Not a Hero: Haddu Mördchen?

Der spannendste Kandidat bei der Wahl zum Britischen Unterhaus hat sie leider verschlafen. BunnyLord, ein sprechender Hase in schickem Zwirn aus der Zukunft, hat mit seiner im Vorfeld der Veröffentlichung des 2¼D-Deckungsplattformers Not a Hero geführten Wahlkampagne aber sowieso einiges durcheinandergebracht. Nicht nur strebte er ein inselweites, wenn nicht gar globales Bürgermeisteramt an, er entsandte auch noch einen Haufen kunterbunter Anti-Helden, die seine Umfragewerte durch das Bekämpfen der Kriminalität mit äußerster Brutalität beflügeln sollten. Kanonen statt Cameron, wenn man so will, und auch wenn daraus nichts geworden ist, kann man den spektakulären Wahlkampf nun noch einmal nacherleben.

Not A Hero

Zu Beginn war da nur Steve, der beste Freund des BunnyLords, der ihm bei seiner geplanten Machtübernahme zur Seite stand und sich für ihn die Finger schmutzig machte. Und zwar so richtig, denn mit einer Tube Dr. Beckmann wird man das ganze Blut kaum wieder aus der Kleidung bekommen haben. Äußerst agil gleitete Steve unter den Mobstern durch und exekutierte diese mit gnadenloser Präzision. Auf Finesse und Diskretion legte sein Auftraggeber jedoch wenig Wert, so dass sich Steve auch einem zunehmend durchschlagskräftigeren Arsenal bemächtigte, das er auf seinem Weg durch die Hochhauskorridore bei den vermeintlichen Verbrechern fand. Minen, Raketen oder explodierende Katzen unterstrichen die äußerste Konsequenz, mit welcher der lila Hase das Volk an die Urne locken wollte. Doch diese Urnen beinhalten nun statt euphorischen Zustimmungsbekundungen lediglich die Asche zahlreicher Kleinkrimineller.

gunfight

Dabei zeigte das harte Vorgehen zunächst durchaus Wirkung. Mit steigenden Umfragewerten gesellten sich immer illustrere Gestalten zum Wahlkampfteam, und jeder von ihnen hatte seine ganz eigenen Qualitäten. Wenn es besonders schnell gehen musste, vertraute BunnyLord auf die Waliserin Samatha, die auch während des Laufens ihre Waffe feuern und nachladen konnte. Bei besonders hartnäckigen Gegnern kam Cletus zum Einsatz, der durch Türen schießen konnte und mit seinem falschen schottischen Akzent auch außerhalb der Missionen für den einen oder anderen Lacher sorgte. Jeder für sich ein Unikat, doch letztlich bemühten sie dann doch alle dieselbe Vorgehensweise: in Deckung hechten und zum richtigen Zeitpunkt Köpfe platzen lassen.

Dass alles ging so schnell, nahtlos und rauschhaft vonstatten, dass man sich wie in einem übertrieben Hollywoodactionkracher vorkommen musste. Waren die Anweisungen des BunnyLords zunächst noch klar und verständlich, verkomplizierten sich die Ziele mit der immer näher rückenden Wahl. Seine professionelle Dilettantentruppe sah sich nicht mehr imstande dazu, all die extravaganten Wünsche zu erfüllen. Beim Sprengen einer Hanfplantage auch noch riesige Bienen einsammeln und Reportern ein Interview geben?! Beim Aufhängen von Wahlplakaten Geiseln retten und Kuchen stehlen?! Dieser Übermut sollte der Anfang vom Ende einer vielversprechenden politischen Karriere sein.

BunnyLord konnte die Wahl nicht gewinnen. Nicht nur, weil er erst mit einer Woche Verspätung wieder aufgetaucht ist, sondern weil seine treuesten Begleiter seinen immerzu wachsenden Ansprüchen nicht gewachsen waren. Not a Hero erzählt die Geschichte vom Aufstieg und Fall einer der schillerndsten Figuren, die das Britische Königreich seit dem Ende Monty Pythons zu Gesicht bekommen hat. Ein Gegengift für die Biederkeit und Selbstgerechtigkeit, die sonst aus den politischen Sphären des Inselstaats aufs europäische Festland herüberschwappt. Aber auch ein Mahnmal, dass mit Gewalt allein noch lange keine Wahl gewonnen wird. Schon gar nicht, wenn das Wahlvolk zeitgleich auf den dicken Bauch der Monarchie starrt und glaubt, eine bessere Zukunft werde einfach so geboren.