Hurt Me Plenty: Im Angesicht des Podex
“A short ‘n’ small game about spanking the heck out of some dude”
“Moralische” Entscheidungen sind ein Feld, mit dem sich Videospiele generell sehr schwer tun, sei es aufgrund der gängigen Schwarzweißmoralität, der niedrigen Anzahl an Wahlmöglichkeiten oder aufgrund des Mangels an etwaigen langfristigen Folgen. Wenn man nicht mehr oder weniger subtil in eine Richtung gedrängt wird, sei es durch mehr XP, bessere Goodies oder Achievements, wird einem die Wahl, sei es aufgrund der Situation oder anhand der “color-coded for your convenience!“-Antwortmöglichkeiten nur selten schwer gemacht.
Hurt Me Plenty dagegen, ein Popoversohl-Simulator von Robert Yang, wirft das Ganze über die Jahre angesammelte Entscheidungsgekröse einfach über den Haufen. Es versetzt uns in eine Situation, die zum einen für die meisten Menschen neu sein dürfte, und zum anderen mit der so typischen Paragon/Renegade-Moralität nicht so recht kompatibel ist. Wenn es darum geht, einem halb- bis ganz nackten Mann den Pöter zu hauen, gibt es kein gut/böse/Vanille mehr. Nach dem anfänglichen Ausmachen eines Safewords ist man auf sich gestellt: Hau ich, bis er “Poughkeepsie” schreit? Lieber sanfter anfangen, dann steigern? Oder doch lieber doller, weil die Arschphysik lustig aussieht?
Das Ding ist: Hurt Me Plenty endet nicht, wenn der Arschmann genug hat – Weiterhauen nach dem Safeword führt zu keinem Failstate. Erst wenn man freiwillig aufhört oder er völlig erschöpft zusammenbricht, ist Schluss, und während man dann die Verspannungen wegmassiert (und ich ertappte mich dabei, wie ich dabei meine Mouse streichelte), kriegt man das Feedback, was das Ganze dann doch noch von reinem Sandboxing unterscheidet. War man zu rücksichtslos, verhindert das Spiel den Zugang für mehrere Echtzeittage. Ob das jetzt auch das Aufdrängen der spieleigenen Moral auf den Spieler ist, darfst du dir selber aussuchen.