The Lost Levels: 06/2016 — Hype Edition
Bis auf DOOMIAN habe ich mich in der letzten Zeit auf Superlevel ziemlich rar gemacht. Der Grund dafür ist nicht etwa das sommerliche Wetter, sondern die Tatsache, dass ich derzeit eine mehrmonatige Fortbildung zum Berufsbetreuer mache. Doch dazu später auf anderen Kanälen mehr. Die anderen Boys und Girls haben ebenfalls viel um die Ohren, deswegen blieb hier im vorigen Monat viel liegen. Das ist sehr schade, lässt sich aber nur ändern, wenn wir bei Patreon mehr Unterstützung erführen, um die Arbeit angenemessen entlohnen zu können leider nicht ändern. Daniel war größtenteils afk, Nina gönnte sich neben dem Master-Studium ein paar Sexspielchen, Marcus ging im Krieg verschollen, Wibke begab sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und Florian ist eh ein beschissener Ficker. Aber sonst ist alles super. Viel Spaß mit der Hype Edition von Lost Levels…
Hyper Light Drifter (Windows, Mac, PS4, Xbox One)
Fabu Es kommt nicht sehr häufig vor, dass ich lange vor der Veröffentlichung eines Spiels ein oder zwei Screenshots sehe und den Titel mit absoluter Sicherheit bei Superlevel in Form eines Reviews gewürdigt wissen will. Hyper Light Drifter fiel zu 101% in mein Beuteschema, also verneigte ich mich im Geiste vor den Entwicklern und wartete und wartete und fieberte und startete … UND FLUCHTE, WEIL DIESES KACKVERDAMMT WUNDERWUNDERSCHÖNE SPIEL MICH IN DEN WAHNSINN TRIEB.
Ein namenloser Held, ein Schwert und eine fantastische Welt. In meiner Vorstellung würde mich hier eine Mischung aus Zelda und Sword & Sworcery erwarten. Ein visuell beeindruckendes Action-Adventure. Und das stimmte auch, allerdings machte mir der Schwierigkeitsgrad einen Strich durch die Rechnung. Denn anstatt die Welt zu erkunden, starb ich immer und immer wieder. Verdammt, genau deswegen mied ich schon Titan Souls.
Was die einen als spielerisch spannend und erzählerisch geheimnisvoll bezeichnen, bezeichne ich als spielerisch frustrierend und erzählerisch kryptisch. Letzteres hätte ich durchaus genießen können, wenn das ständige Scheitern an Gegnern nicht so viel Raum einnähme. Ich wollte Hyper Light Drifter unbedingt lieben, musste nach etwa fünf Spielstunden jedoch eingestehen, dass wir nicht füreinander geschaffen waren. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich an einem Spiel die Zähne ausbeißt. Das war ich noch nie. Wer im Gegensatz zu mir für fordernde Bosskämpfe zu haben ist, wird mit Hyper Light Drifter einen Freund fürs Leben den Tod finden.
Overwatch (Windows, PS4, Xbox One)
Marcus Dittmar Bereits die ersten Minuten mit Overwatch machen eines deutlich: Dies ist kein direkter Nachfolger zu Lost Vikings. Ich würde sogar soweit gehen, Overwatch als ganz neues, eigenständiges Spiel zu bezeichnen. Also eigenständig im Sinne von Team Fortress mit Mikrotransaktionen. Also Team Fortress 2, quasi. Ich fange noch mal an: Battleborn entwickelt das Konzept von “Baby Born” sinnvoll weiter. Es lässt genügend Pausen zwischen den Kämpfen, um Pipi zu machen und am Fläschchen zu nippen. Auch kann man im Ingame-Shop neue Kleider für seine Lieblingspuppe kaufen, bis der Vati schließlich eine zweite Hypothek auf die beschauliche Doppelhaushälfte aufnehmen muss. Was bei diesem Titel jedoch wirklich positiv hervorsticht, ist die spürbare Individualität seiner Heldinnen und Helden. Für eine reine Schlafzimmer-Produktion von zwei Leuten sind diese wirklich wunderbar animiert und perfekt aufeinander abgestimmt. Nur die Einstiegshürde für Neuankömmlinge wirkt ungleichmäßig hoch.
Overwatch ist so ein Spiel, das ich zu hassen lieben würde, wenn ich es ausschließlich von außen betrachtete. Doch bin ich ihm nach einigen Stunden zumindest platonisch zugeneigt, weil ich zügig reingefunden und zumindest meistens auch das Gefühl habe, etwas zum Teamerfolg beitragen zu können. Und weil mich trotz des alleinigen Multiplayer-Fokus lediglich eine Beleidungung erreichte, die mit “Bad Healer” zudem vergleichsweise harmlos ausfiel. Das alles kann in einer Woche schon ganz anders aussehen. Aber das muss ja nicht zwingend was Schlechtes sein. Siehe Harald Glööckler. Ich habe bisher nur schlechte Beispiele freigeschaltet, sorry.
