Cook, Serve, Delicious!
Wer mit Leidenschaft dem Kochen oder dem Essen fröhnt und sich zugleich nach einer von jeglicher Melancholie befreiten Version von Spielen wie Papers, Please oder Cart Life sehnt, könnte Cook, Serve, Delicious! lieben! Der Hardcore-(Restaurant-)Koch-Simulator ist ein kleines Meisterwerk unter den Zeitmanagement-Spielen und vermochte es mich für Stunden an den virtuellen Herd zu fesseln.
Zunächst nimmt man die Arbeit in einer heruntergekommenen Imbiss-Bruchbude auf und darf mit dem großzügigen Basisbudget ein erstes Menü zusammenstellen — zwischen Bier, Brezeln und Steak ist alles dabei, auch wenn einige Speisen und Getränke zu Beginn noch nicht freischaltbar sind. Anzumerken ist hierbei, dass jede Speise eine Auswirkung bezüglich der Kundschaft ausübt. Während beispielsweise frischer Fisch zwar leicht zubereitbar ist und auch gutes Geld einbringt, verscheucht er wegen seinem Geruch in den Morgenstunden gerne mal die ersten Gäste. Auch Hamburger sind so eine Sache für sich: Durch ihren hohen Fettgehalt locken sie Ratten an und verursachen einen enormen Abwasch, im Gegenzug jedoch entlohnen die KundInnen diesen Umstand öfters mit einem hohen Trinkgeld. Das Menü will demnach gut durchdacht sein.
Ist das Menü dann erstmal ausgeklügelt, folgt mit dem Start des ersten Tages die eigentliche Krux für die kochfreudigen SpielerInnen: Bestellungen werden nicht etwa nur aufgenommen und dann serviert, sondern selbstverständlich auch per Hand gekocht. Cart Life-eske Züge entpuppen sich. So wird Bier zum Beispiel durch permanenten Druck auf die untere Pfeiltaste eingeschenkt, wobei jedoch darauf geachtet werden muss, dass kein Tropfen überschwappt. Bei Pizza müssen die Buchstabentasten, die für die einzelnen Zutaten stehen, korrekt eingegeben werden — danach wird die Pizza gebacken und kann erst danach serviert werden. Verbrennt sie jedoch, so sind die KundInnen verärgert und verlassen ohne zu bezahlen das Restaurant.
Das große Ziel hinter der ganzen Angelegenheit ist selbstverständlich, irgendwann mal ein lukratives Fünf-Sterne-Restaurant zu betreiben — und zwar mit allem, was dazu gehört: Hummer und Wein wollen später serviert, umständliche Suppenrezepte abgearbeitet, V.I.P.-Gäste betreut und Kochduelle ausgefochten werden. Dabei wird man jedoch mit vielerlei Hürden konfrontiert. Alle fünf Tage kommt eine Qualitätssicherheitsinspektorin vorbei und begutachtet das Geschehen, selten raubt auch ein Räuber am helllichten Tage die Gaststätte aus, und ein Verrückter namens Crazy Dave — man kennt seinen Namensvetter ja bereits — will einem ständig irgendwelche Wetten um die Ohren hauen. Das kann alles schon sehr stressen, ist aber dennoch alles in allem ein großer Spaßgarant. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist jedoch die gewisse Länge im Spiel selbst: Damit das Restaurant mal einen neuen Stern (und damit eine neue Fassade sowie eine weitere Anstellmöglichkeit für Gäste) erhält, dauert es mindestens 20 Tage; wer also unbedingt schnell vorankommen möchte, wird enttäuscht.
Trotz dieser kleinen Schwäche liebe ich Cook, Serve, Delicious!, weil es neben den die eigenen Multitasking-Fähigkeiten herausfordernden Spielemechaniken eine wundervolle, detailreiche Gestaltung besitzt. So wird man manchmal aufgefordert, den von KundInnen in sozialen Netzwerken hochgeladenen Essensfotografien einen Daumen nach oben zu geben — eine grandiose Parodie zur Instagram-Facebook-Essenskultur. Ebenfalls gibt es einen Dating-Service für Köche namens Cook4Luv, in dem man sich wahlweise mit männlichen oder weiblichen EssensfanatikerInnen im eigenen Restaurant verabreden kann, um ihnen ihr Lieblingsessen zuzubereiten. Oder seien es die kleinen Details wie ein kaufbarer Spamfilter oder die eMails von der fiktiven Crowdfunding-Plattform ClickNStart, in dem schon mal eine verbesserte Betriebstoilette oder ein Wunder-Schwamm beworben wird.
Ein Detail, dass ich noch hervorheben möchte, ist die Geschichte um den Namen eines Burgers in Cook, Serve, Delicious!: Entwickler David Galindo von Vertigo Gaming war ein großer Fan des Giant Bomb-Spielejournalisten Ryan Davis; dieser verstarb am 03.07.2013. Schon vor seinem Tod aber wurde ihm ein Hamburger-Rezept im Spiel gewidmet, wovon er — wie auch von dem Spiel selbst — sehr angetan war. Die Geschichte dahinter kann man hier nachlesen, es lohnt sich sehr. Es bleibt mir am Ende nichts weiter zu sagen, als dass es sich bei diesem Titel um ein ganz grandioses Spiel handelt, dessen Name Programm ist. Also los, zieht die Kochschürze an und bewaffnet euch mit einem Pfannenwender, denn jetzt heißt es: Cook, Serve, Delicious!