Twenty: Threes x 7 – 1

twenty

Achtzehn. Das ist meine Highscore in Twenty. Vielleicht hätte ich es dieses Mal bis zur namensgebenden Zwanzig geschafft, wenn mich nicht dieser dunkelblaue Golf III an der Ampelkreuzung fast überfahren hätte. Ich bin mir sicher, er hatte Rot. Vielleicht hatte aber auch ich Rot. Um ehrlich zu sein weiß ich es gar nicht, ich war ja mit meinem Smartphone beschäftigt.

Twenty ist also ein Spiel über Nahtod-Erfahrungen und gleichzeitig ein Spiel über völliges Desinteresse. Ich verbringe kurze Teile meines Heimwegs damit, statt auf Twitter auf Twenty zu starren, aber der Smartphone-Bildschirm bleibt trotzdem der Selbe. Nur dass selbst zwei Dutzend langweilige Tweets mehr Enthusiasmus in mir hervorrufen, als Twenty. Twenty ist ein Spiel, dessen hervorstechendste Eigenschaft es ist, keine hervorstechende Eigenschaft zu haben. Es ist einfach nur da. Erhältlich ist es kostenlos für Browser, iPhones und Android. Es spielt sich wie eine Mischung aus Threes! und Tetris: Blöcke mit identischen Zahlen müssen zusammengeschoben werden und bilden so einen neuen Block mit einer höheren Zahl, während vom Bildschirmrand unter Zeitdruck immer neue Reihen nachrücken.

Es gibt einen Zweispielermodus, den ich nie gestartet habe und es vermutlich auch nie tun werde. Warum auch, der ältere Herr, der morgens um 9:00 neben mir in der U-Bahn sitzt, müsste zum Spielen ja sein Sterni aus der Hand stellen und das möchte ich zu dieser unchristlichen Uhrzeit wirklich niemandem zumuten. Twenty ist es eigentlich nicht wirklich wert, sein Bier aus der Hand zu stellen. Es ist einfach nur das neue Spiel, das alle Freunde und Bekannten spielen, dessen Highscores sie auf Twitter posten und das nach seinen 15 Minuten Ruhm schnell wieder vergessen ist.

Letztendlich hat Twenty nichts, das mich länger beschäftigen kann, als es dauert fünf Stationen mit der U7 zu fahren. Wenn ich Twenty starte, gönnen sich mein Daumen und die Hälfte meines Gehirns, die für das zuordnen bunter Quadrate zuständig ist, ein wenig Quality Time von der Welt um sie herum. Ich spiele jetzt noch ‘ne Runde. Dann muss ich immerhin nicht nur so tun, als würde ich die Leute um mich herum ignorieren.