Tetragon
Es ist ebenso simpel wie genial. Es basiert auf einer einzigen Mechanik, deren Potential bis zur Perfektion ausgereizt wird. Es erfordert viel Geschick und den Willen, sich durch hohe Schwierigkeitsgrade zu kämpfen. Es ist erbarmungslos, spendet dafür aber eine Dosis Geometrie und einen grandiosen Soundtrack.
All diese Beschreibungen treffen sowohl auf Super Hexagon, die hypnotisierende iOS-Action-Folter von Terry Cavanagh, als auch auf Tetris, den Citizen Kane der Videospiele, zu. “Wie würde wohl eine Kombination aus beiden aussehen, wenn sie sich doch so ähnlich sind?,” dachte sich der britische Student Edward Curtis-Sivess, und programmierte an einem verlängerten verregneten Wochenende Tetragon.
Die roten Leuchte meines Uralt-Game-Boys ist seit Jahren erloschen, doch erinnere ich mich daran, nie wirklich gut in Tetris gewesen zu sein. Grund zur Annahme, eine Verkomplizierung des Tetromino-Stapelns durch zusätzliche Funktionen würde meine Unfähigkeit nur unterstreichen. Blöcke und das gesamte Spielfeld drehen zu müssen klingt erst mal anspruchsvoll, erweist sich aber als spaßig. Zwar ist der Stressfaktor hoch – unter anderem wegen des pumpenden Chip-Soundtracks – doch fühlt sich Tetragon weniger wie das gleichzeitige Spielen zweier Titel denn wie der Wechsel von Mario 64 auf Mario Galaxy an.
Es mag eine kleine Idee sein, die Edward Curtis-Sivess hier in kürzester Zeit in die Tat umsetzte, aber sie zeigt, wie sich aktuelles, richtungsweisendes Game-Design und ein 30 Jahre alter Klassiker gegenseitig beeinflussen und völlig neue Möglichkeiten offenlegen können. Wer mitstapeln / -drehen / -ausrasten möchte, darf sich Tetragon hier für Windows, OS X und das LÖVE-Framework (Mac / Linux) herunterladen. Und jetzt baut mir gefälligst Super Meat Pong.