w00t zum Sonntag

Ich frage mich, ob ich euch mittlerweile erfolgreich dazu konditionieren konnte, beim Anblick der hellblauen Artikelgrafik aufzuspringen um Kaffee zu kochen und euch in Leseposition zu begeben. Wie auch immer: Hier sind unsere wöchentlichen Artikelempfehlungen zu Spielen und Spielkram im neuen w00t zum Sonntag – mit freundlicher Unterstützung von QUOTE.fm und Iwan Petrowitsch Pawlow.

Zu den „Torso-gate”-Artikeln von letzter Woche gesellen sich einige weitere, die die Kontroverse um Deep Silvers fragwürdiges Dead Island-Merchandise aufgreifen. Jagoda aka. Scheinprobleme stellt in ihrem ebenso wütenden wie bemerkenswerten Artikel klar, was sie über diese offensichtliche Verharmlosung sexualisierter Gewalt denkt:

Der Torso ist nicht egal

»Dieser dumme Torso. Dieser dumme PR-Gag Torso. Wie kann man denn ernsthaft in Erwägung ziehen, dieser Torso wäre aus keinem bestimmten Grund weiblich, hätte Silikonbrüste und einen Bikini? Wie kann man denn ernstlich glauben, es hätte genausogut ein männlicher Torso sein können? Nein, so dumm ist niemand. Oder?«

superlevel recommended this article from scheinprobleme.de

Volker Bonacker hat für Video Game Tourism zu Wort gebracht, dass er im Dead Island-Torso zunächst zwar keinen Sexismus gesehen, ihn außerhalb des Spielekontexts aber schnell als äußerst problematisch wahrgenommen hat:

Wo fängt was an – und wo ist Schluss?

»Es ist an der Zeit, dass Spieler (hier verwende ich bewusst nur die männliche Form) und über Spiele berichtende Menschen nicht nur das Spiel als isoliertes Produkt sehen, sondern als gesellschaftliches Produkt, das Rückschlüsse (oder zumindest begründete Vermutungen) auf die Gesellschaft, aus der heraus es entstanden ist, zulässt.«

superlevel recommended this article from videogametourism.at

Laura Parker hat für Gamespot fünf Stimmen (Rhianna Pratchett, Nels Anderson, Brian Moriarty, Sam Machkovech, Ian Bogost) aus der Spieleindustrie versammelt, die sich zur Torso-Kontroverse, zum Spiele-Marketing und zur Verantwortung der Publisher äußern:

Dead Island Riptide and the problem with video game marketing

»No wonder gamers can't understand why the rest of the world thinks Bioshock Infinite looks like just another meaningless shooter, or why Dead Island Riptide now looks like a depraved rape joke.«

superlevel recommended this article from au.gamespot.com

Drei Jahre nach der ursprünglichen Publikation hat Leigh Alexander einen GamePro-Artikel über Bayonetta im eigenen Blog neu veröffentlicht und reflektiert zudem darüber, wie sich ihre Meinung (insbesondere im Bezug auf Geschlechterrollen) verändert hat:

Bayonetta, Two

»Bayonetta takes the video game sexy woman stereotype from object to subject, and it's tremendously empowering. The title character uses the mantle of her sexuality as a power source. Between Bayonetta and her equally fierce rival, Jeane, it's a women's world — the boys just play in it.«

superlevel recommended this article from sexyvideogameland.blogspot.de

THQ ist nicht mehr – das Unternehmen meldete im Dezember Insolvenz an, wurde zerschlagen und in einer Konkursversteigerung stückweise veräußert. Sven Wernicke erzählt, warum sich Bedauern und Mitleid bei ihm in Grenzen halten:

Tschüss, THQ! Trauer? Ähm…naja…

»Soll ich jetzt aufgrund zahlreicher Fehlentscheidungen der Chefetage bekümmert sein? Sorry, ich kann einfach kein Mitleid mit einem Unternehmen haben, das erst unglaublich viel Kohle abgestaubt hat – auch mit mieser Software – und sich dann – warum auch immer – übernahm. Letztlich hat sich vielleicht sogar die mangelnde Qualität eigener Spiele gerächt?«

superlevel recommended this article from polygamia.de

Vigil Games und das Apokalyptische Reiter- / Zelda- / Hack & Slay-Franchise Darksiders sind Ausnahmen, die nicht verkauft und bei anderen Publishern untergebracht wurden. Ben Cureton, Vigils Lead Combat Designer, schrieb in einem NeoGAF-Thread einen rührenden Abschiedsbrief aus dem leergeräumten Büro:

NeoGAF – View Single Post – RIP Vigil Games (2005-2013)

»My name is Ben Cureton, and I was the Lead Combat Designer at Vigil Games. I'm sitting at my desk among… what appears to be a warzone. The walls look bare. It's quiet. The seats are empty.«

superlevel recommended this article from neogaf.com

GameStar und Petra Schmitz haben den Aufstieg und Niedergang des Unternehmens in seiner Gesamtheit zusammengefasst:

Aufstieg und Niedergang eines Publishers – Die THQ-Story

»Aber wie kann es soweit kommen, dass ein großer Publisher wie THQ in der heutigen Zeit Pleite geht, wenn man doch allenthalben davon hört, dass die digitale Unterhaltung das Filmgeschäft längst weit hinter sich gelassen hat? Wo hat THQ die entscheidenden Fehler gemacht? Wo sind die wahren Gründe für das Aus des Publishers?«

superlevel recommended this article from gamestar.de

Leigh Alexander seziert den iOS-Puzzler Hundreds von Adam Saltsman und Greg Wohlwend und erklärt, welche Faktoren seiner Gestaltung ihn uns so unheimlich fesseln lassen:

