Alphalevel: S.O.R.S.
Von der Spatially Offset Raman Spectroscopy erhoffen sich medizinische Fachkräfte auf der ganzen Welt, dass Krankheiten wie beispielsweise Diabetes oder Osteoporose einfacher zu entdecken sein werden. Das nach dieser neuartigen Scan-Methode benannte Spiel S.O.R.S. greift diesen Ansatz als zentrale Spielmechanik auf: Als neu eingestellter Arzt in einer Fachklinik erlernt man Schritt für Schritt das Ableuchten von Körpern sowie die korrekte Interpretation der Blutwerte. Dabei bleibt jedoch stets ein ungutes Gefühl. Irgendwas stimmt nicht.
Nach eigener Aussage des S.O.R.S.-Studios Science: Gamed soll ihr Spiel von Papers, Please inspiriert worden sein. Tatsächlich lassen sich einige Parallelen ausfindig machen. So ruft man in S.O.R.S. nacheinander Patient*Innen in den Raum hinein, analysiert ihre Krankenakte auf mögliche, generelle Gesundheitsprobleme und leuchtet abschließend ihre Körper ab, um komplexere Erkrankungen aufzudecken. Dabei gilt es, sich an dem Regelbuch zu orientieren, das klare Punktemuster für bestimmte Krankheitsbilder vorgibt. Weichen die festgestellten Werte zu stark von den als normal angesehenen ab, so muss die jeweilige Krankheit diagnostiziert und gegebenenfalls eine Anschlussbehandlung verordnet werden.
Wie in Papers, Please herrscht also im Endeffekt eine binäre Einteilung vor, nur dass hier eben nicht nach der Antwort auf die Frage “Ein- oder Ausreise?” gesucht wird, sondern auf “Krank oder gesund?”. Waren aber in Popes Werk noch gefälschte Auhentifizierungssiegel oder unstimmige Passbilder die Anzeichen dafür, dass etwas verkehrt läuft, gibt es in S.O.R.S. lediglich unstimmige Positionen von Punkten auf einem Diagramm. Wachsame Augen und ein gutes Erinnerungsvermögen sind die Grundvoraussetzungen für ein gutes Abschneiden.
“Scanning is an art, and it’ll take time to get good at it.”
(Michael Teo, Chefarzt in S.O.R.S.)
Doch auch die narrative Ebene, die in der aktuellen Demo leider nur bedingt in den Vordergrund rückt, weist eine Gemeinsamkeit mit der angegebenen Inspirationsquelle auf. So wie es die EZIC-Bewegung in Papers, Please gab, tritt auch in S.O.R.S. eine politische Untergrundbewegung in Erscheinung, die jedoch durch Hackangriffe auf sich aufmerksam macht. Ihr genaues Ziel bleibt derzeit noch unklar, doch man erhält von ihnen eMails, die darauf hindeuten, dass sie aktiv gegen die Überbevölkerung der Erde einschreiten wollen. Wie und warum, das wird nicht näher erläutert (außer im letzten Level der Demo-Version, das ich aber nicht spoilern möchte). Alles bleibt ein wenig diffus und mysteriös; man kann sich während des gesamten Verlaufs nie sicher sein, dass man tatsächlich das ‘Richtige’ tut, Hippokratischer Eid hin oder her.
Im Gegensatz zu Papers, Please inszeniert sich S.O.R.S. faktennäher, in einem gewissen Sinn sogar ‘realistischer’. Kürzere lexikalische Einträge umreißen die vorgestellten Erkrankungen in Hinsicht auf Ursprung und Symptome, sodass tatsächlich auch etwas gelernt werden kann, wenn gewünscht (Plague Inc. lässt freundlich grüßen). In der Demo lassen sich bislang neben lebensstilbedingten Leiden nur Diabetes und Osteoporose diagnostizieren; die Endfassung soll aber mit mindestens vier weiteren Krankheiten ausgestattet sein sowie mit vier verschiedenen Enden und der Möglichkeit, mit den Patient*Innen während der Diagnose zu kommunizieren. Ich bin jetzt schon gespannt, freue mich auf das Endprodukt und decke mich vorsichtshalber mit Hustensaft sowie Nasenspray ein. Ihr solltet selbiges tun, nachdem ihr euch die kostenlose Demo besorgt, sie durchgespielt und anschließend S.O.R.S. grünes Licht gegeben habt. Hatschi und Gesundheit!