Doom (Windows, PS4, Xbox One)
Daniel Ziegener DOOM is back! Was wie ein abgegriffener Marketing-Slogan klingt, beschreibt den vierten Teil des Shooters aller Shooter erstaunlich gut. Das neue DOOM spielt sich so, wie das alte DOOM heute wohl aussehen würde. Wie jeher ist es schnell, brutal und hält sich nicht lange mit unnötigem Drumherum auf. Viele Markenzeichen des Originals wurden nahezu identisch übernommen, von der grün leuchtenden Rüstung bis zur “Exit”-Schaltfläche am Ende jedes Levels. Das neue DOOM ist nicht originell, aber ein gutes DOOM ist mehr, als irgendjemand nach der von Problemen geplagten Entwicklung hätte erwarten können.
Dass DOOM sich im Vergleich zu anderen aktuellen Shootern erfrischend anders anfühlt, liegt paradoxerweise daran, dass sein Design tief in dem 90ern verankert ist. Die Konzentration auf das Gameplay führt zu einem Verzicht auf eine “epische” Story. Statt vorprogrammierter Situationen schreibt jeder Marine seine eigene Geschichte, inszeniert sein eigenes Spektakel. Und die brutalen “Glory Kills” ringen diesem Spiel dabei sogar noch eine neue taktische Tiefe ab. Ganz konnte sich Entwickler id aktuellen Gamedesigntrends aber nicht widersetzen. Neben anachronistisch wirkender Lebensenergie und Powerups gibt es jetzt auch Erfahrungspunkte, Waffen-Upgrades, Collectibles, eine Karte mit Nebenmissionen und farbig markierte Kanten, an denen der Marine hochklettern kann.
DOOM ist eben keine Revolution des Genres, sondern das Reboot eines Klassikers. Id geht den Mittelweg zwischen Vergessenem und Erprobtem, statt gänzlich mit den Erwartungshaltungen an einen Shooter im Jahre 2016 zu brechen. DOOM meistert diesen schwierigen Balanceakt. Es strotzt nur so vor aus der Zeit gefallenem Machismo, den es es im Gegensatz zum plumpen Duke Nukem Forever auf genug selbstironischem Abstand hält, um nicht zur peinlichen Attitüde zu verkommen. Gleichzeitig nimmt sich selbst gerade noch ernst genug, um nicht zur Selbstparodie zu werden. Und doch bleibt doch das Gefühl, dass hier eine Chance vertan wurde. DOOM ist so kurzweilig, dass nach jubelnden Reviews eine Woche später nach der Veröffentlichung niemand mehr davon spricht. Dieser Titel verbindet Ideen von 1993 und 2016 miteinander, bringt aber selbst keine eigenen ein.
Uncharted 4 (PS4)
Kevin Wo Schönheit allein beeindrucken möchte, da ist der Geist unentfaltet geblieben. Sätze wie dieser lassen sich wohl nicht nur in jedem Heft der Brigitte finden, sondern beschreiben für mich auch gut die Uncharted-Reihe. Die Spektakelserie auf der PlayStation überzeugte so seit dem ersten Teil mit ihrer Grafikpracht, hinkte in den geistigen Bereichen wie der Grundgeschichte oder den Rätseln hingegen oftmals hinterher. Das machte die Spiele meiner Meinung nach zwar nicht zu schlechten Erlebnissen, aber auch nicht gerade zu guten…Spielen. Während ich den ersten und den zweiten Teil so noch komplett durchspielte, erfreute ich mich an dem dritten Teil auf YouTube, zusammen mit einer Schale Popcorn. Und bereute es im Nachhinein, dies nicht bereits mit den vorherigen Titeln getan zu haben. Uncharted 4 mag nun zwar alle seine Bausteine exzellent poliert haben und sich am ehesten wie ein Spiel anfühlen, aber selbst der beste Teil der Reihe ist immer noch typisch Uncharted. Und trotzdem mochte ich es deutlich mehr als seine Vorgänger.
Denn Uncharted 4 scheint sich endlich über seine Hauptstärke bewusst zu sein: Seine unglaubliche (äußere) Schönheit. Kein Spiel ist so detailverliebt wie Uncharted 4 und stellt diese Details so kompetent dar. Reissäcke entleeren sich während eines Schussgefechts und sacken in sich zusammen. Schlamm sammelt sich in den Reifen des Fahrzeuges und wird bei der Fahrt durch den Fluss wieder weggewaschen. Brusthaare schwingen im tropischen Wind. Das Spiel ist schlichtweg ein Traum für jeden (Hobby-)Fotografen. Und mit dem integrierten Fotomodus und einem (gefühlten?) Fokus auf ruhigere Abschnitte, in welchen die Szenerie und Atmosphäre bewundert werden können, unterstützt es diesen Traum wie noch nie. Dieser Modus wurde so für mich zu einem Hauptelement vom Spiel, einem Hauptelement, welches ich nicht einfach auf YouTube betrachten kann. Ein unentfalteter Geist kann mir so ausnahmsweise auch mal egal sein.
Die hier aufgeführten Spiele sollten ursprünglich in einzelnen Artikeln besprochen werden, doch leider kam es aus Zeitgründen nicht dazu. In der monatlichen Serie The Lost Levels präsentieren wir diesen ‚Überschuss‘ in Kurzform, damit die geleistete Vorarbeit nicht umsonst war. Außerdem wäre es schade, euch die geplanten Themen gänzlich vorzuenthalten.