Hotline Trail
Ich habe nie so richtig verstanden, worin genau die große Freiheit besteht, die Motorradfahrer zu spüren glauben, wenn sie mit ihren Teufelsmaschinen durch Stadt und Land brettern. Ist es das Gefühl der Bewegungsfreiheit? Ich komme auch mit Bus und Bahn ganz gut überall hin. Vielleicht nicht in der Nacht und vielleicht nicht an die ganz entlegenen Orte, aber dafür gibt es ja Autos. Autos haben Sicherheitsgurte und Airbags, was sie bedeutend sicherer macht als Motorräder. Mit Hotline Trail schickt sich Przemysław “rezoner” Sikorski (Potato Lagoon) nun an, mir die Faszination des freien Fahrens freier Bürger doch noch begreiflich zu machen.
Hotline Trail begegnet mir als bockschweres Geschicklichkeitsspiel, das jeden meiner Fehler sofort bestraft. Den Verlauf der Straße sehe ich jeweils nur ein paar Spielmeter im Voraus. Den einzigen Hinweis auf das, was als nächstes kommt, erhalte ich von einem coolen 80er-Jahre-Sprecher. Halsbrecherische Slalom-Kurse reihen sich so an scheinbar sinnlose Kreisverkehre – unterbrochen nur von kurzen, aber dafür umso entspannenderen Streckenabschnitten, in denen ich den wunderbaren Soundtrack und die Silhouetten der Landschaft genießen kann.
Wie der typische Endless Runner lädt auch dieser Endless Driver nach jedem Bildschirmtod zum Neustart ein. So frustrierend dieses permanente Scheitern, so ansteckend sind auch die Neon-Farben der synthetischen Retro-Welt, in der Hotline Trail spielt. Vermutlich können sich deshalb auch zwei Spieler vor eine Tastatur klemmen und gegeneinander antreten. Eine mobile Version für Android gibt’s obendrauf. Wer Motorräder immer noch für zu gefährlich hält, darf übrigens gerne mit einem weniger tödlichen Micromachines-Auto an den Start gehen.