Skyward Collapse

Die spannende Frage ist nicht, ob es einen Gott gibt. Das lässt sich sowieso nicht abschließend beantworten. Die spannende Frage lautet: Warum ist Gott so ein ausgemachtes Arschloch? Warum gibt es Kriege, Mord und Todschlag, wenn es für einen Gott doch so einfach wäre, sie zu verhindern? Warum gibt es Leid und Elend, warum Tod und Krankheit? Fragen, für deren Beantwortung die Menschheit im Laufe der Jahrtausende mehr als nur einen Lösungsansatz gefunden hat. Skyward Collapse liefert eine ganz eigene Antwort: Gott gibt sich alle Mühe, das Schlimmste zu verhindern… er ist nur leider ein ganz schlechter Rundenstratege.

Laut Steam habe ich 63 Minuten Skyward Collapse gespielt. Doch lasst euch gesagt sein: Steam lügt. Von diesen 63 Minuten habe ich 22 telefoniert (Hallo Mutti!), war 17 Minuten beim Abwasch und habe 3 Minuten auf Reddit verplempert. Bleiben also grob 20 Minuten, in denen ich am Tutorial von Skyward Collapses scheiterte.

Gar nicht schlimm, Verlieren kann ja auch Spaß machen”, sagt das Tutorial. Das gleiche Tutorial übrigens, das mich kurz zuvor zum Bau einer Elfenpriesterin gezwungen hatte, nur um mich anschließend zu verspotten. In einem ‘richtigen’ Match sollte man das niemals tun! Kein Wunder also, dass ich dem Tutorial skeptisch gegenüber stand. Und ich sollte recht behalten, auch dieses Mal hatte es mich belogen. Die Einführungsmission zu verlieren machte keinen Spaß, so gar nicht.

Red vs. Blue

Skyward Collapse verändert die klassische Formel von Aufbaustrategie und Göttersimulation dahingehend, dass man nicht eine Partei zu Ruhm und Reichtum führen muss, sondern gleich zwei konkurrierende Völker unter seinen Fittichen hat. Jeweils abwechselnd baut man für die rote und blaue Fraktion hübsche Gebäude mit Brettspiel-Charme wie Steinbrüche, Bauernhöfe und Kasernen. Letztere produzieren computergesteuerte Militäreinheiten, die entweder die eigenen Leute vor den einfallenden Banditenhorden verteidigen, oder schnurstracks losziehen um die andere Partei zu vernichten. Ziel des Spieles ist es nun, die Wirtschaft beider Völker so zu entwickeln, dass keines von beiden die Überhand gewinnen und das andere auslöschen kann. Natürlich sind die Militäreinheiten beider Seiten mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen ausgestattet, um das Herstellen eines Gleichgewichts der Kräfte zusätzlich zu erschweren.

Klingt doch gar nicht so schlecht, warum ich trotzdem nach 20 Minuten aufgegeben habe? 30 verschiedene Ressourcen und eine noch größere Anzahl von Gebäuden, die einem ab der ersten Minute ins Gesicht gehalten werden, wirken auf einen Gelegenheitsstrategen wie mich eher einschüchternd — besonders, wenn die Benutzeroberfläche an Programmierer-Kunst erinnert. Und wie hilfreich das Tutorial ist, hatte ich ja schon erwähnt.

Intro Comic Skyward Collapse

Mein größere Problem ist aber im Konzept selbst begründet. Denn dadurch, dass man nicht den Streit der beiden Parteien schlichtet, sondern ihn dauernd selbst konstruiert und neu verschärft, ist jeder Spielzug schrecklich unbefriedigend. Es ist wie Schach gegen sich selbst, bei dem man ein Remis herbei spielen soll. Gäbe es die bösen Banditen nicht, ich könnte einfach Wirtschaftsgebäude an Wirtschaftsgebäude setzen und alle würden glücklich und in Frieden leben.

Vermutlich tue ich Skyward Collapse schrecklich unrecht. Arcen Games kennen sich aus im Genre, AI-War – Fleet Command, ein noch viel komplexeres Monster, fand höchste Anerkennung bei Freunden und Freundinnen der gepflegten Strategie. Auch an AI-War bin ich nach wenigen Versuchen gescheitert und selbst das Versprechen, tausende von Raumschiffen – Raumschiffe! – kommandieren zu können, hat mich nicht nicht überzeugen können, mich in das Spiel einzuarbeiten. Ich weiß, dass mir da etwas entgeht.
Doch Skyward Collapse hat nicht einmal Laserwaffen, um mich bei der Stange zu halten.