How Dare You! #19: Luis Díaz Peralta alias Ludipe
Hinter dem Namen Ludipe verbirgt sich Luis Díaz Peralta. Der 22-jährige stammt gebürtig aus Albacete, Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz. Vor fünf Jahren zog er allerdings nach Madrid, wo er Mathematik studiert und als Lehrer der ganz besonderen Art arbeitet: Kindern und Jugendlichen bringt er Schach, Robotik und Spieleentwicklung bei.
Obwohl Luis programmieren kann, sieht er sich selbst nicht als Coder. Sein Steckenpferd ist das Spieldesign selbst, das Erdenken und Zusammenfügen von Ideen: “I love how artists and coders think and work, but what designer do blew my mind, it’s hard to conceive a greater creative experience.” Um sich diesem Aspekt vorrangig widmen zu können und die technische Ebene zu vernachlässigen, nutzt er hauptsächlich Construct 2 und den GameMaker.
Luis ist der Gründer des kleinen Indie-Studios AlPixel Games. Wer sich einmal sein Hauptprojekt Missing Translation angesehen hat, wird entdeckt haben, dass Luis ein besonderes Interesse an Sprache und Kommunikation pflegt. Für ihn besitzen auch Spiele eine ganz eigene, besondere Sprache, die es zu entdecken lohnt; sie begründet sich auf der Medialität: “I do think games have their own language. I’m talking about actions and player input, that’s what sets us apart from books or movies. Here the consumer can interact with the product through the gamepad, the touchscreen or the keyboard; he is communicating using his actions and the game replies with more actions. It’s like having a silent conversation, and that’s pretty awesome.”
Trotz seines Studiums, seiner kleinen Nebenjobs und der Arbeit an Missing Translation findet Luis’ Arbeitswut kein Ende. Bereits über zwanzig Spiele hat er mittlerweile herausgebracht, und das, obwohl er noch gar nicht so lange in diesem wunderbaren Feld tätig ist: “I started making games two years ago, so I’m still a newbie, but I’m trying as hard as I can to be able to do it for a living. I keep making lots of game, networking and teaching myself how to use more tools. Sleeping is for the weak!”
Tatsächlich versucht er jeden Monat an einem anderen Gamejam teilzunehmen, hat er doch zum Beispiel einen Tag vor dem Start des 32. Ludum Dares noch The night Henry Allen died für den Adventure Jam fertiggestellt. Er ist ein unglaublich ehrgeiziger Mensch mit einem bewundernswerten Eifer. Ist doch mal kein für ihn interessanter Gamejam im Gange, so stellt er sich einfach selbst kleine private Herausforderungen – ein Projekt in einem halben oder ganzen Tag fertigstellen, nur um sich in Form zu halten? Für Luis ist das mittlerweile eine ganz normale Übung.
Das erste Mal nahm er im April 2013 am Ludum Dare teil, was für ihn eine ganz besondere Erfahrung bedeutete. Nicht etwa, weil sein humorvoller Plattformer Exit das erste Spiel war, dessen Entwicklung er jemals beendet hat, sondern weil ein anderes Team einen großen Erfolg feiern durfte: “The guys from Deconstructeam got famous on that one for making Gods Will Be Watching and that had a huge impact on me. The fact that a spanish team had made something that awesome motivated me to keep making games.” Den weiteren Kreis der Menschen, die einen besonderen Einfluss auf seine Arbeiten ausgeübt haben, ergänzt er noch mit den Namen Hayao Miyazaki, Jonathan Blow, Terry Pratchett und Jan Willem Nijman von Vlambeer.
Eine Besonderheit an seinen früheren Arbeiten wie The Hero’s Journey oder The sidekicks ist, dass sie oft in einem einzigen Raum oder einer stark eingegrenzten Welt verortet sind. Auch wenn er diesen Fokus weiterhin sehr schätzt, versucht er langsam aus seinen eigenen Konventionen auszubrechen und im Zuge dessen einen komplett eigenen Stil zu finden.
Luis zeigt sich damit willig zu ergründen, wie sich seine Spiele verändern, wenn er größere Plätze zur Verfügung stellt; das konnte man nun in seinem letzten “Ludum Dare”-Beitrag Do as I say feststellen. In dem Puzzle-Plattformer geht es darum, durch geschickte Anweisungen kleine Blockwesen an die richtige Stelle hinzubewegen. Dabei scheinen mit jedem neuen Level die Ortschaften größer und damit auch die Rätsel komplexer zu werden.
Luis liebt es zu netzwerken, andere Personen mit innovativen Ideen kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. So erstellte er für das letzte Ludum Dare eine Skype-Gruppe, zu der alle möglichen spanischen Spieleentwickler*Innen eingeladen waren, einfach nur um Spaß zu haben, Screenshots miteinander zu teilen und sich gegenseitig zu helfen. Ansonsten bereitet er sich auf eine sehr bodenständige Weise vor: “I usually wake up around 7 a.m., check the theme, take a shower and make some tea. Then I start doodling ideas on my notebook and after about an hour I turn on the computer and start working. Once I’ve started, all I can think about is my game.” Für diejenigen unter euch, die nun die Lust auf ein Tässchen Tee und das eine oder andere Stündchen Programmierarbeit packt, hat Luis zum Abschied noch eine Bitte:
“Just try to do something that feels personal, don’t try to copy another game. Go wild and make something original, something creative that feels authentic. Take a part of you and put it in the game… But polish it, try to keep it bug free and easy to learn because I’ll want to play it!”