The Cave

Seit 25 Jahren versucht Ron Gilbert — der Mann, der Piraten, Beleidigungen und Boris Schneider-Johne erfunden hat — The Cave zu entwickeln. Es ist sein inoffizieller Nachfolger zu Maniac Mansion, dem Spiel, das ganz nebenbei das Genre des Point&Click-Adventures begründete. Es ist der Versuch, ein Adventure auch auf einer Konsole spielbar zu machen und das Rätseln mit gleich mehreren steuerbaren Charakteren auf eine neue Ebene zu hieven. Es kann nur scheitern.

The Cave ist nicht perfekt. Es ist kein neues Monkey Island und es ist sehr fraglich, dass es jemals die Bedeutung eines Maniac Mansion einnehmen wird. Drei Helden aus einer Gruppe von sieben Figuren (Hillbilly, Ritter, Abenteurerin, Mönch, Horrorzwillinge, Zeitreisende, Wissenschaftlerin) müssen hier immer tiefer in die titelgebende Höhle geführt werden. The Cave steuert sich dabei zwar wie ein Plattformer, spielt sich aber wie ein klassisches Adventure: Benutze Batterie mit Hotdogmaschine, nimm Hotdog auf, benutze Hotdog mit Stachelgrube, schau zu, wie das Monster in die Falle tappt — nur, dass zwischen dem Benutzen, dem Sammeln, dem Kombinieren eben Hüpfen und Laufen steht, nicht Klicken und Warten. Neben dem Klicken ist auch ein anderes großes Element des Point&Click-Adventures dem Fortschritt gewichen: das Inventar. Jede der drei Figuren kann nur noch einen Gegenstand mit sich tragen und jeder Gegenstand wird meist nur für ein bestimmtes Rätsel benötigt.

Der Trugschluss, dem Gilbert bei The Cave aufgesessen ist, ist die Annahme, eine direktere Steuerung des Spiels würde ein Adventure spannender machen, es von einer langsamen Übung in Klicken und Denken zu einem schnellen, aktiven Abenteuer verwandeln. Das ist falsch. The Cave ist Warten, Denken, Hin- und Herlaufen und auf den Geistesblitz warten. Es mag sich steuern wie Limbo, aber es ist stellenweise genauso frustrierend und langsam wie Monkey Island. Das Fehlen des Inventarsystems trägt dazu sogar noch bei. The Cave macht es möglich, Gegenstände in einem Adventure zu verlieren. Die Lösung zum Rätsel wissen, nicht aber, wo man den Nachttopf mit Wasser abgestellt hat, weil man doch noch den Hammer aus der Küche brauchte, fühlt sich wie fünf Minuten in einer ganz persönlichen Adventure-Hölle an.

Und trotzdem: The Cave nach diesen Standards zu bewerten, würde bedeuten, The Cave nicht zu verstehen. Ron Gilbert hat das Adventure nicht neu erfunden — die Ehre gebührt zurzeit Designern wie Joshua Nuernberger, Vince Twelve, Telltale und Cardboard Computer — dafür aber ein wundervolles Spiel erschaffen. The Cave funktioniert nicht als Plattformer und auch nicht wirklich perfekt als Rätselspiel, dafür sind die Wege zu linear und die besonderen Fähigkeiten der Figuren einfach zu selten spürbar. Als Geschichte ist es aber so großartig wie Gilberts Meisterwerke. The Cave ist ein bitterböses Märchen über selbstsüchtige Helden, fantastisch erzählt von der Höhle selbst, einer sprechenden, sardonischen Geisterfigur im Spiel.

Die größte Leistung von The Cave ist es, die Niederträchtigkeit, aber auch die Motivation der sieben Helden durch Rätsel- und Leveldesign zu vermitteln. Wenn die bösen Zwillinge ihre Eltern ermorden wollen, weil sie sich von zu viel Elternliebe erdrosselt fühlen, dann ist das Haus, in dem man als Spieler eingesperrt ist, riesengroß und abgeschlossen und fast von allen gefährlichen Spielzeugen befreit. Die Frustration des feigen Ritters vor dem unsterblichen Drachen ist greifbar, wenn man statt des edlen Kampfes einen Schleichweg nehmen muss.

The Cave hat es sich zum Ziel gesetzt, das dunkle Herz eines jeden Heldens im Spiel zu beleuchten, und das schafft es famos — ganz egal, ob der Multiplayer-Modus ohne Splitscreen völlig sinnlos daherkommt oder nervige Grafikfehler den Spielfluss stören. Ich bin bereit, das in Kauf zu nehmen, dafür, dass Ron Gilbert mir hier ein Märchen in Spielform erzählen kann. The Cave ist so böse, so zynisch, so gemein und mit so einem großartigen Erzähler gesegnet, dass alle enttäuschten Erwartungen einer Adventure-Revolution dagegen einfach verpuffen.

Gewinnspiel

Fabian von SEGA war so freundlich, uns mit vier Downloadcodes (2x Steam, 2x PSN) und einem siebenteiligen Figurenset zu beschenken. Großzügig wie wir nun mal sind, reichen wir diese Gaben gerne weiter.

Wer einen Downloadcode gewinnen möchte, muss lediglich einen Kommentar unter diesem Artikel hinterlassen (nicht das bevorzugte System vergessen). Für das komplette Figurenset erwarten wir etwas mehr Einsatz: Wie würdet ihr euch anhören, wenn ihr eine Höhle wärt? Geht dafür zu Audioboo, nehmt euch als Höhle auf und teilt uns den Link in den Kommentaren mit. (Eine Auswahl davon präsentieren Manu und seine Mannen in Insert Moin, also gebt uns eure beste Höhle.)

Einsendeschluss ist morgen (Mittwoch) um 23:59 Uhr, der Rechtsweg kämpft wie eine Kuh.

Update: Das Gewinnspiel ist beendet. Die Gewinner wurden per Mail kontaktiert.