Retro City Rampage

Wir schreiben das Jahr 2002. Der kanadische Spieleentwickler und Tüftler Brian Provinciano fasst den verwegenen Plan, GTA III in abgespeckter Form und um eine Dimension gekürzt für das Nintendo Entertainment System zu kreieren. Um das GTA- Tribut Grand Theftendo aber überhaupt in Angriff nehmen zu können, muss sich Provinciano erst ein eigenes SDK – bestehend aus Hard- und Software – basteln. Das tat er dann auch und begann mit der Arbeit.

Die Jahre vergingen, und nachdem das 8Bit-Demake über die Möglichkeiten des NES hinauswuchs, entschied sich Brian Provinciano schließlich dafür, Grand Theftendo in Retro City Rampage umzubenennen und auf dem PC fortzuführen. 2009 gründerte der Kandadier schließlich das kleine Indiestudio Vblank Entertainment und arbeitete seitdem Vollzeit an dem Titel. Vor wenigen Tagen war es nun so weit und Retro City Rampage wurde auf die Menschheit losgelassen. Feuer frei!

Aber um was genau handelt es sich bei Retro City Rampage eigentlich? Der Kern des Spiels erinnert weiterhin stark an das klassische Grand Theft Auto (Teil 1 und 2), d.h. man streift in Vogelperspektive durch eine Stadt, erledigt Aufträge, stiftet Chaos und liefert sich Verfolgungsjagden und Schießeren mit den Hütern des Gesetzes. Das ist aber noch längst nicht alles.

Was 2002 als GTA-Hommage für die Homebrew-Szene begann, wurde schließlich eine Hommage an eine ganze Generation von Videospielen und Filmen. In der ersten Viertelstunde von Retro City Rampage hagelt es unaufhörlich Referenzen, die einem das Herz aufgehen lassen. Ich wurde regelrecht in einen Nostalgierausch versetzt. Commando trifft Mario trifft TMNT trifft Batman trifft Paperboy trifft ins Schwarze. Nach den Einstiegsmissionen wird es deutlich ruhiger in Bezug auf Tempo und Referenzdichte, dennoch gibt es immer wieder Dinge zu entdecken, die verdeutlichen, mit wie viel Liebe zum Detail Brian Provinciano ans Werk ging. Spätestens beim Besuch der Spielhalle in Theftropolis wollte ich den Kerl in meine Arme schließen, schließlich sind dort die (spielbaren) Automaten BIT.TRIP Runner und Virtual Meat Boy zu finden. Großartig. Und sonst so? 60 Missionen, 40 Arcade-Herausforderungen, 50 Fahrzeuge, 25 Waffen und allerlei Gimmicks wollen gefunden, gemeistert, zerstört und geschätzt werden. Hinzu kommt ein toller Chiptune-Sountrack mit einer Gesamtlänge von über zwei Stunden.

Retro City Rampage ist bestimmt nicht in jeder Hinsicht perfekt, aber Chris Plantes harscher Kritik (6/10 Punkte) am Spiel möchte ich widersprechen. Gut möglich, dass man die Referenzen ausbalancierter hätte verteilen können. Und ja, im Storymodus ist nicht alles Gold was pixelt. Aber unterm Strich empfinde ich Retro City Rampage als äußerst gelungenes Feuerwerk, das jeden Cent wert ist.

Retro City Rampage ist für PC, PSN und PS Vita zum Preis von $14,99 erhältlich. Portierungen für XBLA und WiiWare sollen folgen. Weitere Informationen gibt’s auf der offiziellen Webseite.

Randnotiz: Die deutsche Übersetzung im Spiel stammt vom Indieentwickler Andreas Zecher der hier schon u.a. mit seinem Spiel Spirits vertreten war.