slither.io – Das Dark Souls der Pausenspiele

slither.io - Das Dark Souls der Pausenspiele

Ich bin ein Wurm. Das meine ich nicht so selbsterniedrigend, wie es vielleicht klingt. Ich bin wortwörtlich ein Wurm. Zumindest in slither.io, dem aktuellen Liebling-Zeitvertreib des Internets. Ich bin aber nicht nur ein Wurm, sondern auch eine gnadenlose Tötungsmaschine. Ich vernichte, ohne mit der Wimper zu zucken, alle Würmer, die kleiner sind als ich. Und manchmal sogar die größeren.

Es war nicht immer so: In meinen ersten Versuchen war ich so naiv zu glauben, es gäbe in diesem Spiel keine Aggression. Die anderen Spieler und ich — wir wuseln einfach nur so durch die selbe Welt, versuchen uns auszuweichen und dabei möglichst viel zu fressen. Mein erster Tod war ein Versehen, haha, da sind wir wohl ineinander gekracht, was?! Sowas passiert. Als mir zum ersten Mal ein anderer Spieler absichtlich den Weg abschnitt, dachte ich, das sei halt das Internet und irgendjemand findet sich immer, um einem den Spaß zu verderben. Doch dann hat sich das alles geändert. Als ich bemerkte, dass sich tote Würmer in Wurmfutter verwandeln, verstand ich plötzlich, warum mir der Weg abgeschnitten wurde: Es hat einen Gegenspieler stärker gemacht.

slither.io - Das Dark Souls der Pausenspiele

Mir wurde klar, dass slither.io kein freundliches Spiel ist. Es ist so böse wie das Leben selbst: Um zu gewinnen, muss jemand anderes etwas verlieren. Ich änderte meine Namen in “xXx 360 NOSCOPE xXX” (sic) und … bekam einen ganz üblen Lachanfall, als ich nach nur einer Sekunde mit diesem Namen volle Kanne in einen plötzlich ins Bild rasenden Wurm krachte, und mir vorstellte, was dieser Spieler wohl gerade dachte. Zurück bei meinem üblichen Namen konnte ich mich selbst wieder ernst nehmen und begann meine Karriere als Killer. Mir war egal, ob die Spieler hinter den Würmern genauso friedlich und naiv waren, wie ich es noch vor einigen Minuten gewesen bin. Auch sie mussten lernen, dass das Leben als Wurm hart ist.

Ich wuchs und wuchs immer weiter, bis ich irgendwann sogar unter den fünf größten Würmern thronte, als mein Höhenflug abrupt endete. Todesursache: Hybris. Ich hatte meinen Feind unterschätzt, einen Wurm, kaum größer als ich es zu Anfang auch gewesen war. Durch meine Niederlage würde er wachsen und vielleicht selbst zum Vernichter von Wurmwelten werden. Ich unterdessen hatte alles verloren, was ich mir lange aufbaute und statt von vorne anzufangen, habe mich zur Ruhe gesetzt. Ich möchte kein Wurm mehr sein, der sich nur an anderen bereichern kann, für einen kurzen Moment flüchtigen Glücks.