Vita la Superlevel oder: Erfolg durch Erfolglosigkeit

Hallo Zielgruppe. Da unsere fingierte PlayStation Vita-Verlosung ziemlich viel Gold- und Feenstaub aufgewirbelt hat, möchte ich diesen Artikel für einen Nachbericht nutzen. Ich möchte euch meine Intentionen erläutern, das Geschehene dokumentieren und auf meine unverblümt semiprofessionelle Art und Weise interpretieren.

In der Zeit vom 1. bis 23. Dezember fanden auf Superlevel täglich Gewinnspiele statt. Wir verlosten viele schöne Dinge. Für die letzte Verlosung an Heiligabend musste etwas episches her. Doch da unser Riesendilo-Raubzug auf der THQ-Party fehlschlug (Dom berichtete), ich unglücklicher Weise die Telefonnummer von Shigeru verlegte und meine Nazigoldreserven aus Gründen unberührt blieben sollten, schuf ich kurzerhand ein fiktives Gewinnspiel. Es standen zwar noch diverse Downloadcodes für herzerweichende Spiele zur Verfügung, doch mir schwebte etwas vor, das besser zu Superlevel passt.

Man nehme also ein verhältnismäßig wertvolles, derzeit in unserer Region noch nicht verfügbares Produkt …

… und kombiniere es mit Umständen, die für Aufmerksamkeit sorgen, die wiederum die Teilnahme erschwert oder gar zunichte macht. Ein humorvolles Paradoxon musste her, das man jederzeit auflösen könnte, ohne den Zorn der Masse auf sich zu ziehen. Außerdem musste es Raum für Spekulationen lassen und meinen Hang zur Küchenpsycholgie befriedigen.

Achtung! Informationen zum Preis und zur Verlosung (inklusive der Teilnahmebedingungen) sind ausschließlich sichtbar, wenn sich weniger als fünf Besucher auf dieser Seite befinden. Gemein, hm? :´-(

Derzeit betrachten diesen Artikel Personen.

Im Idealfall würden sich demnach konstant mindestens fünf oder mehr Personen gegenseitig blockieren, da niemand die Chance auf die eigene Teilnahme verschenken möchte. Damit dieses Szenario glaubhaft wirkt und sich der Kreis schließen kann, bedarf es realen Traffics, der von Dritten generiert wird. Der Stein kam ins Rollen…

Vergangene Aktionen auf Superlevel — beispielsweise der Diablo 3 Beta Key Generator — zeigten, dass Eigendynamik vonseiten der Besucher Leben in Form von Interaktion einhaucht. Da gibt es Besucher, die sofort den Braten riechen (aber die Möglichkeit nicht gänzlich ausschließen) und jene, die gutgläubig in die Falle tappen. Der Plan ging auf — die Besucher interagierten, die Seitenaufrufe nahmen stark (!) zu und der Kreis schloss sich. Prima. Besonders interessant dabei ist, dass sich vereinzelt auch immer wieder Personen zu Wort melden, die die fiktive Mauer scheinbar durchbrachen, davon in den Kommentaren berichteten und im Zuge dessen einen neuen Scheitel Holz ins Feuer warfen. Ich bezeichne diese Personen gern als Verbündete.

„Wir sind ein großes soziales Experiment…“
— kraeuterzucker

Tatsächlich betrachte ich das gesamte Internet als großes soziales Experiment und Superlevel als eines von zahlreichen Laboren. In erster Linie handelt es sich hierbei natürlich um ein Gamingblog. Aber bliebe mir die Möglichkeit verwehrt, basierend auf von mir initiierten kreativen Prozessen das Zusammenspiel von Aktion und Reaktion zu erforschen, würde es mir an Motivation für das reguläre Tagesgeschäft fehlen. Hinzu kommt, dass ich immer wieder die Herausforderung suche, mit möglichst wenigen Mitteln möglichst viel Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Dieses Prinzip verfolge ich seit meiner frühesten Kindheit und es erwies sich immer als unverhältnismäßig anstrengend, Anstrengungen zu vermeiden (besonders in der Schule), doch im Endeffekt lässt sich das auch aktiv aufs Berufsleben anwenden: Es zählt nicht die Quantität der geleisteten Arbeit, sondern die Qualität der Reaktionen auf selbige. Wenn jetzt also zum Beispiel …

… eine Grafik, fünf Zeilen Text und Kommissar Zufallsgenerator mehr Aufmerksamkeit erzeugen, als aufwändige Features und Reviews, schlage ich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Es steigert den Bekanntkeitsgrad von Superlevel, vergrößert den Leserkreis, reguläre und nachhaltigere Inhalte bekommen mehr Aufmerksamkeit, mein Image und das von Superlevel wird gefestigt und die Zielgruppe klarer definiert, wodurch Superlevel an Relevanz und Einfluss gewinnt.

Jaja, dieses Kalkül mag auf manche unangebracht und unsympathisch wirken oder gar den Zauber digitalen Rebellentums entzaubern, aber im Endeffekt spreche ich nur das aus, was euch auf so ziemlich jeder Webseite begegnet, die auch nur ansatzweise erfolgsorientiert ist. Mit dem Unterschied, dass ich keinen Hehl daraus mache, Menschen gelegentlich wissentlich hinters Licht zu führen. Dass man sich mit solchen Methoden nicht nur Freunde macht, ist mir nicht nur bewusst, sondern vielmehr elementarer Bestandteil polarisierender Inhalte und Handlungen.

„Das ist doch alles fürn Arsch.“ — Marcel

Der Wechsel positiver und negativer Resonanz sorgt für eine stetige Reibung, die vonnöten ist, um aus der Masse nachhaltig hervorzustechen. Ganz zu schweigen von den stillen Beobachtern, die imaginäre Popcorntüten in ihren Händen halten und das Schauspiel auf sich wirken lassen.

„Da ich seit einer halben Stunde der 6. auf dieser Seite bin und vorher ja 5 da gewesen sein müssten, wundere ich mich, das diese 5 anscheinend trotz wissen über das Gewinnspiel noch nicht teilgenommen haben, oder sogar – Ja, ich unterstelle ihnen dies – absichtlich die Seite blockieren. Ist das möglich?“ — Guy Montag

Obwohl es sich bei der PlayStation Vita-Verlosung nur um eine Inszenierung handelt, ergeben sich daraus viele interessante Fragen, über die es nachzudenken lohnt. Wie wäre das Gewinnspiel unter realen Bedingungen verlaufen? Welchen Einfluss hätten Teilnehmer des Gewinnspiels auf den weiteren Verlauf genommen? Letzteres finde ich spannend, da ja jeder weitere Teilnehmer die eigene Chance auf den Gewinn verringert hätte. Von kollektiver Zusammenarbeit bis zur Sabotage wäre alles möglich gewesen.

Abschließend möchte ich allen Teilnehmern unseres Gewinnspiels danken. Und, hey, mit etwas Glück können wir schon bald wirklich eine PlayStation Vita verlosen, denn der Erfolg der Erfolglosigkeit bewegte uns dazu, mit Sony in Kontakt zu treten. Man darf gespannt sein.

Küsse, euer Fabu.