5 aus 15: Philip

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Jahr vorbei, Listenzeit! War ja auch gut was los in 2015. Und da – für manch einen sicher überraschend – Superlevel kein homogenes Konsensgeflecht ist, dessen Synapsen in Fabus Fingertätowierungen zusammenlaufen und per Telepathie ins WWW gelangen, darf in diesem Jahr jedes Teammitglied seine eigene Liste der persönlichen Spieleperlen zusammentragen. Dabei geht es ausschließlich darum, dass nichts ausgeschlossen wird. Doppelnennungen, Early Access, dieses Tennis-Spiel für den Virtua Boy, alles kann, nichts muss. Total crazy!

Wer will, darf natürlich auch gerne seine eigene Liste im Forum hinterlassen. Am Ende wird dann abgerechnet und die ultimative Leser-Top-5 erstellt. Habe ich schon erwähnt, dass wir von Buzzfeed geschluckt wurden? Guten Rutsch!


Grow Home

Grow Home

Grow Home ist ein Videospiel gewordener Brian-Eno-Song. Und ich mag Brian Eno. Sehr sogar. Dementsprechend schnell hatte mich auch Ubisofts putziger Adventure-Titel um den Finger gewickelt. So kontemplativ und frei die Klangstudien des Ambient-Altmeisters sein können, so spielt sich auch Grow Home. Meine einzige Aufgabe ist es nämlich, eine majestätisch mäanderndes Gewächs gen Himmel zu ziehen. Das klingt nicht nur nach Landwirtschafts-Simulator für Kiffer, das spielt sich mit seinem relaxten und auf Schauwerte getrimmten Gameplay tatsächlich auch so. Während einen viele Spiele mit Sidequests, Collectables und Trophies nerven, lässt Grow Home den Spieler einfach machen.

Wen dennoch der Ehrgeiz packt, der findet aber auch hier seine Herausforderung. Denn um das besagte Gewächs auf die notwendige Höhe zu bringen, gilt es den tollpatischigen Botanik-Droiden BUD in schwindelerregende Höhen zu manövrieren. Das ist in sofern clever gelöst, als dass der Spieler beim Klettern tatsächlich auch beide Arme inklusive Greifreflex koordinieren muss. Links. Rechts. Links Rechts. Das fordert und verleiht der eigentlich recht abwechslungsarmen Kernmechanik des Spiels ein angenehm organisches Handling.


Hotline Miami 2

Hotline Miami 2

Es wäre relativ einfach, den Hype um Hotline Miami 2 ausschließlich seiner ästhetischen Ausgestaltung zuzurechnen. Ja, der nostalgisch inszenierte Top-Down-Shooter gibt sich alle Mühe, die Schnittmengen der Hipster- und Pulp-Kultur maximal zu verdichten. Alleine der extrem geschmäcklerisch kuratierte Soundtrack trägt dieser Ambition mal wieder bis in letzter Konsequenz Rechnung. Doch hinter dieser hippen Fassade verbirgt sich zugleich auch ausgefeilter Gameplay-Apparat, dessen Mechaniken erbarmungslos die volle Aufmerksamkeit des Spielers einfordern und nur wenige Fehler verzeihen. Nein, eigentlich verzeihen sie gar keine Fehler. Glaubt mir. Ich bin in Hotline Miami gefühlt mehr Tode gestorben, als in allen anderen meiner Videospielen zusammen.

Trotz seiner actionlastigen Anmutung ist das Spiel im Kern viel mehr ein hochkomplexes Puzzle, dass sich nur durch beharrliches Grinden knacken lässt. Trail-And-Error ist hier alles. Bis ich erstmal weiß, dass mich hinter der fünften Tür eines Levels hungrige Kampfhunde zerfleischen werden, habe ich bereits an jeder der vorhergehenden Türen mindestens dreimal mein Leben gelassen. Mal vergesse ich den Laufweg eines patroullierenden Schlägers, dann verfehlt mein Wurfmesser mal wieder das Ziel. Irgendwas ist immer. Und solange quäle ich mich eben zu dem besten Videospiel-Soundtrack des Jahres in sadistischer Selbstgeißelung durch die bockschweren Level-Komplexe.


Dying Light

Dying Light 
Dying Light war dieses Jahr vielleicht so etwas wie mein ganz persönlicher Jackpot, denkt das Spiel des polnischen Entwicklers Techland doch endlich einmal all die Dinge zusammen, die auch zwingend zueinander gehören: Ein unverbrauchtes Setting, viel Raum für Prokrastination und brennende Stacheldraht-Macheten. Vor allem aber verpflichtet sich Dying Light einem angenehmen wie beunruhigenden Naturalismus, der im Survival-Horror-Genre leider viel zu selten geworden ist. Hier sind einem nämlich Zombies auf den Fersen, die wirklich Unbehagen zu verbreiten wissen und nicht nur durch eine möglichst bizarre Inszenierung auffallen – ja, ich schaue in deine Richtung, Resident Evil.

