The Lost Levels: 06/2013
Werte informationsbegierige Zielgruppe, es folgt eine wichtige Dauerwerbeschrift: Bedingt durch die Abarbeitung eines schier endlosen Mini(malismus)-Spiele-Vorrats, den alltäglichen Bundle-Wahnsinn, die unethischen Klonexperimenten im Superkeller und Fabus grandiose Spionageaktion konnten auch diesen Monat nicht alle Aufgaben erledigt werden. Mit Unterstützung der liebenswürdigen Kollegen Filitz und Kogel präsentiere ich euch auch diesen Monat wieder einige interessante Perlen der digitalen Spielekultur, die nur sporadisch in unseren Blick gerieten. Willkommen bei der neuen Ausgabe von The Lost Levels.
Sanctum 2 (PC)
Dennis Sanctum 2 kombiniert Egoshooter mit Tower Defense. Bis zu vier Spieler müssen Horden von Gegnern vom Ansturm auf einen Energiekern abhalten, indem ihnen Mauern und Abwehrtürme in den Weg gebaut werden. Mit einem gekonnten Penisvergleich machte mich Quintin Smith schon vor Jahren heiß darauf, Sanctum auszuprobieren, aber nach nach nur zwei Levels stand für mich fest: Das ist ein Spiel, das ich mit Freunden spielen möchte. Und das geht leider nicht, denn ich habe ihnen bereits vor ein paar Wochen Monaco aufgeschwatzt und seitdem ist der Vertrauensbonus, was Indie-Multiplayerspiele angeht, weg. Kai, Alina, Trisha, Stefan, Iris: Sanctum 2 macht aber garantiert Spaß. Versprochen!
Goscurry (Unity)
Sebastian Was zunächst vom Klang her an eine scharf gewürzte Delikatesse aus Südasien erinnern mag, entpuppt sich als ein Flowgefühl erzeugendes Gelegenheitsspiel namens Goscurry. Während es derzeitig noch bei Steam auf das grüne Licht hofft, können SpielerInnen mit gutem Reaktionsvermögen bereits jetzt in der Alpha-Version durchstarten. Die Finger müssen über die Tasten fliegen, während sich die abzufahrende Strecke erst Schritt für Schritt und Beat für Beat enthüllt. Wie bei jeder Reise durch eine ebenso farbenfrohe wie gefährliche Galaxie gilt auch hier: Don’t panic!
Yeti Yeti Yeti Yeti (Flash)
Sebastian Ursprünglich versuchten wir, Reinhold Messner zu einem Experten-Artikel über das doch sehr bizarre Spiel Yeti Yeti Yeti Yeti zu gewinnen, doch leider war jede Bemühung vergebens. Niemand konnte mir bislang erklären, was genau ein Yeti, der an bösartigen Tumoren in der Gegend des Musculus corrugator supercilli erkrankt zu sein scheint, mit Hunde-Raupen-Hybridwesen zu treiben gedenkt. Jegliche Erzählkonvention scheint in den ewig kalten Gletschern der Gehirnzellenverdammnis verschollen zu sein. Sofern ihr euch immer noch in dieses Abenteuer stürzen möchtet, rate ich euch eins: Denkt wie dieses anmutige Wesen. Slobber, shriek!
Remembering (PC/Mac)
Sebastian Wer das Einzigartige an dem Explorationsspiel Remembering sucht, sollte vor allem dem Bruch mit einer der elementarsten Spieledesign-Traditionen besondere Aufmerksamkeit schenken: Die auditive Ebene ist hier der grafischen Aufbereitung gleichgestellt, teils empfinde ich sie sogar als wichtiger. Ob diese Erfahrung jedoch für alle SpielerInnen interessant sein kann, hängt von ihnen selbst ab. Durch die Anknüpfung an ihre Vorstellungskraft wird ihnen fast komplett die Verantwortung übertragen. Remembering ist so maximal als eine Art Wegweiser in eine fantastische Atmosphärenreise zu betrachten, nicht aber als Reiseführer.
Scrounger (HTML5)
Sebastian Wer Scrounger zum ersten Mal in Augenschein nimmt, dürfte sich an das Thema des 26. Ludum Dares erinnert fühlen: Minimalismus ist auch hier Programm. Ihr spielt einen leicht bewaffneten Pixelkerl, der scheinbar als einziger Mensch die ultimative Zombieapokalypsenkatastrophe überlebt hat. Jedoch würden die Untoten mit einem kulinarischen Drang nach Hirnmasse eben diesen Umstand gerne ändern, sodass ihr neben der notwendigen Konservendosensuche auch noch das alte Verstecken-Verriegeln-Umnieten-Spiel mitmachen müsst. Alles in allem ein netter Zeitvertreib, der jedoch schnell in eine Routine übergeht. Achtung: Damit ihr auf die Zombies zielen könnt, müsst ihr die Shift-Taste benutzen (und nicht etwa die Pfeiltaste, so wie ich es minutenlang probierte…)
Full Moon Rising (PC)
Sebastian Wer kennt das nicht: Man möchte mit der Liebsten ein kleines Stelldichein im Beinahe-Vollmondschein mitsamt vergnüglichem Geschlechtsakt arrangieren, schon rückt die Herzensdame mit ihrer zoophilen Neigung heraus. Als Mann von Welt nimmt man dies selbstverständlich gelassen hin und begibt sich auf die Suche nach einem Mondstein, damit man sich in einen Werwolf verwandeln kann. Diese lebensnahe Geschichte dient als Ausgangspunkt für den humorvollen Plattformer Full Moon Rising, in dem man nachts auf den Dächern der Stadt seinen Weg entlangspringt und dabei betrunkenen Pöblern, fiesen Fledermäusen sowie entladebedürftigen Zitteraalen ausweichen muss. Wundervoll.
Ballpoint Universe (PC)
Benjamin Habt ihr in der Schule oder Universität auch seitenweise Karopapier mit Raumschiffen, Grimassen und Schriftzügen vollgekritzelt, um euch von den Dingen abzulenken, die euch eure Lehrer beibringen wollten? Leo Dasso hat dies offenbar ausgiebig praktiziert. So ausgiebig, dass er seine Werke – dank Kickstarter – in ein Videospiel überführt hat. Ballpoint Universe ist ein Shoot-em-Up, ein Weltraumballerspiel mit brillianter Optik und katastrophalem Gameplay. Tolle Zeichnungen werden in repetitiven Levels verheizt, bei denen vor lauter schwarz-weißen Kritzelobjekten die lebenswichtige Unterscheidung zwischen gefährlichen Vordergrund von harmlosem Hintergrund kaum zu treffen ist. Ich vergeben zwei von fünf abgebrochenen Bleistiftminen.
Die hier aufgeführten Spiele sollten ursprünglich in einzelnen Artikeln besprochen werden, doch leider kam es aus Zeitgründen nicht dazu. In der monatlichen Serie The Lost Levels präsentieren wir diesen ‘Überschuss’ in Kurzform, damit die geleistete Vorarbeit nicht umsonst war. Außerdem wäre es schade, euch die geplanten Themen gänzlich vorzuenthalten.