The Lost Levels: 11/2013

The Lost Levels

Werte verschnupfte Zielgruppe, die Kältewelle erreicht nun auch deutschsprachige Gefilde nach einem milden Oktober. Die herannahende Kälte hat bereits Grippeviren mittels parabelflugartiger Wellen an das AutorInnenkollektiv Superlevels gesandt. Fabu tappte im Dunkeln, als er den Superlevel-Medikamentenschrank aufzufinden versuchte. Auch Markus’ Placebos zeigten keine Wirkung. Im Fieberwahn liegend überlegten wir, wo wir in vergangenen Zeiten Aspirin und Hustensaft auftrieben. ‘Vielleicht mit einem Notfall-Bringdienst nach Hause!‘, schlug Dom vor, doch auch die Telefonnummer war verschollen. Eine schier hoffnungslose Lage, könnte man meinen — doch wir halfen uns wie so oft mit dem einzig wahren Medikament: Liebe! Hach… Die lange Genesungszeit ließ jedoch leider auch dieses Mal wieder nicht zu, dass wir allen Spieleperlen des Oktobers ihre Huldigung zukommen lassen konnten — daher heißt es nun ein weiteres Mal: Willkommen bei der November-Ausgabe von The Lost Levels.

Olav & the Lute (PC/Browser)

Olav & the Lute

Sebastian Wer noch einmal sagt, dass es in Deutschland keine interessanten (Indie-)SpieleentwicklerInnen gäbe, bekommt gleich mal einen Satz heiße Ohren verpasst! Schließlich ließ sich Olav & the Lute vom Hamburger Design-Studenten Shelly Robin Alon vom vergleichsweise umstrittenen LucasArts-Titel Loom inspirieren und bringt damit eine kleine, wenn auch vergleichsweise erzähllose Besonderheit hervor. Mit einem schönen Grafikstil und einer auf Melodien basierenden Spielemechanik ausgestattet darf man sich hier für kurze Zeit in eine postapokalyptische, winterliche Welt begeben, in der es gilt Tonfolgen zu erkunden und damit nicht weniger als die Welt zu verändern. Ein Blick auf die frei verfügbare Browser– oder Download-Version des Debüt-Titels kann jedenfalls nicht schaden. “It’s not like something bad could happen, is it?”

Ironclad Tactics (PC/Mac)

Dennis Steampunkmechroboter mit Musketen kämpfen in rundenbasierten Kämpfen im amerikanischen Bürgerkrieg. Eigentlich bräuchte Ironclad Tactics keine weiteren Beschreibungen. Es ist aber auch das neue Spiel von Zachtronics Industries, den Machern hinter dem genialen Informatik-Puzzlespiel SpaceChem. Die Steampunkmechs werden vor jeder Schlacht aus einem Kartendeck zusammengestellt und versuchen in nicht-pausierbaren Rundenkämpfen von einer Seite des Schlachtfelds auf die andere zu kommen. Behindert werden sie dabei von gegnerischen Robotern, die wiederum aufgehalten werden, indem die eigenen Mechs mit Karten verstärkt werden. Dargestellt wird das mit ungemein schicken Cartoonfiguren, die unter den Füßen der Musketenmechs fallen.

Inescapable (PC/Mac)

Inescapable

Sebastian Das mit einem optionalen Kathodenstrahlröhrenbildschirm-Simulator ausgestattete Sidescroller-Adventure Inescapable bringt ein grandioses Retro-Spieleerlebnis hervor. Rangierend zwischen Lovecraftesker Narration und vergleichsweise simplem Spieledesign kann der Titel einige fesselnde Spielstunden hervorbringen, sofern das Einsammeln von Schlüsseln zum Weiterkommen nicht stört. Im Übrigen kann man dem Spiel auch grünes Licht bei Steam geben, wenn man Matt Fielding unterstützen möchte.

Eldritch (PC)

Dennis Weder der Cthulhu-Mythos noch Minecraft sind so wichtig für Eldritch, wie die Bilder aus dem Spiel glauben lassen: Es ist Spelunky aus der Egoperspektive mit zufallsgenerierten Levels, den Weeping Angels aus Doctor Who als Gegnern und unbarmherzigen Neustarts. Anders als Spelunky ist Eldritch aber kein schneller Arcade-Plattformer, sondern ein Stealth-Spiel. Viele Monster können nur umschlichen werden, was wiederum zu Durchläufen führt, die viel länger dauern werden als die Zeit, die man in Spelunky braucht, um auf Stacheln zu verenden. Die Dynamik aus Versuch und Irrtum mit schnellen Neustarts, die vielen Stealth-Spielen inneliegt, geht damit verloren. Wenn eine Stunde Spielzeit an einem riskanten Angriffsversuch auf Cthulhu-Tentakelmonster hängt, so überlege ich zwei Mal, ob ich mit Zauberkräften versuche, Dishonored im Minecraft-Look nachzustellen, oder ob ich nicht doch einfach weiter Spelunky auf der Vita spiele.