Why they're playing: Hundreds

»Yet in Hundreds' stripped-down universe, sometimes you just have to watch and wait for a bubble to enter an optimal orbit. Sometimes you need to practice restraint, to simply focus calmly on that serene white space. Anxiety and impatience will lose you the stage. It seems to be a soothing and clever subversion of our often-stressful relationships with our portable devices.«

superlevel recommended this article from gamasutra.com

Jeremy Parish und seine Artikelreihe „Anatomy of a Game“ widmen sich der schrittweisen Aufgliederung und Analyse bemerkenswerten Game Designs, zuletzt beispielsweise in Castlevania III: Dracula’s Curse:

Anatomy of a Game

»The premise of this series is to focus on how these games communicate to the player the rules of play through game design rather than overt instruction. If the list seems predominantly Nintendo-heavy, that’s because Nintendo used to be really good at it. If it seems predominantly retro in focus, that’s because hardly anyone bothers to design games this way anymore, leaning instead on mundane tutorials rather than effective stage construction and carefully considered game flow.«

superlevel recommended this article from telebunny.net

Nach einem schönen Beitrag zu orchestralen Klängen in AAA-Titeln blickt David Valjalo in Runde zwei seiner Musikreihe hinter die Kulissen und MIDI-Controller der Indie-Soundtrack-Macher M.O.O.N., Scattle (Hotline Miami) und Ben Prunty (FTL):

Behind the sounds: Hotline Miami and FTL

»“We had a temp soundtrack in place for the game,” says one half of the game’s dev team, Jonatan Soderstrom. “But when we couldn’t get the licenses for the tracks I went out on to Band Camp and found a bunch of cool music you could download for free. That’s how I found M.O.O.N.”«

superlevel recommended this article from rockpapershotgun.com

Für Alex Co ist Telltales The Walking Dead nicht nur ein großartiges Adventure – es motiviert ihn auch dazu, ein besserer Vater zu sein (Spoilerwarnung!):

My Parenting Skills Improved with Telltale Games’ The Walking Dead

»Again, I can’t speak for everyone nor do I dismiss what childless people might have felt, but from the moment my character adopted Clementine, Lee – or rather I – had a purpose. The emotional investment was instantaneous; from that moment on in Clem’s house, I was her guardian, her keeper, her parent.«

superlevel recommended this article from gotgame.com

Chris Priestman weiß „persönliche“ Spiele (beispielsweise dys4ia und Papa & Yo) zu schätzen, erkennt in einigen allerdings deutliche Schwächen, die von Entwicklern durch ein Schutzschild der Persönlichkeit gegenüber objektiver Kritik gerechtfertigt werden:

Someone Else’s Shoes: Personal Games vs. Game Design

»If you’re having to explain why you’ve designed the game in a particular way to players outside of the game itself in order to justify it, then you have failed.«

superlevel recommended this article from indiestatik.com

Keith Burgun hält Achievements für entbehrlich, da sie vorhandene Motivations- und Belohnungssysteme nicht aufwerten und Spieler in seinen Handlungen negativ beeinflussen, und schlägt eine Alternative vor:

An Alternative to Achievements

»The mother-problem with any "achievement" system can be stated like this: at their best, they do nothing at all. At their worst, they influence player behavior.«

superlevel recommended this article from gamasutra.com

Brendan Keogh erzählt, wie er als Kind lernte, sich durch virtuelle Welten zu bewegen, dass das Steuern eines Videospiels keine naturgegebene Fähigkeit ist und wie unterbewusstes Lernen mit der Unfähigkeit, das Gelernte in Worte zu fassen, einhergeht:

Gaming Grammatically

»My cousin explains to me that I want to be holding the directional pad before I jump. This way, I would already be moving across the gap when I pressed jump, and I wouldn’t spend half my time in the air going straight up. This is a watershed moment for me. This is equivalent to the first time you look at squiggles on a page and start to see letters, words and then entire worlds. I have just learned how to combine forward momentum with jumping – one of the most fundamental components of a videogame vocabulary.«

superlevel recommended this article from unwinnable.com

Das war’s für diese Woche – bis nächsten Sonntag seid ihr wie immer eingeladen, uns eure Empfehlungen per Twitter oder Mail zukommen zu lassen. Mehr Empfehlungen, die es zum Teil nicht in unsere Auswahl geschafft haben, finden sich in unserem QUOTE.fm-Profil.

Sämtliche Artikel sind übrigens in hübsch aufbereiteter Version zum Nachlesen für eure elektronischen Lesegeräte verfügbar. (Kindle / Epub) Viel Spaß beim Lesen!

4 Kommentare zu “w00t zum Sonntag”

Fabu 27.01.2013, 10:50
1

Starke Ausgabe. <3
TheOriginalDog 27.01.2013, 19:24
2

Sehr stark, heute sehr viele tolle Artikel dabei! :D
Bene 30.01.2013, 10:20
3

Für die ganz faulen (wie mich) habe ich da mal was vorbereitet. w00t per Mail bei IFTTT: https://ifttt.com/recipes/76825
- Dominik Johann 30.01.2013, 10:27
  4
  
  Grandios!

Kommentare sind geschlossen.