Vindicator – Uprising: Christopher Walken in Pixelform

Vindicator – Uprising

Im Jahr 1995 schuf Regisseur Gregory Widen den Film The Prophecy, der in der deutschen Synchronfassung den Titel God’s Army trug. Der Streifen erzählte eine wilde Räuberpistole über rebellierende Engel, die sich gegen ihren Herrn auflehnen. In der Hauptrolle: Christopher Walken als Erzengel Gabriel. Die Handlung ist wirr, absurd und äußerst gotteslästerlich. Gregorianische Choräle bildeten den musikalischen Hintergrund für ein filmisches Trash-Feuerwerk, das seinen biblischen Hintergrund als Fantasy-Romanvorlage versteht und aus Engeln so etwas macht wie unbesiegbare Himmelsterminatoren. Hätte es jemals eine NES-Umsetzung von God’s Army gegeben – sie sähe aus wie Vindicator – Uprising. Christopher Walken wäre allerdings nur acht Pixel hoch gewesen.

Das Entwicklerteam GamePhase hat mit Vindicator einen Retro-Plattformer programmiert, in dem der Spieler die Rolle eines Spezialagenten übernimmt, der gegen bösartige Engel kämpft. Die wiederum haben die Weltherrschaft an sich gerissen und wollen daher aus insgesamt neun verschiedenen Levels vertrieben werden. Allerdings sind sie deutlich weniger widerstandsfähig als die Superhelden-Engel in God’s Army, weshalb ihnen ein einfacher Schuss das potenziell endlose Leben aushaucht. Ein Level besteht dabei jeweils aus einem Bildschirm mit Plattformen und ein paar Leitern, wobei letztere eines der größten Probleme des Spiels sind. Denn eigentlich hat der Protagonist die Fähigkeit per Tastendruck feindlichen Speeren auszuweichen. Dummerweise wird die gleiche Taste benötigt, um Leitern hinabzusteigen, was immer wieder zu unverdienten Treffern führt.

Auch sonst hat Vindicator nicht allzu viel zu bieten. Abgesehen von den unnötigen Schwierigkeiten mit Leitern ist das Spiel zwar sauber programmiert und lässt sich flüssig steuern – es gibt aber keinerlei Besonderheiten. Die Geschichte spielt schon nach dem ersten Level kaum noch eine Rolle und die Choräle im Hintergrund zehren an den Nerven, zumal Vindicator verflucht schwer ist und Fehler gnadenlos bestraft. Wer stirbt, beginnt das Level von vorn, nach vier Leben ist das Spiel zu Ende. Das mag zu NES-Tagen ähnlich gewesen sein, aber immerhin gab es seinerzeit noch häufig die Motivation, den Rest eines großartigen Spiels sehen zu wollen. Mit den Levels von Vindicator ist es dagegen so wie mit den fünf Teilen von God’s Army: Hast du einen gesehen, hast du alle gesehen.