The Long Way: Straße ins Nirgendwo
“We know where we’re going, but we don’t know where we’ve been and we know what we’re knowing but we can’t say what we’ve seen.” Mit diesen Worten beginnt Road to Nowhere, der größte Hit der Talking Heads. Zwischen dem tanzbaren Rythmus und der fröhlichen Melodie versteckt sich aber eine düstere Botschaft. Der Popsong von der Straße ins Nirgendwo handelt vom Leben und vom Sterben und hat bei der Unvermeidbarkeit von letzterem wenig Platz für Hoffnung über: Der Weg ins Paradies führt eben in das Nirgendwo. Und so stelle ich mir die ganze Zeit vor, David Byrnes Stimme aus den Autoradios singen zu hören, wenn ich in die nächste Mitfahrgelegenheit steige. Denn auch die Straße auf der The Long Way spielt kennt nur eine Richtung: vorwärts.
The Long Way ist ein rätselhaftes Spiel. Als namenloser Tramper weiß ich weder wo ich herkomme, noch was mein Ziel ist. Also begebe ich mich auf den Weg, wandere an der Straße entlang und sehe dabei zu, wie hinter mir die Wüste und neben mir die Autos vorbeiziehen. Strecke ich den Arm zum intergalaktischen Gruß aller Anhalter aus, hält manchmal eines von ihnen an und ein Fremder nimmt mich ein Stück mit. Es sind wunderliche Gestalten, zu denen ich ins Auto steige. Da ist der Patriot, der von der Verschwörung der großen Konzerne erzählt und mich fragt, ob ich weiß, wie ich eine Bombe baue. Oder das in eine Kutte gekleidete, mutmaßliche Mitglied eines Kultes, das mich nur mitnimmt, wenn ich die Worte der Weisheit kenne. Leider habe ich die bisher noch nicht herausgefunden.
“Well, we know where we’re goin’
But we don’t know where we’ve been”
Vier verschiedene Mitfahrer habe ich schon getroffen, es sollen mit der Zeit noch mehr werden. Schon jetzt ist der lange Weg kein gerader. Lange sitze ich nie auf einem Beifahrersitz, zu schnell endet die mir entgegen gebrachte Geduld. Manchmal helfe ich ihnen dabei, ihre Gedanken zu sammeln, manchmal verärgere ich sie so sehr, dass sie mich wütend rausschmeißen. Manche Dialoge eskalieren bis zu meinem Verschwinden… dem unvermeidlichen Game Over. Die Menschen in deren Autos ich mitfahre, wirken gleichzeitig wie vertraute Stereotypen und doch völlig fremd. Ihre Gesprächsfetzen lesen sich beinahe so, als würden sie eine andere Sprache sprechen. Vielleicht war eines der abgestürzten Ufos, an denen ich auf meinem Weg durch die Wüste vorbeigekommen bin, ja meins. Es würde mich jedenfalls nicht überraschen, wenn dort der Anfang meiner skurrilen Reise liegen würde. Ja, The Long Way ist ein rätselhaftes Spiel.