Nothing to Hide

Nothing to Hide

Wenn uns die NSA-Affäre etwas gelehrt hat, dann doch, dass es gut ist, dass jemand auf uns aufpasst. Denn wer nichts zu verbergen hat, braucht sich auch nicht davor fürchten, ausgespäht und überwacht zu werden – eine Regel, die für den Datenverkehr im Internet genauso gilt wie für die Kameraüberwachung auf öffentlichen Plätzen, vor Banken, Kaufhäusern, in U-Bahn-Haltestellen, Fußballstadien und an vielen weiteren Orten. Auch der Entwickler Nick Liow weiß das. Vermutlich hat er mit Nothing to Hide deshalb den Prototyp eines Spiels geschaffen, das das Stealth-Genre auf den Kopf stellt. Der Spieler muss sich nicht verstecken, er muss darauf achten, ständig überwacht zu werden. Ansonsten sprechen die Waffen.

Es mag zunächst anstrengend sein, sich ständig dem Blickwinkel der Kamera auszusetzen. Als Spieler entwickle ich aber bald eine Passion für die permanente Überwachung. So sehr, dass ich einige der Überwachungskameras sogar davontrage und sie an einer anderen Stelle wieder aufbaue, damit sie mich ständig sehen. Weil der Staat aber sparen muss, gibt es stets nur eine begrenzte Menge an Kameras. Wo sie stehen, will also gut geplant sein. Insofern wohnt Nothing to Hide eine ganz entzückende Zukunftsvision inne: Überwachung ist nicht mehr die Aufgabe des Staates, auch nicht mehr die Aufgabe neugieriger Nachbarn oder der Job irgendwelcher anonymer Internet-Datenkraken. Um seine Überwachung kümmert sich einfach jeder selbst! Nur so sind auch alle gleich sicher.