Postmortem (PC)

Postmortem

Sebastian Mit dem hochgreifenden Spruch “Think The Walking Dead meets Home and The Last Express, with a dash of To The Moon! wirbt das ambitionierte und textreiche Adventure Postmortem für sich. Als eine Art Geheimagent des Todes gilt es hier, das Schicksal einer ganzen Nation — und noch mehr — zu beeinflussen, indem eine Einzelperson ihr Leben lassen muss. Wer sich auf ein politisches Mysterium einlassen möchte, kann das Spiel im Beta-Stadium kostenlos herunterladen und sofort losknobeln; alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit die Entwickler auf derselben Seite mit einem optionalen Preis zu entlohnen oder das Spiel für 7,49 Euro auf Desura zu erwerben.

Bionic Dues (PC/Mac)

Dennis Eine Stadt, eine durchgedrehte Roboterarmee und nur 50 Tage voller taktischer Rundenkämpfe bis zur letzten Schacht. Bionic Dues klingt auf dem Papier wie XCOM mit Robotern oder einfach nur wie das Spiel, das den unheimlich sympathischen Entwicklern von Arcen Games (A Valley Without Wind) endlich zu einem Erfolg verhelfen könnte. Tut es natürlich nicht — es ist immer noch zu nischig. Die Grafik ist zwar nicht mehr auf Programmer-Art-Niveau, schreckt aber vor allem in Menüs Menschen mit Geschmack ab. Im Hauptmenü erklingt ein Song, wie gemacht für einen japanische Mecha-Anime. Arcen macht es nicht einfach, sie zu lieben. Es lohnt sich aber. Bionic Dues ist — wenn man das unheimlich unübersichtliche Roboterinventar verkraftet — ein absolut spannendes Spiel. Es ist ein rundenbasiertes RoguelikeXCOM, in dem für die Verteidigung der Stadt eigene Taktiken entwickelt und in kurzen Kämpfen eingesetzt werden müssen. Es sollte Arcens erfolgreichstes Spiel sein, es braucht nur ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

Fist of Awesome (PC/Mac)

Fist of Awesome

Sebastian Die Pest vom ansonsten grandiosen Sword and Sworcery war, dass es wie kaum ein anderer Titel in den letzten Jahren einen bestimmten Grafikstil derartig etablieren konnte (vielleicht abgesehen von Minecraft, aber das ist eine andere blockige Geschichte). Entweder man liebt diese Charaktergestaltung von Extremitäten mit einer Breite von einem Pixel — oder man hasst ihn eben. Ich habe mich persönlich langsam daran satt gesehen. Nichtsdestotrotz wartet das selbsternannte ‘Time-travelling-Lumberjack’em-up’ Fist of Awesome genau damit inklusive einem etwas wirren Setting auf: Um die Welt zu retten, müssen verrückt gewordene Waldbewohner wie Bären, Wölfe, Hirsche und selbstverständlich Dinosaurier verdroschen werden. Jagoda konnte die Steuerung zwar nicht leiden, aber hey, eine gute Sache hat das Spiel im Endeffekt ja doch: PETA wäre nämlich außerordentlich entzückt.

PixelJunk Shooter (PC/Mac/Linux)

Sebastian Was 2009 bereits für PSN erschien, wird nun auch in zehn Tagen nach Steam verfrachtet: PixelJunk Shooter erlebt seine Wiederkehr! Hier gilt es mittels Umgebungsmanipulation, sorgfältiger Überwachung der Landschaft und Pixelschießereien ein Team aus WissenschaftlerInnen vor Eindringlingen zu verteidigen. Das schön bunte Action-Spiel bietet 15 Level sowie die Möglichkeit eines lokalen Co-Op-Modus — also dann, auf geht’s zur erneuten Rettung des Elfenbeintunnels!


Die hier aufgeführten Spiele sollten ursprünglich in einzelnen Artikeln besprochen werden, doch leider kam es aus Zeitgründen nicht dazu. In der monatlichen Serie The Lost Levels präsentieren wir diesen ‘Überschuss’ in Kurzform, damit die geleistete Vorarbeit nicht umsonst war. Außerdem wäre es schade, euch die geplanten Themen gänzlich vorzuenthalten.