Holz vor der Hütte: Busy Busy Beaver
Workaholics haben ein krankhaftes Verhältnis zu Arbeit und Leistung. Sie sind Perfektionisten, leben nur noch für ihren Beruf, arbeiten bis zur totalen Erschöpfung. Eine psychische Krankheit, von der überdurchschnittlich häufig Menschen in Führungspositionen oder Selbstständige betroffen sind. Nun haben Tiere gegenüber Menschen den Vorteil, keinen Berufen nachgehen zu müssen. Wer jedoch dachte, sie könnten deshalb nicht zu Workaholics werden, irrt. Beispiel Biber: Das zweitgrößte Nagetier der Welt kann nicht aufhören, Bäume umzunagen und das Holz zu verarbeiten. Entwickler Daniel Linssen widmete diesen bemitleidenden Existenzen daher ein Spiel: Busy Busy Beaver.
Ich übernehme darin die Kontrolle über Justin, einen einsamen Biber, der zunächst nur sein Haus ausbauen will. Dann stellt er jedoch fest, dass sich aus Holz noch weitere Dinge herstellen lassen und beginnt nach und nach damit, sein ganzes Umfeld wegzunagen. Die Herausforderung dabei ist es unter anderem, die Holzklötze in der 2D-Sidescroller-Umgebung in der richtigen Reihenfolge zu zerkauen. Ein zu gieriger Biber kommt am Ende möglicherweise an weiter oben gelegenes Holz nicht mehr heran, weil er Plattformen und natürlich gewachsene Treppen bereits zu Brettern und Holzspänen verarbeitet hat. Dazwischen warten mal mehr, mal weniger anspruchsvolle Jump’n’Run-Passagen.
Es dauert nicht lange, bis in mir Mitleid für Justin entsteht. Auf seinem Weg zum Heimwerkerkönig denkt er nur noch daran, woher er das Holz für sein neues Schlafzimmer oder sein Heimkino bekommt. Zeit für ein Privatleben bleibt da nicht, weshalb Justin wahrscheinlich auch eine Biberin fehlt, mit der er sein Bett teilen oder im Nagetierkino eine romantische Komödie ansehen könnte. Aber Justin ist eben selbstständiger Biber. Das ist sein Schicksal.