Alles wird aus Hack and Slay gemacht.
Direkt ins kalte Wasser geworfen, wird mir innerhalb weniger Minuten klar, dass ich in Furi nur durch häufiges Ertrinken das Schwimmen erlernen kann. Hier gibt es keine ausschweifenden Tutorials, kein Kanonenfutter, nur ausufernde Duelle mit überlegenen Gegnern, die jeden meiner Fehler bestrafen. Ein faszinierender und unerbittlicher Rausch aus Nah- und Fernkampf, Kugelhagel-Momenten und einer unterschwelligen Melancholie, die immer wieder auch die eigene Gnadenlosigkeit infrage stellt.
Angesiedelt ist das ganze Spektakel in einer Art Cyber-Gefängnis, aus dem der wortkarge und grimmig dreinblickende Protagonist, getrieben vom Karnickel aus Donnie Darko, auszubrechen versucht. Die ruhigen und überlangen Zwischensequenzen, die eher mäßig erfolgreich versuchen, die eigene Motivation für das ganze Herumgemorde zu erklären, kontrastieren die hektischen und adrenalingeschwängerten Zweikämpfe und nerven mich deswegen ungemein. Bei Tetris hat man schließlich auch dessen arcadigen Charakter respektiert und sich die traumatischen Kindheitserinnerungen des L-Stücks lieber für einen cineastischen Dreiteiler aufbewahrt. Wer will, kann hier dennoch eine gewisse “Shadow of the Colossus”-Atmosphäre nachempfinden, die jedoch bei Furi deutlich aufdringlicher und erzwungener wirkt.
Dass das Drumherum so massiv abfällt, liegt zu weiten Teilen aber auch daran, dass die spielerischen Momente so wahrhaftig großartig sind. Jeder Gegner erfordert blitzschnelle Reaktionen und ein Höchstmaß an Konzentration, reagiert auf die eigenen Angriffe und durchläuft mehrere Phasen, in denen ich mein Vorgehen wiederholt anpassen muss. Ausweichen, Blocken, Schuss aufladen oder Dauerfeuer, Sekundenbruchteile für Entscheidungen, die den Ausgang einer Begegnung bestimmen können. In diesen Augenblicken fallen die optische Kargheit und die Gründe, warum überhaupt das Schwert geschwungen wird, nicht mehr weiter ins Gewicht. Es ist ein Tunnel aus ästhetisierter Gewalt, treibendem Elektrogewubber und der Furcht vor dem falschen Knopfdruck. Wie der Tunnel Club auf St.Pauli also, nur in gut.
Wer trotz dieser kuschelig warmen Empfehlung noch unsicher ist, kann Furi – eine Playstation 4 und ein PS-Plus-Abonnement vorausgesetzt – noch den restlichen Juli über ohne weiteren Aufpreis herunterladen. Voll nett! So, nun muss ich aber los und den Kleinanzeigenzettel für meine Xbox One im REWE aufhängen.