The Legend of Zelda: Symphony of the Goddesses – Master Quest

Zelda_SotG_01

Dass die schon ob ihres Umfangs epische „Zelda“-Reihe mehr als viele andere Marken Generationen zu verbinden vermag, zeigt sich regelmäßig bei Großveranstaltungen. Links und Zeldas in allen Altersklassen belagern Fachmessen und nicht selten auch die Düsseldorfer Immermannstraße, das Herz des stadteigenen japanischen Viertels. Umso passender war es daher, dass am vergangenen Sonntag eine von nur drei deutschlandweiten Orchesterdarbietungen der „Zelda“-Soundtracks in der hiesigen Mitsubishi Electric Halle erfolgte.

Und auch die pompös betitelte Veranstaltung The Legend of Zelda: Symphony of the Goddesses – Master Quest zog ein vielfältiges Publikum an: Erwachsene in Abendgarderobe, Jugendliche in zum Teil aufwändiger Kostümierung oder buntgemusterter Alltagskleidung, getrennt durch ihre Biografien und geeint durch ihr offensichtliches Fan-Dasein. Die stille Einigkeit darüber, dass dieses Ereignis gemeinsam zelebriert gehört, war bereits in der riesigen Warteschlange vor der Halle spürbar und zog sich durch den gesamten Abend. Gemeinsam lauschten die Anwesenden andächtig zahlreichen Medleys, die sich über die Soundtracks gleich mehrerer Spiele erstreckten und einander thematisch verbunden waren. So wurde etwa ein Teil des Konzerts ausschließlich den Bosskämpfen gewidmet, vom Duell mit der Spinnenkönigin Gohma bis hin zu den wiederholten Begegnungen mit Links ewigem Kontrahenten Ganon(dorf).

Zelda_SotG_02

Weitaus umfassender fiel im Anschluss die Vorstellung einzelner Titel aus: „Link’s Awakening“, „Ocarina of Time“, „The Wind Waker“ und „Twilight Princess“ wurde je ein eigenes Segment mit mehreren Stücken gewidmet, das längste davon dem ersten dreidimensionalen „Zelda“, das seinerzeit für das Nintendo 64 erschien. Leider zeigten die allderweil auf einer Leinwand hinter dem Orchester eingeblendeten Spielszenen ausschließlich Material aus den jeweiligen HD-Remakes, was die Nostalgie ein wenig dämpfte, angesichts der schlecht gealterten 3D-Grafik allerdings eine verständliche Entscheidung war. Denn „Symphony of the Goddess“ erwies sich als perfekt durchorchestrierte und -gestaltete Massenveranstaltung, als offensichtliches Aushängeschild Nintendos, dessen bekannteste Gesichter dann auch einige voraufgezeichnete Worte an das Publikum richteten. Raum für Intimität und Improvisation blieb keiner, denn der wurde entweder von mobilen Eisverkäufer_innen okkupiert oder für penibel abgesteckte Fluchtwege freigehalten.

Was bei anderen Konzerten jedwede Stimmung im Keim erstickt, fiel hier jedoch nicht weiter auf. Spätestens nach den ersten Takten eines neuen Stückes versank die Hörerschaft wieder in ihre kollektive Andacht und es war spürbar, dass jede_r der Anwesenden persönlichen Erinnerungen nachhing, die durch das Anklingen der jeweiligen Lieblingsstücke geweckt wurden. Was Komponist Koji Kondo sagte, als er das „Wind Waker“-Segment einleitete, bewahrheitete sich prompt: „I’m sure you will recall memorable experiences and scenes.“

Zelda_SotG_03

So sehr diese Erinnerungen auch zweifellos zwischen einer 15-jährigen Saria-Cosplayerin und einem 42-jährigen IT-Spezialisten variierten, wurde das Individuelle durch die gemeinsame Liebe für die „Zelda“-Spiele kollektiviert. Und eben drum ist es mir nicht möglich, nüchtern und sachlich von diesem Konzert zu berichten. Denn als die ersten Flötenklänge des Intros von „Ocarina of Time“ ertönten, manifestierten sich Bilder eines Weihnachtsfests vor meinem geistigen Auge, das ich im Kokiri-Wald und in der weiten Ebene Hyrules verbrachte; als ein kleiner Cel-Shading-Link über die weiten Meere von „The Wind Waker“ segelte, kamen unwillkürlich Erinnerungen an meinen kleinen Röhrenfernseher und meinen ersten Freund auf, der mir damals Konsole und Spiel auslieh. Diese nostalgische Verklärung aber ist notwendig, um ein solches Konzert wirklich genießen, um die Kälte der Massenabfertigung vor Ort duch innere Wärme ausgleichen zu können. Und das ist uns allen offensichtlich gelungen.