PaRappa the Rapper: Remaster of Disaster
Yo! Mehr musste man in den 90ern nicht sagen, um eindeutig als Rapper identifiziert zu werden. Es war die Zeit der Unschuld im Hip-Hop, als Nana beim Drive-by-Shooting noch mit einer Erbsenpistole auf Cappuccino schoss und Kool Savas Texte mit seinem Schniedelwutz schrieb (TUPAC LEBT UND ICH WILL NICHTS ANDERSLAUTENDES HÖREN!). Aus dieser sprechgesängischen Einfachheit heraus ward auch PaRappa the Rapper geboren. Der uneheliche Sohn von Der Wolf und der Frau, die Freitags nie konnte, begeisterte im Jahre 1996 ein rhythmusfremdes Spielepublikum mit seinem Kindergarten-Flow und MC Behämmerten Texten. 21 Jahre später taucht er nun nach einer Schönheitsoperation in der „Was macht eigentlich..?“-Spalte des Playstation Stores wieder auf und streicht mit einem Kackepinsel einmal quer über die unbekümmerten Kindheitserinnerungen.
Gesichter der Entfremdung
PaRappa the Rapper war und ist ein wahrhaft unterirdisches Rhythmusspiel, dem zwar zu Recht eine Vorreiterrolle für das nach wie vor nicht aus der Mode gekommene Knopfdrücken-im-Takt-Spielprinzip zugesprochen werden kann, doch dessen tatsächliche Umsetzung ähnlich misslungen wirkt, wie die zahlreichen Comeback-Versuche von Vanilla Ice. Klar, irgendwie ist es schon ganz niedlich, wie der räudige Köter versucht, das pollenverstopfte Herz einer Sonnenblume für sich zu öffnen, indem er “rappend” Karateunterricht bei einer Zwiebel nimmt, bei einer Kuh den Führerschein macht oder auf dem Flohmarkt so tut, als hätte er schon einmal einen Joint aus der Nähe gesehen. Und ja, die Lieder, so stumpf sie auch sein mögen, hinterlassen ganz schön fiese Haken im Gehörgang. Doch kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass hier eine dysfunktionale Spielmechanik einer Ästhetik übergestülpt wurde, die an das tschechische Kinderfernsehen aus einer Zeit erinnert, als man noch aus alter Gewohnheit Tschechoslowakei sagte. Der Charme, den dieses Spiel vor zwei Dekaden noch versprüht haben mag, er erschließt sich mir nicht mehr.
Hauptgründe hierfür sind die asynchrone visuelle Darstellung des Gehörten und das miserable akustische Feedback über die eigene Spielleistung. Es ist ein Jammer, dass Sony beim Remaster – abseits der Unterstützung moderner Auflösungen und der daraus resultierenden schärferen Bilddarstellung – keinerlei weiteren Feinschliff vorgenommen hat, sodass die Probleme des Originals mittlerweile drei weitere Konsolengenerationen mitgetragen werden. Als jemand, der sich als durchaus rhythmusspielaffin bezeichnen würde, treibt es mich schlichtweg in den Wahnsinn, wenn die Button-Einblendungen neben dem eigentlichen Takt liegen oder abgehakt klingende Rap-Parts besser bewertet werden als offenkundig fließende. Und ich denke nicht, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass solche Nachlässigkeiten so unausstehliche Rapnasen wie Drake oder Medikamenten Manfred überhaupt erst möglich gemacht haben. Ich halte das sogar für eine sehr konservative Einschätzung, wenn ich ehrlich bin.
Also hebt eure Mittelfinger für PaRappa, Schlepper und jene Bauernfänger, die mit unseren nostalgischen Gefühlen spielen und durch solch lauwarme Neuauflagen unbedingt offenlegen müssen, mit wie wenig wir uns einst zufrieden gegeben haben! Ich meine, sechs Lieder, dann ist hier Schluss. Da hatte meine Maxi-CD von Charly Lownoise & Mental Theo ja mehr Abwechslung zu bieten. Warum ich die damals geil fand, kann ich mir heute auch nicht mehr so recht erklären.