Elliot Quest: Insulare Pixelpracht
Wenn sich Zelda-Fans darüber streiten, welches Spiel wohl das beste der Serie sein mag, taucht ein Titel garantiert nie auf: Zelda II – The Adventure of Link. Bis heute gilt das Spiel als das schwarze Schaf der Reihe. Es verwendete die Draufsicht des ersten Teils nur noch für eine Weltkarte und wechselte in den Actionsequenzen in eine Sidescroller-Perspektive. Gleichzeitig führte es diverse Rollenspiel-Elemente ein, die bis heute untypisch für die Serie sind. Dennoch: Zelda II hat Fans. Einer davon heißt Luis Zuno. So sehr mag er Zelda II, dass er auf Kickstarter dafür warb, einen spirituellen Nachfolger programmieren zu dürfen. Bescheidene 4.000 Dollar verlangte er für sein Vorhaben, 5.915 landeten am Ende auf seinem Konto. Das Ergebnis trägt den Namen Elliot Quest.
Elliot Quest beginnt ähnlich unvermittelt wie sein Vorbild. Eine Story wird nur am Rande angeschnitten und erklärt sich vollständig nur für jene, die online danach suchen: irgendwas über Elliot, der nicht sterben kann, einen bösen Dämon, der dafür verantwortlich ist, eine verschwundene Geliebte und einen Fluch, der gebrochen werden muss. Dann wird der Spieler auch schon auf die Insel Urele losgelassen. In der Kartenansicht lassen sich verschiedene Bereiche betreten, das eigentliche Spielgeschehen findet dann, ganz wie bei Zelda II, in einer Sidescroller-Ansicht statt. Hier offenbart Elliot Quest eine seiner großen Stärken: die wunderschöne Pixelgrafik. Obwohl das Spiel in minimalistischer Retro-Grafik dargeboten wird, sieht kein Bildschirm aus wie ein anderer, jeder Gegner, jeder Stein wurde liebevoll gestaltet. Die optische Präsentation wird nur noch unterstrichen von einem enorm stimmungsvollen Soundtrack, der zusätzlich dafür sorgt, dass sich jeder Levelabschnitt anfühlt wie etwas Besonderes.
Durch diese fabelhafte Pixelwelt hüpft nun also Elliot, bewaffnet mit einem Bogen. Am Anfang fühlt sich das recht erbärmlich an, denn allzu kraftvoll wirken die abgeschossenen Pfeile nicht und allzu oft segnet der Protagonist das Zeitliche und wird an einem der relativ großzügig verteilten Checkpoints wiederbelebt – zum Preis von ein paar Erfahrungspunkten. Die wiederum gibt es von erlegten Gegnern. Hat sich genug davon angesammelt, steigt Elliot eine Stufe auf, dann darf der Spieler jeweils einen Punkt auf standardisierte Rollenspielfähigkeiten verteilen: Magie, Ausdauer, Kraft. Merklich voran kommt man so allerdings nicht, denn Spielfortschritt entsteht bei Elliot Quest durch das Auftreiben spezieller Schlüsselgegenstände. Hier braucht Elliot eine Bombe um weiterzukommen, da einen Doppelsprung, an anderer Stelle eine magische Fähigkeit – die beliebte Metroidvania-Formel. Natürlich gibt es besonders wertvolle Eigenschaften daher auch von Bossgegnern.
In seiner aktuellen Fassung hat Elliot Quest diverse Ecken und Kanten. So lässt sich das Fenster, in dem das Spiel läuft, zwar maximieren, nicht jedoch auf Vollbild umstellen. Ab und an tauchen auch während des Spielverlaufs ein paar Glitches auf, die in meinem Fall jedoch nie den Spielverlauf behindert haben. Am wenigsten kann ich mich noch mit dem Namen anfreunden – warum heißt das Spiel Elliot Quest? Müsste es nicht eigentlich Elliot’s Quest heißen? Egal, denn wenn Elliot zu stimmungsvoller Musik durch den Pixelsand stapft, wenn er zu fröhlicher Soundkulisse durch den Wald hüpft, zu beschaulichen Tönen durch die Stadt geht oder wenn er zu bloßen Soundeffekten durch einen bedrohlichen Sturm rennt, versinke ich in der Spielwelt.
Ich will wissen, wo es weitergeht. Wenn ich dann die Stelle gefunden habe, fühlt sich das immer an wie ein kleiner Triumph. Elliot Quest ist garantiert nichts für Ungeduldige. Das Spiel nimmt niemanden an die Hand. Da ist kein Tutorial und auch kein Stadtbewohner, der Hinweise gibt, welchen Ort Elliot als nächstes besuchen sollte. Da ist auch kein Pfeil, der in irgendeine Richtung deutet. Elliot Quest legt seinen Spielern stattdessen eine Welt zu Füßen, die es zu erkunden gilt – ganz ohne Wegweiser.