Die steile Lernkurve trägt ihr Übriges zu der beklemmenden Atmosphäre bei, denn wie in vielen Rollenspielen ist man auch hier zu Beginn selbst den kleinsten Widrigkeiten nahezu hilflos ausgeliefert. Um dieser chronischen Unterlegenheit etwas entgegenzusetzen, wendet Techland allerdings einen spannenden Kunstgriff an: Sie verleihen dem Spieler eine ausgeprägte Agilität. So kann ich mich in brenzligen Situationen blitzschnell an Hausfassaden hochziehen oder ganze Straßenschluchten mit einem beherzten Sprung überqueren. Das verleiht dem Spiel einen interessanten Dreh, der völlig neue Ansatzpunkte ermöglicht.


Monster Hunter 4 Ultimate

Monster Hunter 4 Ultimate

Die Monster Hunter-Reihe gilt gemeinhin als anspruchsvoll, sperrig und nur wenig zugänglich. Mit dem jüngsten 3DS-Ableger der Serie sollte diese Hürde zumindest ein wenig niedriger gesetzt werden, um auch Neulingen einen nicht ganz so frustrierenden Start zu gewähren. So durfte auch ich endlich mal erfahren, warum dieses Franchise in Japan eine derart ausgewachsene Anhängerschaft für sich beanspruchen kann: Das Kampfsystem ist fordernd aber auch extrem befriedigend, das Gelände für Handheld-Verhältnisse angenehm weitläufig und die Crafting-Komponente suchterregend wie eh und je. Monster Hunter 4 Ultimate vermittelt besser als jedes andere Spiel, dass die Ausrüstung der entscheidende Faktor für Sieg oder Niederlage ist. Dementsprechend oft habe mich in seitenlangen Inventarmenüs wiedergefunden, Unmengen an Loot wegsortiert oder das richtige Set-Up für die nächste Jagd konfiguriert. Und im Gegensatz zu vielen anderen Rollenspielen habe ich hier damit auch tatsächlich Spaß gehabt.

Monster Hunter 4 Ultimate legt keinen großen Wert auf eine raffiniert angelegte Geschichte, sondern zieht seinen Reiz vor allem aus dem motivierenden Wechselspiel von Jagd und Vorbereitung. Das mag nicht immer besonders abwechslungsreich sein, der notwendige Antrieb wird dabei aber immer irgendwie aufrecht erhalten. Nichts ist belohnender, als eines der immer hartnäckiger werdenden Biester nach einer ausgedehnten und nervenaufreibenden Verfolgung endlich zur Strecke zu bringen – fragt mal die Leute, die während einer entsprechenden Mission neben mir im Zug sitzen mussten. Das Spiel gibt einem das Gefühl, wirklich arbeiten zu müssen. Wenn dann nach langwieriger Vorbereitung alles in ineinandergreift, vergesse ich die zehn vorhergehenden Versuche umgehend. Und das muss man bei meiner knapp bemessenen Geduld erstmal schaffen.


Rainbow Six: Siege

Rainbow Six Siege

An dieser Stelle könnte eigentlich eine ganze Reihe an populären AAA-Titeln stehen, die in diesem Jahr erschienen sind und mich unzählige Stunden gefesselt haben. Doch egal ob wir über Fallout oder Metal Gear Solid reden – der Konsens ist für diese Spiele sowieso derart erschlagend, dass ich lieber über einen Titel sprechen möchte, der zwischen all den Blockbustern der vergangenen Monate nur verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit bekommen hat: Rainbow Six: Siege. Ubisofts Neuinterpretation des altgedienten Taktik-Urgesteins ist für mich nämlich nicht weniger als der beste Multiplayer-Titel des Jahres. Und zwar mit großem Abstand.

Dabei sprachen für mich zunächst alle Zeichen gegen eine langfristige Beschäftigung mit dem Titel, ist man in Rainbow Six: Siege doch komplett von seinen Mitstreitern abhängig. Nicht nur im spielerischen, sondern vor allem im kommunikativen Sinne. Heißt: Das Ganze geht nur auf, wenn man mit zumindest einigermaßen vertrauten Weggefährten in das Spiel einsteigt, ständig in Absprache steht und sich jeder seiner ungefähren Rolle bewusst ist. Doch wer diese Hürde nimmt, der bekommt Möglichkeiten an die Hand, die man so in noch keinem kompetitiven Multiplayer-Shooter gesehen hat. Ausspionieren, Täuschen, Isolieren, Ablenken – all diese taktischen Mittel sind hier nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern für den Erfolg essentiell.