Blade Rush

Blade Rush

Eigentlich müsste ich Blade Rush mögen. Ein cooler kleiner Puzzle-Plattformer, in dem ich als mächtiger Ninja von einem Gegner zum anderen fliege und dabei wie nebenbei tödliche Abgründe und andere Fallen überwinde – was könnte da schon schief gehen? Die Antwort ist schockierend einfach: Das dritte Level. Im dritten Level habe ich über den Zeitraum von rund 60 Minuten eine grundlegende Mechanik des Spiels partout nicht verstehen wollen. Dies ist die Geschichte eines Tobsuchtsanfalls.

Blade Rush beginnt einfach. Mein winziger Pixel-Ninja bildet den Mittelpunkt eines grünen Kreises, der seine Kampf-Reichweite markiert. Ist ein Gegner innerhalb dieses Kreises, brauche ich nur X zu drücken und schon ist er Geschichte. Darüber hinaus kann ich noch von Wänden abspringen. Im dritten Level soll ich nun von einem Gegner, den ich bereits in den Tod gerissen habe, noch einmal abspringen. Beim ersten Versuch scheitere ich, aber noch denke ich mir nichts dabei. Als ich auch nach zehnten Anlauf nicht begriffen habe, was ich machen soll, werde ich ungehalten. Ich schlage zum ersten Mal mit der Faust auf den Tisch.

Erwartungsgemäß löst meine Wut das Problem nicht. Einer meiner Lautsprecher kippt um. Er funktioniert plötzlich nichts mehr, der eigentlich motivierende Soundtrack des Spiels kommt nur noch von einer Seite. Wütend ziehe ich Stecker und versuche meine Stereo-Geräuschkulisse wieder zum Laufen zu bringen. Vergeblich. Wütender trete ich gegen meinen Computer. Sichtlich in seiner Funktion beeinträchtigt, heult der Lüfter auf. Ich habe Angst und fahre den Rechner herunter, bilde mir ein, er sei danach lauter als zuvor. Ich stampfe ins Bad und benetze mein Gesicht mit kaltem Wasser.

Blade Rush

Einige Tage später starte ich Blade Rush erneut. Ich scheitere an der gleichen Stelle und das Schauspiel könnte von vorn beginnen, würde ich nicht per Zufall etwas bemerken: Während mein kleiner Ninja mit dem Gegner durch die Gegend fliegt, muss ich einfach noch einmal auf eine Pfeiltaste drücken. Ganz einfach. Dann wird mir klar: Eigentlich ist mein Tobsuchtsanfall wie das Spiel selbst. Ich hüpfe von Katastrophe zu Katastrophe und am Ende sieht das Gesamtbild für Außenstehende irgendwie lustig aus. Im Ernst, Blade Rush macht Spaß. Aber ich werde es nie wieder anrühren.