuscht. The Stanley Parable setzt auf Story, statt Action.
Story
Wir schlüpfen in die Rolle des Büroangestellten Stanley, der sich auf einen geruhsamen Tag zwischen Minesweeper und Kaffeemaschine freut. Im Büro angekommen, geschehen jedoch seltsame Dinge. Seine Kollegen sind verschwunden und der Bürokomplex scheint unter dem Einfluss fremder Mächte zu stehen. Doch wo andere die Flucht ergreifen, geht Stanley in die Offensive. Mutig eilt er seinen Freunden zur Hilfe und das Abenteuer beginnt.
Sebastian Standke »Ich bin mit The Stanley Parable einfach nicht warm geworden. Die Action hat mir gar nicht mal so sehr gefehlt, jedoch die Story. Wo sind denn nun Stanleys Kollegen? Ich hasse es, ahnungslos zurückgelassen zu werden!«
Stanley geht es leider geruhsamer an, als seine Vorbilder. Wo sich andere Spielehelden an Lasergewehren oder Zaubersprüchen üben, greift Stanley bestenfalls zur Kaffeetasse. Die begrenzte Waffenauswahl fällt allerdings kaum ins Gewicht, denn wo keine Gegner sind, hilft auch kein Schießeisen. In Kombination mit dem linearen Leveldesign, das nur wenige Abzweigungen bietet, ist das Gunplay einer der größten Kritikpunkte am Spiel. Selbst Urgestein Doom bot seiner Zeit ein knackigeres Spielerlebnis.
Auch Hirnakrobatik der Marke Portal sucht man bei The Stanley Parable vergeblich. Die Rätselkost beschränkt sich auf einfaches Knöpfchendrücken. Was den Neueinsteiger freuen mag, unterfordert gestählte Shooterveteranen. Da Galactic Cafe auf einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad verzichtet hat, ist Langeweile also vorprogrammiert. Aber vielleicht sollte man lieber von “Kurz-Weile” reden: Mit rund 30 Minuten Gameplay liegt The Stanley Parable dabei weit unter dem Genredurchschnitt. Alternative Enden erhöhen zwar den Widerspielwert, können aber kaum darüber hinwegtäuschen, dass man für sein Geld deutlich weniger Spiel bekommt, als bei der Konkurrenz.
Jagoda Gadowski »Ich bin sehr enttäuscht vom neuen Stanley-Abenteuer. Zwar haben die Entwickler ein großes Büro-Areal zur Erforschung gebaut, allerdings ist das ohne eine integrierte Automap völlig unbrauchbar! Selbst die spärlich vorhandene Beschilderung führt in die Irre. Bitte nachbessern, Galactic Cafe!«
Technik
The Stanley Parable verwendet zwar die neuste Version (Counter-Strike: GO) der Source Engine, aber man merkt man der guten Dame ihr Alter an. Einen Augenschmaus wie Crysis 3 darf man hier nicht erwarten. Einschlafhilfe Dear Esther, ebenfalls Source Engine, (Superlevel Test 17%) konnte noch mit schönen Wassereffekten punkten, doch The Stanley Parable hat in grafischer Hinsicht rein gar nichts zu bieten. Alles was gezeigt wird, kennen wir bereits aus Half-Life 2 oder Portal: Endlose Korridore, karge Labore und leere Schreibtische.
Manuel Fritsch »Die fehlende Herausforderung für Coregamer und langweiliges, sich ständig wiederholendes Gameplay halten die eigentlich solide Grundidee leider von höheren Wertungssegen ab. Für Fans des Genres und britischem Humor, alle anderen spielen Probe.«
Die Soundkulisse unterwältigt ebenfalls, hier werden Standardgeräusche recycled. Die Ausnahme: Ein aufdringlicher Erzähler, der unseren Helden auf seinem Weg mit “humorvollen” Kommentaren begleitet. Weil das Spiel ohne deutsche Tonspur daher kommt, setzen die Rohrkrepierer allerdings umfangreiche Englischkenntnisse voraus.
Fazit
Fades Leveldesign, fehlender Multiplayer und ein Schwierigkeitsgrad der selbst Kleinkinder unterfordert lassen keinen Spielspaß aufkommen. Zudem kränkelt die Story am nervenden Erzähler und dem schwachen Sounddesign. Auch grafisch kann die Source Engine nicht mit aktuellen Titeln Schritt halten, besonders Grafikpuristen sollten einen großen Bogen um das Spiel machen. Wer auf der Indie-Welle mitschwimmen möchte, kann bei The Stanley Parable zugreifen, sollte aber vorher die Demo anspielen. Dass der ursprünglich angekündigte Alien-Level gestrichen wurde ist zwar schmerzhaft, doch bleibt fraglich ob er das Spiel hätte retten können. Zu groß sind die Ärgernisse, die The Stanley Parable dem Spieler zumutet. Wir finden deutliche Worte: Mach’s nochmal, Stanley!
HARDWARE-ANFORDERUNGEN
MINIMUM: Intel® Core™ 2 Duo E6600, Intel HD 4000, 3 GB Festplatte, 1 GB Speicher (XP)
EMPFEHLENSWERT: AMD Phenom™ X3 8750 Prozessor oder besser, 256 MB oder mehr, DirectX 9-kompatibel mit Unterstützung für Pixel Shader 3.0, 3 GB Festplatte, 2 GB Speicher (Vista)