DeioS: Vorsicht, glitchig!

DEIOS

Es gibt Spiele, die sind so ambitioniert und sympathisch und einzigartig, dass man sie einfach um jeden Preis mögen möchte. DeioS ist eines davon. Das kleine Kunstspiel, von seinem australischen Entwickler als „Game Album Glitchventure“ bezeichnet, weckte hohe Erwartungen bei mir, nachdem ich den optisch wie musikalisch beeindruckenden Trailer gesehen hatte. Einem Spiel, das so wundervoll aussieht und klingt, gebe ich automatisch einen Vorschuss an Wohlwollen. Bei DeioS reichte dieser Vorschuss leider nur bis zum Ende des ersten Spielversuchs.

DeioS ist retro und avantgardistisch zugleich und könnte auch als Videoinstallation in einem Museum bestehen.

DeioS ist aber keine Installation, sondern ein Spiel. Und, wie sich zeigt, ein wenig friedvolles. Nach ein paar Sätzen über Conways Spiel des Lebens und irgendwas mit Gott lande ich in einem Waffenkonfigurator, mit dem ich aus einer Vielzahl von Einzelteilen meine Waffe baue. Die Beschreibung der Komponenten reicht von informativ bis absurd. Ich bin mir sehr unsicher, was ich mit Sätzen wie „Are you enviromentally frienship? A perfect for you“ anfangen soll und vermute, ich verstehe den Witz nicht.

DeioS

Zufriedenstellend bewaffnet betrete ich die Kampfarena, in der mich ein Gegner erwartet, der mit Feuerbällen wirft. Meine Aufgabe: Ausweichen und ohne Pause auf ihn schießen. Doch selbst unter Dauerbeschuss schmilzt sein großzügiger Lebensbalken so langsam, dass der Kampf zur Geduldsprobe wird. Spaß macht das leider nicht, zu sehen gibt es auch nicht viel – nur der beständig großartige Soundtrack tröstet mich ein wenig. Nachdem mein Gegner endlich erledigt ist, verhöhnt mich das Spiel mit dem Hinweis „Feels good doesnt it“, eine Feststellung, die kaum weniger wahr sein könnte, und konfrontiert mich mit Gegner Nummer zwei. Und hier endet meine Spielerfahrung schon wieder, denn diesen Gegner habe ich nicht ein einziges Mal besiegt. Er verfolgt mich mit unberechenbaren Riesensprüngen, und berührt er mich auch nur ein Mal, ist der Kampf verloren – und damit das ganze Spiel. Heißt: Ich „darf“ mir erneut eine Waffe konfigurieren und mich um den Schnarchgegner aus der ersten Runde kümmern. Permadeath at its worst. Ich quäle mich durch etliche Anläufe, kapituliere aber schließlich – die Langeweile obsiegt, mein Herz ist schwer. Was spielerisch, grafisch und musikalisch noch alles in DeioS steckt, bleibt mir leider verborgen.

DeioS

Ich habe kein Problem mit schweren Spielen oder mit Permadeath. Und ich mag Kunstspiele, die mehr mit dem Medium spielen als der Spieler mit ihnen. Trotzdem habe ich mit DeioS meine Probleme. Weil es so sehr von Grafik und Musik lebt – und es mir unnötig schwer macht, genau diese Aspekte zu erkunden und wertzuschätzen. Ist es Kunst, wenn es mich ohne Not quält? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass ich es wohl nicht mehr spielen werde. Und ich weiß, dass ich etwas verpasse, was ich gerne erlebt hätte. Kritik und Kaufempfehlung liegen in diesem Fall verdammt eng beieinander. Schon der beigefügte Soundtrack ist die rund fünf australischen Dollar locker wert, die das Spiel kostet, und es fällt mir schwer, DeioS nicht zu mögen, obwohl es mich offensichtlich hasst. Hoffentlich gibt es genügend geduldigere und geschicktere Menschen als mich, die DeioS sein Geheimnis entlocken können, ohne vor Wut an die Decke zu gehen. Insgeheim glaube ich nämlich immer noch, dass ich etwas Großes verpasst habe.