1 aus 15: Fabu
Im Herbst des Jahres erlag meine Mutter nach zweijährigem Kampf ihrem Krebsleiden. Seit der Diagnose versuchte ich, ihr so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Wir hatten eigentlich nie ein besonders inniges Verhältnis, aber als ich erfuhr, wie es um ihre Gesundheit stand und dass jeder Monat ihr letzter auf Erden sein könnte, vergrub ich alle Kriegsbeile und konzentrierte mich auf ihr Wohlbefinden. Dazu gehörte bei meinen regelmäßigen Besuchen stets eine Partie Kniffel. Oder zwei oder drei oder vier.
Sie liebte dieses Spiel und ich lernte es lieben, weil meine Mutter in diesen Momenten ihre Krankheit vergaß und herzhaft lachen konnte. Kniffel wurde zu unserem ganz persönlichen Ritual, mit dem wir in diesem Jahr zahlreiche Stunden verbrachten. Unser letztes Spiel, wenige Tage vor ihrem Tod, mussten wir vorzeitig abbrechen, da meine Mutter kaum noch im Stande war, den Würfelbecher zu halten. „Nicht schlimm. Wir spielen später weiter.“, sagte ich ihr, faltete die beiden Spielzettel und schob sie in mein Portemonnaie. Die Asche meiner Mutter wurde am 28. Oktober 2015 beigesetzt. Mit ihr besagte Zettel, die ich nebst Sand ins Urnengrab fallen ließ.